Essen-Werden. Ein druckfrisches Büchlein lädt nicht nur Kinder dazu ein, den alten Stadtteil mit den vielen Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Darum geht es.
Ganz schön frech prahlt „Lütti“ und krächzt: „Ohne mich gäbe es euer Werden möglicherweise gar nicht.“ Ob der äußerst selbstbewusste Ganter, dessen Name sich von Ludgerus ableitet, dem Gründer des Abteistädtchens, da nicht den Schnabel ein wenig zu voll nimmt? Er ist einer der Protagonisten des druckfrischen Büchleins „Wir entdecken Werden!“ und fröhlicher Begleiter von Amara und Madita. Die Mädchen möchten ihrem Freund Ben den Stadtteil zeigen. Gegründet im Jahr 799 und sowas von alt. Und dennoch lebendig und voller spannender Dinge, wie die Kinder nun herausfinden.
Dabei hilft ihnen Stadtführer Peter, dessen Figur übrigens dem real existierenden Peter Bankmann nachempfunden ist, der regelmäßig Gruppen durch die Werdener Gassen führt: „Bis heute gibt es Legenden, was der Heilige Ludgerus mit Hilfe von Gänsen vollbracht haben soll.“ Ein kurzweiliger Rundgang mit 21 Stationen führt vom Treidelplatz aus vorbei an Gartenhaus Dingerkus, Folkwang Universität, Basilika, Rathaus, Luciuskirche, Stauwehr, und endet auf der Brehminsel.
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Macher wollen Kindern Geschichte und Sehenswürdigkeiten von Essen-Werden vermitteln
Natürlich schauen sich die Kinder die „Kemnate“ an, das schmalste Haus im alten Werden. Und lernen Erstaunliches über die Ruhrschifffahrt mit ihren von Pferden gezogenen Aaken. Die Kinder sind verblüfft: „Werden war mal eine richtige kleine Hafenstadt.“ Sie lernen auch, dass früher die Leinweber Tücher, Bettwäsche, Kleidung herstellten und so für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgten.
Dass es zu diesem lehrreichen, aber vor allem flott verfassten Büchlein kam, ist zwei „Machern“ zu verdanken. Evelina Muntendorf, Leiterin des Zentrums 60 plus an der Heckstraße, und Rolf Sachtleben, über Jahrzehnte Geschäftsführer des Werdener Werberings, möchten Kindern die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten des Stadtteils Werden vermitteln und sie dazu einladen, ihre Umgebung zu erkunden.
Büchlein für Essen-Werden: Mit Gans „Lütti“ durch den Stadtteil
Muntendorf-Tochter Madita hatte das an ihrer Kita verteilte Büchlein „Unterwegs mit Balduin und den See-Kids in Heisingen“ nach Hause gebracht. Drei Kinder und ein Hund erkunden den Stadtteil, treffen zwei Ortshistorikerinnen, die ihnen besondere Orte zeigen. Ähnlich ist das Werdener Büchlein aufgezogen, wenn auch den tierischen Part eine Gans übernommen hat. Da Evelina Muntendorf wusste, wie engagiert Rolf Sachtleben für „seinen“ Stadtteil brennt, wie gerne er liebevoller Großvater ist, war ihr klar, dass sie ihm dieses Heftchen im Pixie-Format ans Herz legen müsse: „Warum gibt es sowas nicht auch für Werden?“
Flugs steckten die beiden die Köpfe zusammen und Sachtleben nutzte seine Verbindungen: „Mit Nicole Cub habe ich schon so viel zusammen gemacht, zum Beispiel das Design der Werden-Flyer. Sie hat das Layout übernommen.“ Sachtleben brachte auch Ebru Dolap ins Spiel. Die Werdenerin ist begeisterte Fotografin. Mit der Kamera im Anschlag durchstreifte sie das Abteistädtchen und lichtete Sehens- und Bemerkenswertes ab. Über Nicole Cub kam Anja Ricken hinzu, die der Gans „Lütti“ und auch den handelnden Personen zeichnerisch Leben einhauchte.
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18-jährige Essenerin verfasste die Texte im Buch
Den Text verfasste Hannah Willaschek, 18-jährige Enkeltochter von Rolf Sachtleben, mit dem Abi in der Tasche und einem Faible fürs Schreiben. Der Großvater erzählt stolz: „Die Hannah verfasst zu Familienfeiern tolle Gedichte, die uns derart rühren, dass wir eine Packung Taschentücher benötigen. Die kann das. Da war ich mir sowas von sicher.“ Die Enkelin schaut den Opa etwas spöttisch an, gibt aber zu: „Eines meiner Hobbys ist Lesen.“ Und Sprachen. So geht es demnächst für drei Monate ins spanische Bilbao, um dort in einer Sprachschule ihr Spanisch zu verbessern, aber auch um Schüler zu betreuen.
Hannah Willaschek fand die richtige Mischung: „Wir hatten Dritt- und Viertklässler im Blick. Da nimmt man doch heimatkundliche Themen durch. Wir wollten natürlich keine komplizierten Ausdrücke einbringen, aber bestimmt auch kein Baby-Sprech.“ Sie sei den Rundgang immer wieder gedanklich durchgegangen: „Was muss unbedingt rein? Auf jeden Fall die Brehminsel. Der Spielplatz dort war immer cool.“
Offizielle Vorstellung am 22. Januar
Evelina Muntendorf und Rolf Sachtleben fanden in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Kulturverein Werden finanzielle Unterstützer wie Bezirksvertretung, Sparkasse, Werdener Geschäftsleute. Ein „Heimatscheck“ des Landes half sehr, so Muntendorf: „Das ist ein richtiger Möglichmacher.“ Auch Sachtleben lächelt zufrieden: „Mal schauen, ob eine 2. Auflage nötig wird. Ich hoffe, dass dieses Büchlein Kinderstadtteilführungen durch Werden anregt, wie es sie zum Beispiel im Kulturhauptstadtjahr 2010 gab.“
Die offizielle Vorstellung von „Wir entdecken Werden!“ findet am Mittwoch, 22. Januar, um 17.30 Uhr im Mariengymnasium Essen-Werden an der Brückstraße 108 statt. Alle Kinder, Eltern, Großeltern und Interessierte sind eingeladen, das Büchlein kennenzulernen. Zu Gast wird auch Muchtar Al Ghusain sein, Essener Dezernent für Jugend, Bildung und Kultur. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die 4.000 Exemplare sollen kostenfrei an den Grundschulen und Kitas verteilt werden und auch an prominenten Stellen in Werden ausliegen.
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