Essen. Bruno Klimek inszeniert „La Cenerentola“ in Essen. In Rossinis Opernwerk sorgen Verkleidungen und Verwechslungen für einen turbulenten Abend.
Wer an Aschenputtel denkt, der denkt natürlich an den verlorenen Schuh, mit dem der Prinz seiner geheimnisvollen Traumfrau auf die Spur kommt. Golden war er bei den Brüdern Grimm, gläsern sogar in der noch älteren Erzählung des Franzosen Charles Perrault. In Gioachino Rossinis Aschenputtel-Oper „La Cenerentola“ aber ist der Schuh als Erkennungszeichen gar nicht mehr vorgesehen. Die Zensur fand das Entblößen eines Fußknöchels zu Beginn des 19. Jahrhunderts wohl etwas zu frivol. Also hängten sie Aschenbrödel, die bei Rossini Angelina heißt, einen Armreif als Erkennungsmerkmal ums Handgelenk.
„Völliger Quatsch“, findet Regisseur Bruno Klimek, der „La Cenerentola“ fürs Aalto inszeniert und durchaus seine Freude daran hat, Opernlibretti nach kleineren und größeren Plausibilitätslücken zu untersuchen. Der Schuh ist bei Klimek also wieder drin im Stück, das nicht nur märchenhafte, sondern vor allem auch viele komödiantische Züge hat. Am Samstag, 7. Dezember, 19 Uhr, ist das turbulente Opernwerk zum überhaupt allerersten Mal im Essener Aalto-Theater zu sehen.
Ein Prinz auf Brautschau
Da begibt sich ein verarmter Prinz auf Brautschau, um nicht nur eine Frau, sondern am besten auch noch eine satte Mitgift zu ergattern. Aber auch der vermeintlich vermögende Schwiegervater, der seine Töchter an den Mann bringen will, baut eigentlich auf eine wohlhabende Partie. Und dann erscheint ausgerechnet die von Stiefschwestern und Stiefvater getriezte Aschenputtel-Angelina als umworbene Ballkönigin und stellt den verliebten Prinzen auf die Probe. Vor das Liebesfinale hat das Stück nämlich eine schwungvoll komponierte Verkleidungs- und Verwechslungskomödie gestellt.
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Für Bruno Klimek, der 2018 mit „Eine Nacht in Venedig“ für einen großen Operetten-Erfolg am Aalto-Theater gesorgt hat und die lange Corona-Pause 2021 mit der Offenbach-Operette „Auf ihr Wohl, Herr Blumenkohl“ beendete, ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass „La Cenerentola“ an vielen deutschen Opernhäusern derzeit ins Repertoire findet: „Weil es so heiter ist und wir in diesen Zeiten etwas Heiteres brauchen.“
Mehr Infos zu „La Cenerentola“
„La Cenerentola“ hat am Samstag, 7. Dezember, 19 Uhr, im Aalto-Theater Premiere. Es gibt noch Karten.
Tickets unter Tel. 0201-8122-200 und online www.theater-essen.de
Weitere Vorstellungen: 13., 22. und 31. Dezember, 3. Januar, 6. und 23. Februar.
Die musikalische Leitung der Essener Philharmoniker übernimmt Tommaso Turchetta.
Gleichwohl habe das Stück auch seine Herausforderungen, weiß der vielseitige Künstler, der sich als als Opern- und Schauspielregisseur ebenso einen Namen gemacht hat wie als Bühnenbildner und Autor. Um für mehr Klarheit und Übersicht zu sorgen, hat Klimek den Abend beispielsweise mit einer Vorgeschichte ausgestattet, in der alle Figuren eingeführt werden., „Meine Frau sagt, das Schöne an meinen Opern-Inszenierungen ist, dass man alles versteht. Zur Not auch ohne Übertitel“, lächelt das Bühnen-Multitalent.
Dafür brauche es neben all den großartigen Arien und halsbrecherischen Koloraturen in Rossinis „lustigem Drama“ auch ein plausibles, situatives und lebendiges Spiel, sagt Klimek. Für Essens „La Cenerentola“ will er dabei vor allem die Commedia dell’arte- Charakteristika des Stoffs auf die Bühne übertragen. Und spielt auch optisch mit den Zeiten. Da passt der Putzfrauenkittel des armen Aschenputtel durchaus zum Barockgewand des Prinzen.
„Die Leute sollen die Zeit vergessen“
„Ich habe keinen bestimmten Stil, ich kümmere mich um das Stück“, lautet das Credo des langjährigen Professors für Szenische Ausbildung im Bereich Gesang/Musiktheater .an der Essener Folkwang Universität der Künste, der sich vor allem wünscht, „dass die Leute die Zeit vergessen“. Bei aller Kurzweiligkeit des Abends hat der Regisseur auch noch ein paar beherzte Striche vorgenommen bis zum Aschenputtel-Finale, in dem der Schuh noch einmal einen überraschenden Einsatz hat.
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