Essen-Heidhausen. Im Februar soll im Rat eine Entscheidung über die Brachen an der Barkohlen- und Jacobsallee fallen. Die SPD in der Bezirksvertretung 9 äußert harte Kritik.
Zwei Brachflächen im Bereich Barkhovenallee/Jacobsallee sollen bebaut werden. Die ersten Pläne dazu wurden bereits 2017 in den politischen Gremien diskutiert. Jetzt, im Februar 2025, soll der Rat endlich den Bebauungsplan für diese in städtischer Hand befindlichen Areale beschließen.
Ein langer Weg, an dessen Ende es noch immer viele Kritikpunkte gibt, wie sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung 9 gezeigt hat. Das Gremium hat zwar keine Änderungsrecht, kann aber dem Fachausschuss und dem Rat Bedenken mit auf den Weg geben.
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Die Fraktionen CDU und FDP haben keine Bedenken geäußert, die SPD hat sogar sehr viele Bedenken. Auch die Grünen in der BV können mit dem vorgelegten Bebauungsplan nicht wirklich warm werden, gleichwohl ihre Fraktion im Rat mit der CDU eine Gestaltungskoalition bildet (und ein mehrheitlicher Beschluss für den Bebauungsplanentwurf daher erwartbar ist).
Preisgünstiger Wohnraum für den Stadtteil Heidhausen fehlt
SPD-Vertreter Heinz Schnetger fasste in der Bezirksvertretung noch einmal die wichtigsten Kritikpunkte zusammen. Vor allem auf das Fehlen bezahlbaren Wohnraums machte er aufmerksam: „In Heidhausen gibt es 3310 Wohnungen, davon sind weniger als zehn öffentlich gefördert; was da nottut, ist in einem angespannten Wohnungsmarkt wie Essen selbsterklärend. Sollte man meinen.“ Stattdessen werde im Verlauf der politischen Diskussionen durch CDU und Grüne das Angebot verknappt, indem die Zahl der Wohneinheiten von 75 auf 54 im aktuellen Planungsentwurf gesenkt und dabei die Anzahl der Geschosswohnungen von 54 auf 36 reduziert wurden. Das seien „veritable 30 Prozent weniger als der Vorschlag der Verwaltung“.
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Schnetger: „Wir brauchen mehr Wohnraum, vor allem preisgünstigen Wohnraum in Heidhausen, nicht weniger. Und dies umso mehr, weil sich die Zahl der geförderten Bestandswohnungen im gesamten Stadtgebiet drastisch verringert.“ Nun greife Schwarz-Grün allerdings „tief in die Kommunikations-Trickkiste“, wie Schnetger es nennt. „Die neue Erzählung heißt: Es gibt jetzt 60 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen statt bisher 30 Prozent.“ Das suggeriere eine Verdoppelung des öffentlich geförderten Wohnraums, erweise sich bei genauerem Hinsehen als „Mogelpackung“. Die geförderten Wohnungen verdoppelten sich keineswegs, „sondern es kommen lediglich fünf hinzu“.
Kritisiert wird ein schlechter Umgang mit der knappen Ressource Boden
Auch beim Thema Ressourcen lässt Heinz Schnetger kein gutes Haar am Bebauungsplanentwurf. In der ersten Vorlage habe jede Wohneinheit 226 qm Grundstücksfläche beansprucht, in der von Schwarz-Grün gewünschten Variante beanspruche jede Wohneinheit 342 qm, „das ist ein um 66 Prozent größerer Flächenverbrauch je Wohneinheit“. Schnetger hält fest: „Dieser B-Plan zeigt einen schlechten Umgang mit der knappen Ressource Boden, die dazu noch in städtischer Hand ist.“
„Dieser B-Plan zeigt einen schlechten Umgang mit der knappen Ressource Boden, die dazu noch in städtischer Hand ist.“
Man könne letztlich diesem politisch von Schwarz-Grün so gewollten Bebauungsplan nicht zustimmen. Schnetger: „Damit es kein Missverständnis gibt: Wir möchten preisgünstigen Wohnungsbau auch an dieser Stelle und zwar mehr, besonders mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt und diejenigen, die preiswerten Wohnungsbau im Essener Süden suchen.“
Ratsgruppe befürchtet Dauerstau und hohe Feinstaubbelastung
Von einer anderen politischen Richtung kommt ebenfalls Kritik an der Bebauung der Grundstücke. Die Ratsgruppe Tierschutz im Rat der Stadt meldet sich zu Wort. „Damit wird wieder ein großes Baugebiet mit zu erwartendem erheblichem Kfz-Quellverkehr im oberen Heidhausen geschaffen, bevor ein Verkehrskonzept zur Regelung des tagtäglichen Verkehrswahnsinns im Nadelöhr Werden gefunden worden ist“, unterstreicht die Heidhauser Ratsfrau Elisabeth Maria van Heesch-Orgass die Problemlage.
Nach Auffassung der Ratsgruppe bedeute dies weiter Dauerstau und hohe Feinstaubbelastung vor allem im Ortskern von Werden, in Brück- und Abteistraße. „Wir bleiben bei unserer seit Jahren konsequent vertretenen Position: keine neuen Baugebiete in Heidhausen, bevor das Verkehrsproblem Nadelöhr Werden nicht konzeptionell nachhaltig gelöst ist“, unterstreicht die Werdener Ratsfrau Simone Trauten-Malek.
Die Verbauung der potenziellen Ausbaureservefläche der Grundschule an der Jacobsallee halten die Ratsmitglieder von Tierschutz Essen zudem generell für eine Fehlplanung. Wer Neubaugebiete schaffe, müsse auch ausreichende kindgerecht nahe Grundschulplätze vorhalten. „Die Bezeichnung der ins Visier genommenen Fläche als Hundewiese oder Brachfläche soll das Vorhaben beschönigen, ändert aber nichts am Faktum der notwendigen Ausbaureservefläche neben der Grundschule, die verbaut werden soll.“ Diese sei wichtig auch im Hinblick auf die weiteren Bauvorhaben der Stadt im oberen Heidhausen, so van Heesch-Orgass.
Der Bebauungsplan für die Flächen in Heidhausen wird im Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen am 6. Februar diskutiert sowie im Rat der Stadt am 26. Februar entschieden.
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