Essen-Kupferdreh. „Bei uns ist es gar nicht viel teurer. Aber gerechter“, sagt Mechthild Fischer. Regelmäßig stehen die Ehrenamtlichen auf dem Kupferdreher Markt.

Es ist ein kleines, aber umso feineres Jubiläum: Der ökumenische Eine-Welt-Kreis verkauft seit 30 Jahren auf dem Kupferdreher Markt vor allem Kaffee und Schokolade aus fairem Handel. Seit 2018 auch in einem Ladenlokal. Die rund 30 Mitarbeiter sind ehrenamtlich aktiv, der Erlös fließt in Förderprojekte der katholischen und evangelischen Gemeinden der Ruhrhalbinsel. In diesem Jahr werden es immerhin 4.000 Euro sein.

Rund um den selbst-gezimmerten Marktstand brummt es. Viele Stammkunden kommen vorbei, aber auch Marktbesucher, die sich erklären lassen, worum es hier geht. Eine Gruppe Ehrenamtlicher habe es sich zur Aufgabe gemacht, zu sensibilisieren, sagt der Vereinsvorsitzende Franz Kampmann: „Wir möchten die Ungerechtigkeit im Welthandel aufzeigen. Mit Verkauf von Fairtrade-Produkten, mit Informations- und Bildungsarbeit. Wir können die Welt nicht gerecht machen. Aber ein Stück gerechter.“

Kaffee und Schokolade vom  Ökumenische „Eine-Welt-Kreis“ gibt es auf dem Kupferdreher Markt.
Kaffee und Schokolade vom Ökumenische „Eine-Welt-Kreis“ gibt es auf dem Kupferdreher Markt. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Annette Sonnenschein nickt. Die 64-Jährige aus Niederwenigern ist von Beginn an dabei: „Ich hatte zuvor bereits in St. Josef und St. Barbara Eine-Welt-Produkte verkauft. Da lag es auf der Hand, dass ich da mitmische. Wir werden so um die 15 Engagierte gewesen sein, aus vier Gemeinden, und bekamen einen Zuschuss, um erste Waren einkaufen zu können.“ Fritz Allwermann entwickelte den Gedanken eines Markstandes und der Kupferdreher Schreinermeister Martin Brieske baute ihn: „Das ist genau das Modell, welches man heute hier sehen kann.“

Vor sechs Jahren wurde der „Weltladen Kupferdreh“ eröffnet

Verkauft wurde nun zweimal im Monat auf dem Kupferdreher Wochenmarkt. Die Stadt erteilte aber nur eine Genehmigung für die 2. und 4. Mittwoche im Monat, lächelt Annette Sonnenschein: „Freitags sei kein Platz für uns.“ Da sie bis diesen Sommer arbeitete, übernahm Sonnenschein eher Organisatorisches: „Zum Beispiel die Einkäufe beim GEPA-Fairhandelskaufhaus in Wuppertal. Bei meinen Eltern im Düschenhofer Wald war auch unser Warenlager, bis wir das Ladenlokal bekamen.“  

Kontakt und Verkaufszeiten

Der ökumenische Eine-Welt-Kreis verkauft nach den Sonntagsgottesdiensten an den Standorten Christuskirche, St. Mariä Geburt Dilldorf und St. Barbara Byfang, in der Regel am ersten Sonntag im Monat. Auch gibt es Kirchenverkäufe in Burgaltendorf und Rüttenscheid.

Weitere Informationen wie Verkaufszeiten sind unter www.weltlaeden.de/kupferdreh zu erhalten. Kontakt ist unter info@weltladen-kupferdreh.de oder 0176 87361724 möglich.  

Ebenfalls stark engagiert ist Mechthild Fischer: „Früher haben wir da seitlich im Stich gestanden. Einmal hat es dort dermaßen gestürmt, dass der Marktstand umzukippen drohte. Anfangs haben wir noch Schreibpapier verkauft, aber das wurde pitschnass.“ Einmal habe sie sogar ein „Knöllchen“ kassiert bei ihrem ehrenamtlichen Einsatz: „Wir hatten die Dachplane vergessen und es begann zu regnen. Da bin ich mit dem Auto zum Lager gesaust. Leider viel zu schnell…“

Weitere Ehrenamtliche werden beim Markteam in Essen-Kupferdreh gesucht

Um das Sortiment auf faire Non-food-Produkte wie Taschen, Körbe, Lederwaren und Schmuck ausweiten zu können, war vor sechs Jahren der „Weltladen Kupferdreh“ eröffnet worden. Dort können die Kunden aus 30 verschiedene Schokoladen und 20 verschiedenen Kaffeesorten auswählen. Sehr empfehlenswert die Schokoladen von „fairafric“. Ghanaische Kleinbauern organisieren sich in Kooperativen und stellen vor Ort Schokolade in Bio-Qualität her. Dadurch wird die Wertschöpfung nach Afrika verlagert und es entstehen Arbeitsplätze.

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Immer werden neue Ehrenamtliche gesucht, so Franz Kampmann: „Das Marktteam war doch sehr in die Jahre gekommen, aber es fanden sich Jüngere. Durch den Laden sprechen wir jüngere Freiwillige an, die sich einbringen möchten. Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter, der ist Ende 40 und steht voll im Beruf. Trotzdem hat er heute Morgen beim Aufbau geholfen und ist dann zur Arbeit. Toll.“

Um den regulären Betrieb des Ladenlokals zu sichern, wurde ein Trägerverein gegründet, berichtet Franz Kampmann: „Wir haben etwa 25 Mitglieder.“ Der Laden an der Kupferdreher Straße 93 sei zu einem Treffpunkt geworden, sagt der Vorsitzende und rechnet vor: „Im Ladenlokal machen wir rund 60 Prozent unserer Umsätze. Die Miete können wir davon bezahlen, viel mehr nicht. Der Gewinn ist gering.“ 

   Vor sechs Jahren eröffnete der Weltladen an der Kupferdreher Straße.
   Vor sechs Jahren eröffnete der Weltladen an der Kupferdreher Straße.

Monika Toszkowski gehört zum dortigen Verkaufsteam: „Heute stehen wir zum ersten Mal mit einem größeren Trupp auf dem Markt, weil wir das Jubiläum haben.“ Es sei schon zu richtig guten Gespräche gekommen. Was Annette Sonnenschein noch bekräftigt: „In den Laden gehen die Kunden gezielt. Hier kommen die verschiedensten Leute vorbei. Natürlich huschen viele schnell vorbei.“ Mechthild Fischer lacht: „Die gucken dann so auffällig unauffällig weg. Die brauchst du gar nicht erst anzusprechen.“

Aber böse sei noch nie einer geworden. Auf dem Markt falle es leicht, in Kontakt zu kommen, findet Annette Sonnenschein: „Dann können wir erklären, warum wir hier stehen. Weil wir Menschen helfen möchten, die von ihrem Arbeitslohn auch leben können sollen. Und nicht nach Europa fliehen müssen.“ Mechthild Fischer möchte auch noch etwas loswerden: „Die Kunden sollten sich mal die Preise angucken. Bei uns ist es gar nicht so viel teurer. Aber gerechter.“

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