Essen. Christoph Kaminsky trainiert Profifußballer und Nachwuchssportler. Wie er jungen Sportlern hilft, wenn der Traum von der Profikarriere vorbei ist.

Moritz Reich möchte Profifußballer werden. Momentan ist der 13-Jährige auf einem guten Weg, er spielt in der U-14 von Rot-Weiss Essen. Doch der Weg zu den Profis ist lang, das weiß auch Moritz. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, später so hochklassig wie möglich zu spielen, legt er Extraschichten ein. Doch nicht etwa auf dem Trainingsplatz in der RWE-Jugendakademie, sondern in der Praxis für „Human Movement“ von Christoph Kaminski in Essen-Bredeney.

Kaminski ist Physiotherapeut und promovierter Sportwissenschaftler. Der 46-Jährige hat ein spezielles Programm entwickelt, er nennt es „Back to Performance“. Das Programm ist als eine Art Personal-Training aufgebaut.

„Ich schaue: Was sind die Probleme und wo liegen die persönlichen Ziele? Wie sieht der Alltag aus? Daraus entwickle ich ein persönliches Bewegungsprofil, das auf die jeweiligen Defizite ausgerichtet ist und im Alltag umgesetzt werden kann“, erklärt Kaminski. Das Training findet sowohl in der Praxis als auch digital über eine eigens entwickelte App statt.

Junger Fußballer von Rot-Weiss Essen schwört auf Training von Christoph Kaminski

Moritz Reich ist in die Praxis von Christoph Kaminski wegen „Morbus Osgood Schlatter“ gekommen, eine Entzündung von Knochen und Knorpel am Schienbeinkopf. „Das haben viele in meinem Alter, die häufig Sport machen“, sagt Moritz.

Seit etwa einem Jahr ist er in der Bredeneyer Praxis in Behandlung, sechs Monate lang hat er schon das „Back to Performace“-Programm durchlaufen. Zwar gebe es bei Rot-Weiss Essen auch Physiotherapeuten, aber die Arbeit mit Christoph Kaminski sei eine gute Ergänzung, sagt der Nachwuchsfußballer.

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Alle zwei Wochen kommt Moritz zum Training. „Wenn ich eine Verletzung habe, dann arbeiten wir daran. Wenn ich fit bin, kümmern wir und um Themen wie Schnelligkeit und Kraft. Das Training zahlt sich aus“, sagt Moritz. „Ich habe gemerkt, dass ich schneller und robuster in Zweikämpfen geworden bin.“ 

Von größeren Verletzungen ist Moritz bislang verschont geblieben, sein Traum von der Profikarriere lebt – doch das gilt nicht für alle Nachwuchssportler, die mit Christoph Kaminski arbeiten.

Physiotherapeut Christoph Kaminski
Moritz Reich, Nachwuchsspieler von Rot-Weiss Essen, macht eine Übung, die seine Reaktionsschnelligkeit verbessert. Wenn das Licht in einer bestimmten Farbe leuchtet, muss er es mit seinen Füßen ausdrücken. In einer App werden seine Daten getrackt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Wo in jungen Jahren der Körper einer hohen Belastung ausgesetzt wird, sind schwerwiegende Verletzungen nicht weit. Schneller als vielen lieb ist, endet der Traum von der großen Karriere mit einem bösen Erwachen. „Das zu sagen, tut weh“, sagt Kaminski und erinnert sich an einen aktuellen Fall.

Wenn der Traum von der großen Sport-Karriere geplatzt ist

„Wir haben gerade Leandra bei uns im Programm, die lange bei der SGS Essen in der Jugend gespielt hat. Sie ist eine sehr gute Fußballerin und hatte immer den Traum, Profifußballerin zu werden.“ Nach Verletzungen und fünf Knieoperationen war der Traum allerdings vorbei. „Das ist natürlich emotional. Man sitzt dann hier mit einer 17-Jährigen und muss ihr klarmachen: Die Karriere ist jetzt zu Ende.“

Teil seines Trainings-Programms sei es deshalb, nicht nur auf die sportliche Leistung zu schauen, sondern auch darauf, wie es in der Schule läuft und welche beruflichen Alternativen es neben dem Sport gibt. Das ist nun auch bei Leandra der Fall: „Dort sprechen wir über Alternativen. Das Ziel ist es jetzt nicht mehr, Profifußballerin zu werden, sondern zu sagen: Ich möchte eine Ausbildung machen und meinen Alltag gut hinbekommen, aber Sport und Bewegung spielt trotzdem noch eine Rolle“, so Kaminski.

Physiotherapeut Christoph Kaminski
Auch Volleyballspielerin Paula Schröer kommt zu Christoph Kaminski in die Praxis in Essen. Die 18-Jährige spielt bei Bayer Leverkusen in der 2. Bundesliga und möchte Profi werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nicht nur junge Sportler betreut Christoph Kaminski, auch gestandene Profis verschiedener Sportarten kommen in seine Praxis. „Mit einer großen Agentur aus Köln haben wir eine Kooperation. Die schicken zum Beispiel Profifußballer zu uns und wir arbeiten mit ihnen im ‚Back to Performance‘ -Programm“, sagt er.

VfL Bochum, Schalke 04, Bayern München: Christoph Kaminski hat im Profifußball bereits viel gesehen

Dass er weiß, wie er Profifußballer fit bekommt, hat Kaminski bereits nachgewiesen. Über den Nachwuchsbereich bei den Fußballvereinen VfL Bochum, SG-Wattenscheid 09 und Rot-Weiss Essen ist er als Individualtrainer zum FC Schalke 04 gekommen. „Dort haben wir das Thema Verletzungsprävention und Rehabilitation nochmal neu gedacht. Das war in der Saison 2017/18, als Schalke Vizemeister geworden ist“, erklärt der Sportwissenschaftler.

Im Anschluss war er beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin und hat dort unter anderem mit dem Ex-Schalker und deutschen Weltmeister Benedikt Höwedes individuell trainiert. 2018 ist er zum FC Bayern München gekommen, bis ins Jahr 2023 hat er dort mit Leon Goretzka zusammengearbeitet.

So spannend die Arbeit mit Profifußballern ist, sie fordert auch viel: „Wenn man im Profifußball arbeitet, kann es sein, dass das Telefon klingelt und man direkt los muss. Dafür habe ich auch schon Urlaube abgebrochen“, sagt Kaminski.

Fitness-Programm nicht nur für Profisportler

Das „Back to Performance“-Programm ist nicht nur auf Profisportler ausgerichtet. Jeder kann das Programm bei Christoph Kaminski absolvieren. Allerdings ist das Programm keine Kassenleistung, sondern muss privat finanziert werden. Weitere Infos findet man unter backtoperformance.de.

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