Essen. Essener machte Mietwagenfahrer im Westviertel auf Fehlverhalten aufmerksam. Deshalb sei er angegriffen worden. Polizei bestätigt Einsatz.
Übertreibt es Uber? Nach Einschätzung von Vertretern des örtlichen Taxigewerbes bietet das in vielen Städten umstrittene Unternehmen auch in Essen „unrechtmäßig taxiähnlichen Verkehr mit geschätzt 100 Autos aus Düsseldorf und Neuss“ an, die normalerweise nach jeder Mietwagen-Fahrt zu ihrem Betriebsgelände zurückfahren müssten. Dass Uber-Chaffeure gegen diese Bestimmung verstoßen, wollen Taxifahrer schon häufiger dokumentiert und gegenüber der Stadt als Aufsichtsbehörde zum Ausdruck gebracht haben. Klagen über unlautere Wettbewerber auch an die Adresse des Oberbürgermeisters sind längst Legende.
Doch was ein Taxifahrer nach eigenen Angaben am 15. Dezember im Westviertel erlebte, hat seiner Ansicht nach eine neue Qualität in der Auseinandersetzung zwischen der alteingesessenen Branche und den ungeliebten Neu-Konkurrenten am Steuer. Zwei Fahrer in Mietwagen aus Neuss und Essen hätten an der Schederhofstraße geparkt und sich so „widerrechtlich im öffentlichen Straßenraum bereitgestellt, um auf neue Aufträge zu warten“, moniert der Mann.
„Die Situation war für mich sehr bedrohlich“
Auf diesen Verstoß habe er die beiden aufmerksam gemacht und ihr mutmaßliches Fehlverhalten dokumentieren wollen, so der Zeuge. Das brachte einen der Fahrer wohl in Rage. Er habe den Taxifahrer bedroht und ihm „einen heftigen Bodycheck versetzt, sodass ich trotz meiner fast 100 Kilogramm beinahe zu Boden ging. Ich flüchtete voller Angst in mein Taxi“, berichtet der Mann. Dann sei auch der zweite Fahrer ausgestiegen und habe so gewalttätig gegen die Seitenscheibe der Beifahrertür geschlagen, dass sie fast geborsten wäre: „Die Situation war für mich sehr bedrohlich.“
Deshalb alarmierte der Taxifahrer die Polizei und gab einer Beamtin übers Telefon die Fluchtwege der Mietdroschken durch, bis eine Streifenwagenbesatzung einen der Fahrer an der Altendorfer Straße stoppen und dessen Personalien aufnehmen konnte. Die Polizei berichtete auf Nachfrage von einem entsprechenden Einsatz gegen 5.53 Uhr. Der Streit sei noch vor Ort geschlichtet worden, es gebe aber keine Hinweise auf Straftaten und ebenso keine Anzeige. Der Zeuge bestätigt, darauf verzichtet zu haben, erwartet aber dennoch Konsequenzen durch die Kommune.
Die Auftragsbücher sollen überprüft werden
Die von der Polizei aufgenommenen Personalien sollten nun von den zuständigen Verkehrsbehörden in Neuss, wo die Konzession erteilt wurde, und in Essen als Ausstellungsort für den Personenbeförderungsschein des Essener Fahrers abgefragt werden. „Ich bitte nun die zuständigen Behörden, die Unternehmen beider Mietwagen anhand der Auftragsbücher hinsichtlich der Missachtung der Rückkehrpflicht zu überprüfen“, heißt es in einem Schreiben. Das gelte auch für die Existenz eines Betriebsgeländes mit Büro und Parkplätzen in beiden Städten.
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Da der Neusser Mietwagen von einem Fahrer aus Essen gefahren werde, scheine keinerlei Absicht zu bestehen, die Rückkehrpflicht nach Neuss einzuhalten, so der Taxifahrer: Das müsste sich nach Einsicht der Auftragsbücher leicht feststellen lassen. „Ich sehe dieses Fahrzeug täglich in Essen“, sagt er. Zudem solle nach dem als sehr bedrohlich empfundenen Zwischenfall überprüft werden, ob die Fahrer zur gewerblichen Personenbeförderung charakterlich überhaupt geeignet seien.
„Bemüht, das Taxigewerbe vor illegalem Treiben zu schützen“
Mit Spannung wartet die Essener Taxibranche derweil auf ein Gutachten, das die Stadt nach notorischer Kritik in Auftrag gegeben hat. Anhand der Ergebnisse soll geprüft werden, ob in Essen ein Mindesttarif für Mietwagen eingeführt wird, um einen von der Taxibranche beklagten ruinösen Wettbewerb zu unterbinden. In diesem Zusammenhang soll es auch Betriebsprüfungen bei Essener Mietwagenunternehmen geben. Die Stadt ist nach eigenen Angaben jedenfalls „bemüht, das Taxigewerbe vor illegalem Treiben durch Mietwagenfirmen und Vermittlungsplattformen zu schützen“.
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Ein Uber-Sprecher konnte am Mittwoch auf Anfrage keine Stellungnahme zu den Vorfällen im Westviertel abgeben, weil sie nicht bekannt seien, betonte aber: „Für seinen Fahrtenvermittlungsservice kooperiert Uber in Deutschland mit lokalen, lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmern. Die Fahrer sind bei diesen Unternehmen und nicht bei Uber angestellt. Uber ist lediglich Vermittler und nicht Beförderer selbst.“
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