Essen. Im Hauptberuf Schornsteinfeger, im Ehrenamt Feuerwehrmann mit Leib und Seele: Michael Wagner gehörte zur Freiwilligen Feuerwehr in Essen.

„Michael Wagner war einer von uns“: So trauern die Freiwilligen der Feuerwehr Horst-Eiberg um ihren Kameraden. Der 56-Jährige ist nach langem Kampf gegen den Krebs gestorben. „Mit großer Betroffenheit sind unsere Gedanken bei seiner Familie, der wir in dieser schweren Zeit viel Kraft und Trost wünschen“, formulieren die Ehrenamtlichen aus Horst-Eiberg in ihrem Nachruf – und erinnern auch an einen Freund.

Vor rund 15 Jahren kam Michael Wagner zu ihnen, dessen Weg 1982 bei der Jugendfeuerwehr in Hattingen begonnen hatte: „Michael war seit dem 25. Juni 2009 ein angesehenes Mitglied der Löschgruppe Horst-Eiberg“, schreiben seine Kameraden über den Feuerwehrmann, der sich seit Mitte 2011 bis zum Sommer des Vorjahres mit großem Engagement als stellvertretender Löschgruppenführer für die Einheit eingesetzt und diese auf verschiedenen Ebenen repräsentiert habe.

Verstorbener Feuerwehrmann war im Hauptberuf Schornsteinfeger-Meister

Der Alltag der ehrenamtlichen Einsatzkräfte heißt vor allem, dann auszurücken, wenn andere schlafen oder feiern. Die Freiwilligen werden bei Einsätzen wie Bränden, Unfällen oder Sturmfolgen von der Hauptwache an der Eisernen Hand alarmiert, sind dafür wochentags zwischen 17 und 6 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr einsatzbereit. In Essen sind es insgesamt mehr als 500 Ehrenamtliche, die neben ihrem regulären Beruf die Berufsfeuerwehr unterstützen. In Horst-Eiberg sind derzeit 28 freiwillige Feuerwehrleute aktiv. Für Bürger ist kein Unterschied zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen erkennbar.

Seit 2009 gehörte Michael Wagner (2. v. li.) zur Freiwilligen Feuerwehr in Horst-Eiberg, hier ist er mit dem Leiter René Schubert (li.) und weiteren Kameraden 2020 auf der Wache am Schultenweg.
Seit 2009 gehörte Michael Wagner (2. v. li.) zur Freiwilligen Feuerwehr in Horst-Eiberg, hier ist er mit dem Leiter René Schubert (li.) und weiteren Kameraden 2020 auf der Wache am Schultenweg. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Michael Wagner war im Hauptberuf Schornsteinfeger-Meister, hatte selbst zweimal Glück, als er zweimal den richtigen Stammzellenspender fand. Der Familienvater wurde nach der ersten Stammzellenspende gesund und auch diensttauglich, tat wieder das, was er stets tat, so berichten es seine Kameraden: Er half, wenn andere in Not geraten waren. Bis zum erneuten Schicksalsschlag: Als der Krebs 2023 zurückkam, bangten sie alle nicht nur um ihn, sondern packten erneut an und beteiligten sich an Hilfsaktionen, die die Einsatzkräfte in Bochum organisierten.

In der Nachbarstadt war Michael Wagner Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Eppendorf-Höntrop, in Essen war er Stellvertreter von René Schubert. Er leitet die Freiwillige Feuerwehr Horst-Eiberg und hat noch genau die Worte im Kopf, als Michael Wagner ihn das erste Mal anrief und sagte, dass seine Blutwerte nicht stimmten. Als René Schubert dann im vergangenen Jahr die schlechte Nachricht zum dritten Mal vernahm, machte ihn das fassungslos und traurig zugleich. Michael Wagner sei dann auf eigenen Wunsch Mitte des Jahres in der Funktion als Stellvertreter ausgeschieden, erinnert sich René Schubert.

Die Feuerwehrmänner aus Essen und Bochum waren Fußballfans von Rot-Weiss Essen und dem VfL Bochum

Verbunden haben die beiden nicht nur die Einsätze bei der Feuerwehr, sondern auch private Gemeinsamkeiten. Fußball etwa. So nahmen sich beiden Fans René Schubert (Rot-Weiss Essen) und Michael Wagner (VfL Bochum) gegenseitig mit ins Stadion. Am 14. September waren sie noch an der Hafenstraße, als die Krankheit längst zurückgekehrt war: „Genau vier Monate später ist Michael gestorben“, sagt René Schubert und zollt ihm großen Respekt – nicht zuletzt für die enorme Stärke, mit der er die Nachricht über seinen nahenden Tod angenommen habe. „Er war stark, bis zur letzten Stunde.“

Vor allem aber bleibt ihm sein Kamerad wegen der Eigenschaften im Gedächtnis, für die ihn alle schätzten. Er war der Feuerwehrmann, der eines Tages auf dem Hof ihrer Wache am Schultenweg stand und von da an zu ihnen gehörte. Der stets hilfsbereit war, lebensfroh und offen.

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„Für seine herausragenden Verdienste in seiner Feuerwehr-Karriere wurde ihm vom Amtsleiter der Feuerwehr Bochum das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber verliehen“, schreiben die Horster und Eiberger auch in ihrem Nachruf. Das sei eine Anerkennung für seine besondere Hingabe und seinen vorbildlichen Einsatz gewesen. Als Feuerwehrmann mit Leib und Seele, so beschrieb René Schubert seinen Stellvertreter einst. In Horst-Eiberg ist er bis zum letzten Tag Mitglied gewesen. Seine Kameraden und Freunde werden ihn schmerzlich vermissen – „als einen von uns“.

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