essen-Heidhausen. . Der Bauboom im Essener Süden greift auch im Stadtteil Heidhausen – aber es fehlt die notwendige Infrastruktur. Die CDU fragte bei Bürgern nach.

Der Bundestagsabgeordnete fröstelt ein wenig. „Ganz schön kalt.“ Also geht Matthias Hauer kurzerhand zum Kiosk und holt eine Fuhre Kaffee. Zum Aufwärmen. Dabei bleiben heiße Diskussionen nicht aus am Gesprächsstand der CDU vor dem Heidhauser Rathaus. Mittendrin ein Bundespolitiker ohne Berührungsängste: „Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen über das, was sie bewegt. Was gebraucht wird. Darum muss es uns gehen.“

Unweit des höchsten Punktes der Stadt Essen findet sich der Golfplatz, der alte Fußballplatz liegt verwaist im Volkswald. Heidhausen hat Turn- und Tennisverein, eine sehr aktive Freiwillige Feuerwehr, die Begegnung Camillo.

„Es gibt hier auch keine Geschäfte mehr“

Das war es dann auch schon so ziemlich. Kamillanerpater Dietmar Weber warnte schon vor Jahren, dass sich Heidhausen immer mehr zur Schlafstadt entwickle: „Was ich vermisse, sind die kleineren Ausgehmöglichkeiten. Vieles ist mittlerweile geschlossen. Es gibt hier auch keine Geschäfte mehr.“

Die Infrastruktur des Stadtteils kommt nicht mehr mit. Viele Grundstücke werden bebaut, der südliche Rand der Großstadt Essen boomt, ist besonders bei jungen Familien beliebt. Doch wie finden Alteingesessene und neue Bewohner zusammen? Es fehlt an Begegnungsmöglichkeiten, hat die CDU in Heidhausen festgestellt. Einst gab es so etwas wie ein Ortszentrum rund ums Rathaus. Dies möchte Ortsverbandsvorsitzender Yannick Lubisch wieder aktivieren: „Der Heidhauser Platz liegt uns sehr am Herzen. Wir hatten hier tolle und angeregte Gespräche. Die Stimmen häufen sich: Hier sollte ein kleines Café her, ein Biergarten, die Idee einer Boulebahn fand großen Anklang.“ Bezirksvertreter Stephan Sülzer: „Wir denken über einen Wochenmarkt zum Feierabend nach. Diese Idee kommt übrigens bei den Heidhausern sehr gut an.“

Ein Wochenmarkt zum Feierabend

Das „Heiligenhüsken“ an der Barkhovenallee bedürfte einer Auffrischung, sagt Alfred Kleinfeldt: „Um den Gedenkstein für Theodor Mintrop müssen wir uns auch dringend kümmern.“ Direkt vor dem Rathaus weist Kleinfeldt auf die schlanke Stele, die an die erschreckend vielen Heidhauser Gefallenen des ersten Weltkrieges erinnert. An der Wetterseite ist der Beton schon weggefressen und das blanke Moniereisen zu sehen. Herrscht hier Umsturzgefahr?

Walburga Fleischer weist auf die Jacobsallee hin: „Völlig kaputt. Das verursachen die vielen Baustellenfahrzeuge, die hier in Richtung Grüne Harfe langdonnern. Eine Zumutung. Die Straße muss saniert werden. Dafür müsste nach dem Verursacherprinzip Thyssen-Krupp aufkommen und nicht etwa die Anwohner.“ Auf der anderen Seite der B224: „Die Arbeiten der Stadtwerke am Brakeler Wald ziehen sich schon seit über einem Jahr. Dabei ist hier die Zufahrt zur Feuerwehr.“

Wohnhäuser werden auf der „Hundewiese“ gebaut

Auf der benachbarten „Hundewiese“ werden bald Wohnhäuser gebaut. Nebenan sollen dringend benötige Plätze für Kinderbetreuung geschaffen werden. Die Kita wird kommen, so viel scheint gewiss. Die Elternschaft fordert auch vehement einen Ausbau der aus allen Nähten platzenden Grundschule. Vor allem für den Offenen Ganztag fehlen Räumlichkeiten, sagt Barbara Bause. Eine große Sorge bleibt der Pavillon. Er gilt als asbestverseucht, der Boden gibt nach. Die Nachtspeicheröfen fallen entweder aus oder werden so heiß, dass schon Tornister und Jacken geschmolzen sind.

Es liegen Pläne vor für einen Neubau, der sich über das Gelände des maroden Pavillons und etwa ein Drittel der Wiese erstrecken würde. Mit zusätzlichen Klassenräumen, einer Cafeteria und viel Bewegungsfläche für die Kinder.

Die Hilfe muss vor Ort ankommen

Wieso das so lange dauert mit der nötigen Renovierung von Schulen, erklärt Matthias Hauer: „Die Auftragsbücher der Handwerker sind voll. Die knapp besetzte Verwaltung kommt mit dem Planen gar nicht mehr nach. Doch der Druck ist groß, die Schulen müssen schnellstens saniert oder eben neu gebaut werden, das gilt besonders für die Toiletten. Daher haben wir im Bund reagiert und 3,5 Milliarden Euro bereit gestellt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, nun muss die Hilfe auch vor Ort ankommen.“

Die Heidhauser Rathausuhr

Bernhard Kahmann beschäftigt sich besonders mit dem Heidhauser Rathaus und mit dessen repräsentativer Uhr.

Sie steht seit Jahren auf zehn nach Zwölf, nun möchte sich Kahmann dafür stark machen, das Uhrwerk wieder in Gang zu setzen.

Es soll gesammelt werden, denn um die 3000 Euro werde es schon kosten.