Essen. Die schwächelnde Konjunktur färbt auch auf Essens Büromarkt ab. Es wurden weniger Büros vermietet. Allerdings stachen zwei Abschlüsse hervor.

Zwei große Mietverträge am Jahresende haben den Büromarkt 2024 in Essen noch mit einem blauen Auge davon kommen lassen. Im vergangenen Jahr wurden 93.000 Quadratmeter Bürofläche im Stadtgebiet neu vermietet. Das geht aus Zahlen hervor, die das Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate am Montag (13.1.) veröffentlichte. Mit diesem sogenannten Flächenumsatz, der ein Indikator für die Marktdynamik ist, blieb Essen jedoch 18 Prozent hinter dem Vorjahr und auch deutlich hinter dem zehnjährigen Mittel (minus 21 Prozent) zurück.

Vor allem der Jahresstart war schwach: „In der ersten Jahreshälfte blieben Großabschlüsse überwiegend aus“, erklärte Amedeo Augenbroe, Essener Niederlassungsleiter der BNP Paribas Real Estate. Erst eine große Anmietung im dritten Quartal sorgte schließlich für bessere Zahlen. Die Telus International mietete rund 11.000 Quadratmeter im Südviertel nahe der Hohenzollernstraße an. Das kanadische Unternehmen ist ein Callcenter-Anbieter und übernahm im vergangenen Jahr den Konkurrenten Competence Callcenter (CCC). CCC in Essen erlangte nationale Bekanntheit, weil das Unternehmen hier im Auftrag von Meta (Facebook, Instagram) Inhalte in den sozialen Medien prüft und bei Verstößen löscht. Die Belegschaft von Telus wird innerhalb der Stadt von der Paul-Klinger-Straße umziehen.

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Den zweiten großen, und damit den Top-Deal des Jahres, schloss Evonik ab. Der Chemiekonzern mietete im letzten Quartal des vergangenen Jahres rund 14.000 Quadratmeter im früheren RWE-Turm an und wird im Frühjahr 2026 von der Rellinghauser Straße an den Opernplatz umziehen. Bis dahin wird das 120 Meter hohe Gebäude saniert. Zwischenzeitlich stand zu befürchten, dass Evonik auf der Suche nach einer neuen Konzernzentrale die Stadt verlassen wird und Essen eines seiner großen Unternehmen verliert.

Büro-Leerstand in Essen steigt weiter dramatisch

Die insgesamt vergleichsweise schwache Nachfrage nach Büros sorgte im vergangenen Jahr dafür, dass der Leerstand weiter, und zwar deutlich gestiegen ist. Laut BNP stehen rund 252.000 Quadratmeter Büroraum leer. Das ist ein Zuwachs um fast 33 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Leerstandsquote im Essener Marktgebiet notiert aktuell bei 7,9 Prozent. Vor allem Büroflächen, die nicht modernen Standards entsprechen, finden schwerer neue Mieter. Sanierte oder neue Büros dagegen sind stärker gefragt. Davon stehen momentan etwa 38.000 Quadratmeter leer. Das sind 15 Prozent des Gesamtleerstandes.

Die Spitzenmiete im Bürobereich ist laut BNP Paribas mittlerweile auf 18 Euro pro Quadratmeter geklettert. Diese wird im Südviertel erzielt, das sich damit zu den Toplagen entwickelt hat. Augenbroe erwartet, dass sich die Spitzenmiete in diesem Jahr bereits Richtung 20 Euro für den Quadratmeter entwickeln könnte. Die Büro-Durchschnittsmiete liegt aktuell bei 12,80 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein leichtes Plus von zwei Prozent gegenüber 2023.

Makler erwartet nur langsame Erholung auf dem Essener Büromarkt

Angesichts der aktuell schwierigen Lage der Wirtschaft, die auch in diesem Jahr nur langsam aus dem Tief kommen dürfte, erwartet Augenbroe 2025 ein ähnliches Bürojahr wie das vergangene. „Ein Flächenumsatz im Bereich der 100.000-m²-Marke stellt ein realistisches Szenario dar“, so Augenbroe. Der Leerstand könnte sogar weiter leicht steigen, und Neubauflächen bleiben rar. Aktuell befinden sich gerade einmal 33.000 Quadratmeter im Bau. Das ist in etwa die Hälfte des Vorjahres, in dem es auch schon keinen nennenswerten Neubau gab.

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