Essen-Werden. Das Bürgermeisterhaus in Essen-Werden ist ein bemerkenswerter Kulturort. Bevor es sich dazu entwickelte, entging das Haus aber nur knapp dem Abriss.

2025 besteht das Bürgermeisterhaus Werden seit nunmehr vier Jahrzehnten als Kulturort. Gern wird das 1833 erbaute Gebäude an der Heckstraße dabei als „Kulturwohnzimmer“ der Stadt Essen bezeichnet, denn die hochkarätigen Veranstaltungen finden in einem sehr familiären Rahmen statt, in dem sich Künstler und Publikum wohlfühlen dürfen. Doch beinahe wäre es dazu gar nicht gekommen.

Der letzte Bürgermeister der bis 1929 selbstständigen Stadt Werden, Joseph Breuer, hatte im Gebäude mit der Nummer 105 gewohnt, später lebte dort seine Tochter Maria. Als sie 1980 ins Altersheim kam, verfiel das Haus zusehends. Die Stadt überließ es dem Allbau, der einen Abrissantrag stellte.

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Dem Zufall ist es zu verdanken, dass dieses Haus im Januar 1982 bei einer Wanderung des damaligen Bundespräsidenten Carl Carstens mit großem Tross von Hattingen nach Werden zum für Oberbürgermeister Horst Katzor peinlichen Gesprächsthema wurde: Entlang des Weges äußerten Bürger ihren Protest gegen einen Abriss. Kurz darauf war das Ganze vom Tisch, die Villa wurde stattdessen aufwendig saniert. Am 9. März 1985 fand dort das erste Konzert statt.

Jazz und Musik der Renaissance erklingen im Bürgermeisterhaus Werden

Dieses runde Jubiläum soll gefeiert werden: „Dank der Unterstützung der Sparkasse Essen können wir zwei Meisterkonzerte mit international herausragenden Musikern präsentieren“, erklärt Carsten Linck, der seit 2016 als Geschäftsführer das Bürgermeisterhaus leitet: „Im ersten Halbjahr wird dies am 23. Februar der Liederabend mit der Altistin Ingeborg Danz sein, die in Begleitung von Michael Gees Franz Schuberts ‘Winterreise’ singen wird.“ Für den Herbst kündigt Linck einen Klavierabend an – mit wem, bleibe zunächst aber noch sein Geheimnis.

Das Trio „Troja“ musiziert im Januar in der Reihe „Blue Rondo“ in Werden.
Das Trio „Troja“ musiziert im Januar in der Reihe „Blue Rondo“ in Werden. © BMH

Zunächst gibt es aber unter dem Titel „Blue Rondo“ eine Jazz-Veranstaltung: Am Freitag, 17. Januar, kommt um 19.30 Uhr das Trio „Troja“. Mit ihren „Bedtime Stories“ wollen Pianist Peter Zihlmann, Bassist Patrick Sommer und Schlagzeuger Andreas Wettstein ihre Zuhörer in verwunschene Märchenwelten einladen. In den Stücken, die aus eigener Feder stammen, wechseln sich funkige High-Energy-Passagen und fast kammermusikalische, folkige Sequenzen ab. Das Trio war unter anderem an den Stanser Musiktagen, dem Young Lions Jazz Festival Zürich und am Jazzfestival Montreux zu hören. Mehrfach ist das Ensemble durch die Schweiz, Deutschland, Belgien und die Niederlande getourt und hat vier Studio-Alben eingespielt.

Und noch ein Highlight in diesem Monat: Am Sonntag, 19. Januar, ist um 18 Uhr das Niehusmann Gitarrenduo zu Gast. Judith und Volker Niehusmann präsentieren Musik für zwei Lauten aus der Renaissance und dem Barock. Das Niehusmann Duo hat ein musikalisches Repertoire von frühen Lautenstücken bis zu den Gitarrenwerken des 20. Jahrhunderts. Konzertreisen führten das Musikerpaar in den Libanon, nach Frankreich, Niederlande, Österreich, in die Schweiz und die USA. Mit seinem Programm entführt das Duo unter anderem in das England unter Königin Elisabeth I. Das gesamte Königreich war damals inspiriert von der „Melancholy“. Viele Komponisten schrieben sogar Werke, welche die „Melancholy“ direkt im Titel trugen. Andere verzichteten auf die direkte Bezugnahme, ließen jedoch dieses umfassende Lebensgefühl ihrer Zeit in der Musik erklingen.

Ticketverkauf

Informationen zum Kartenvorverkauf und zu den Ticketpreisen für die einzelnen Veranstaltungen gibt es auf der Homepage www.buergermeisterhaus.de sowie unter 0201 49 32 86.

Die Räume an der Heckstraße 105 sind auch immer wieder Ort von Kunstausstellungen. Am Sonntag, 12. Januar, besteht beispielsweise noch die Möglichkeit, von 12 bis 14 Uhr die Finissage zur Ausstellung von Birgitta Heinrichs „meta(ll)bolie“ zu besuchen. Der Eintritt ist frei. 

Erfolgreiche Reihen werden im Jahr 2025 fortgesetzt

Von der Renaissance zur Gegenwart: Die Reihe „Young Jazz Now“ wird 2025 weitergeführt. Sie bietet vielversprechenden Ensembles aus den Jazzklassen der Folkwang Universität der Künste und der Musikhochschule Köln eine Bühne.

Geschäftsführer Carsten Linck freut sich über die Unterstützung, die die Kultureinrichtung samt ihrer Gartenanlage erfährt.
Geschäftsführer Carsten Linck freut sich über die Unterstützung, die die Kultureinrichtung samt ihrer Gartenanlage erfährt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Großer Beliebtheit habe sich 2024 die Reihe „Natur im Blickfeld“ unter der Leitung von Kathrin Januschke erfreut, berichtet Linck. „Deshalb werden wir die Reihe mit interessanten Vorträgen rund um das Thema Natur weiterführen.“

Apropos Natur: Ein Lob habe wieder das fleißige „Gartenteam“ des Fördervereins des Bürgermeisterhauses „für ihre liebevolle Pflege und Gestaltung verdient“. Ein für die Arbeit dringend benötigtes Gartenhäuschen könne nun durch den Erlös des dritten Kunstverkaufs (er fand im September statt) angeschafft und aufgestellt werden.

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