Essen. Süßwaren-Outlets haben Konjunktur. Allein in Essens Fußgängerzone gibt es schon vier. Wie billig sie sind. Wie sie arbeiten. Was es dort gibt.
Schon vier so genannte „Süßigkeiten-Outlets“ gibt es mittlerweile in Essens Innenstadt. Auch in den Stadtteilen verbreiten sich die schlichten Discount-Geschäfte weiter: Zuletzt sorgte im Dezember ein neuer Bahlsen-Keks-Outlet im Bamler-Einkaufspark (Altenessen) für Aufmerksamkeit.
In der Essener Fußgängerzone ist eins der prominentesten Ladenlokale aus alten „Einkaufsstadt“-Zeiten seit März 2024 ein „Süßwaren-Outlet“: Direkt am Tor zur Innenstadt, am Willy-Brandt-Platz beziehungsweise dem Beginn der Kettwiger Straße, wird keine Mode mehr verkauft wie vorher von „Sinn“ und davor über Jahrzehnte vom Herrenausstatter „Anson‘s“, sondern: In den Schaufenstern stehen schmucklose Paletten mit Chips-Tüten, 250 Gramm Paprika-Aroma für 1,49 Euro.
„Je schlechter die Lage ist, desto mehr kaufen die Leute Süßes“, sagt der Bochumer Geschäftsmann Zadek Salhioui, der seit 2019 „Süßwaren-Outlets“ in ganz NRW betreibt. Vorher verkaufte er knapp zehn Jahre lang beliebige Sonderposten, ehe er sich auf Süßwaren spezialisierte: „Im November 2019 haben wir das Outlet in der Essener Rathaus-Galerie aufgemacht.“ Es war das erste seiner Art in der Innenstadt. Mittlerweile gibt es einen Mitbewerber, das Oberhausener Unternehmen „Lecker Lecker“, das auf der Kettwiger Straße und auf der Limbecker Straße ebenfalls Süßwaren zu vergleichsweise niedrigen Preisen anbietet.
Vorurteil: Bonbon-Discounter verkaufen Ware mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum
Um mit einem Vorurteil aufzuräumen: Solche Süßigkeiten-Discounter bieten keine Waren mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum an. „Manche Produkte haben eine geringe Haltbarkeit und das Mindesthaltbarkeitsdatum nähert sich, diese Produkte sind aber entsprechend gekennzeichnet“, sagt Salhioui.
Beispiel: In seinem „Outlet“ im ehemaligen „Anson‘s“ gibt es derzeit dicke Tüten mit Lindt-Schokokugeln aus dem vergangenen Weihnachtsgeschäft; die Tüte für 6,99 Euro. Ansonsten ganz normale Ware, die es das ganze Jahr über zu kaufen gibt: Schallplattengroße „Merci“-Tafeln (54 Riegel) für 12,99 oder „Nippon“-Puffreis für 1,49; verkauft wird direkt aus den Kartons der Hersteller, die Ware steht auf Paletten. Zum Vergleich: Der „Nippon“-Schoko-Puffreis kostet in regulären Supermärkten normalerweise 2,19 Euro.
Was im Supermarkt 2,19 Euro kostet, gibt‘s hier für 1,49 Euro
Überhaupt ist alles sehr schmucklos in solchen Bonbon-Discountern; die Rolltreppe im ehemaligen „Anson‘s“ ist mit ein paar Verkaufstischen zugestellt; der Discounter benutzt nur die Fläche im Erdgeschoss.
Was macht die Ware so billig, Herr Salhioui? „Die Menge macht‘s“, sagt der Geschäftsmann. „Wir kaufen direkt ab Hersteller. Die Gewinn-Margen pro Artikel sind nicht groß, aber es geht halt über große Mengen.“ Außerdem lässt er durchblicken, dass man an vielen Standorten nur einen Teil der üblichen Ladenmiete zahle. „Die Vermieter sind oft froh, dass überhaupt Leben in den Läden ist, sonst kommt es zu Vandalismus und Vermüllung in den Eingängen.“
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Und wie läuft das Geschäft im ehemaligen „Anson‘s“-Ladenlokal? Salhioui zögert mit einer Antwort. „Es gibt bessere Standorte.“ Der Mietvertrag, im März 2024 abgeschlossen, endet nach einem Jahr, also in gut sechs Wochen, und ob er dort weitermachen will, sagt er nicht.
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Preiskampf zwischen dem Mars-Konzern und Handelsketten
Dabei scheint das Geschäftsmodell grundsätzlich ja gut zu funktionieren: Sein Laden ist an diesem Montagmittag gut gefüllt; auch die Filiale in der Rathaus Galerie kann sich über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. Vor allem Familien mit jungen Kindern schlendern durch die Gänge, die Kinder quengeln erwartungsgemäß an jeder zweiten Palette. „Seit viele Markenhersteller ihre Preise drastisch erhöht haben“, sagt Salhoui, „merken wir noch mehr Zuspruch als früher.“ Im Herbst 2022 führte der „Mars“-Konzern einen halb öffentlichen Preiskampf mit Supermarktketten wie Rewe und Edeka; Snickers-Riegel und andere verschwanden zeitweise aus den Regalen. „Auch jetzt“, kündigt Salhioui an, „haben einige Hersteller für Februar erneut Preissteigerungen angekündigt.“
Seinem Geschäft, das kann man voraussagen, wird es vermutlich nicht schaden. Auch, wenn Salhioui die Preise anheben muss, bleibt er immer noch deutlich unter den Preisen der klassischen Supermärkte.
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