Essen. . Folkwang-Professor Bruno Klimek hat die Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig“ mit einem neuen Libretto ausgestattet und inszeniert.
Die Inszenierungen von Bruno Klimek gelten als puristisch. Eine leere Bühne mit Schauspielern gehört zu seinen Idealen. „Man sollte sich nicht auf Ausstattung und Zierrat verlassen“, sagt der Folkwang-Professor, betont aber auch: „Das ändert sich bei komischen Stücken.“ Johann Strauß’ Operette „Eine Nacht in Venedig“ gehört dazu. Denn hier gibt es Humor und Hits, Verkleidungen und Verwechslungen ohne Ende. Der Regisseur, der in der Pfalz beheimatet ist, will im Aalto-Theater mit einem neuen Libretto Licht ins Dunkel der Liebesirrungen und -wirrungen bringen.
Regie am Schauspiel Nürnberg gelernt
Bruno Klimek ist ein Tausendsassa. Er inszeniert, entwirft Bühnenbilder, ist bildender Künstler, Autor von Hörspielen und nicht zuletzt Dozent und Dekan des Fachbereichs „Darstellende Künste“ an der Folkwang-Universität. Von der Pike auf lernte er das Regieführen am Schauspiel Nürnberg. Zugleich entwickelte er ein Faible für das Musiktheater. „Mich hat das Genre schon immer interessiert“, erinnert sich der 60-Jährige. In Darmstadt bekam er 1994 seine Chance. „Mir wurde im Schauspiel ‘Dona Rosita bleibt ledig‘ angeboten. Ich machte eine Oper zur Bedingung.“ Es wurde „Die verkaufte Braut“.
Obwohl er Mozart, Händel, Gluck, Puccini zu schätzen weiß, hat er sich nie festgelegt. „Mich interessieren dramatische Werke und leichte Stücke. Ich versuche, jedem Stoff gerecht zu werden. Ich will unvergessliche Erlebnisse schaffen. Das hat dazu geführt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, erklärt er. Bei ihm sind es die Figuren - und die Musik. „Die Musik in ,Eine Nacht in Venedig’ ist großartig“, lobt er. „Dazu kommt der Humor, der eine große Menschlichkeit hat. Strauß weiß, wie die Leute ticken, und verurteilt Schwächen nicht. Es ist das Hohelied der Gockel.“ Da kann man nachsehen, dass „schwer ein Original auszumachen ist“.
Die Operette war 1883 in Berlin ein Flop. Dass es an der freizügigen und unübersichtlichen Geschichte zwischen Gondellied und Lagunenwalzer lag, wurde gemutmaßt. Im Laufe der Zeit entstanden viele Bearbeitungen. Erich Wolfgang Korngold gelang mit seiner Version 1923 in Wien die erfolgreichste. An die hält sich auch Bruno Klimek bei der eigenen Inszenierung nebst neu verfasstem Libretto: „Die Dialoge sind knapp und aussagekräftig, so dass man der Geschichte folgen kann.“
Klimek war selbst nie in Venedig
Sie spielt in einem Venedig mit Kreuzfahrtschiff, rutschigen Eisflächen und Karneval in Rokokokostümen. Der Schürzenjäger Herzog von Urbino eröffnet den Reigen der Untreue. „Er kommt“, heißt es im ersten Akt. Im zweiten Akt „Bitte nicht stören“ findet, wie gehabt, die Verwechslung zwischen Senatorengattin Barbara und Fischermädchen Annina statt. Im dritten fragt man sich bei Großkaterstimmung: „Wo ist meine Frau?“Da gibt es auch die wesentlichsten musikalischen Veränderungen mit dem Lied „Sul mare luccica“ aus „Casanova“ und einem Summ-Chor.
Bruno Klimek war übrigens noch nie in Venedig. Er scheut vor überlaufenen Städten zurück. Zum übernächsten Hochzeitstag, dem 35., könnte er sich allerdings eine Reise in die Lagunenstadt vorstellen.
>>> Informationen zum Stück:
„Eine Nacht in Venedig“ hat am 3. Juni Premiere im Aalto.
Zum künstlerischen Leitungsteamgehören neben Regisseur Bruno Klimek (auch Choreografie), Bühnenbildner Jens Kilian, Kostümbildnerin Tanja Liebermann und Dirigent Johannes Witt.
Es singen u.a. Dmitry Ivanchey (Herzog von Urbino), Elbenita Kajtazi (Annina), Albrecht Kludszuweit (Leibbarbier), Christina Clark (Zofe Ciboletta), Karel Martin Ludvik (Senator Delaqua) und Liliana de Sousa (dessen Gattin Barbara).
Karten/ Termine: 0201 / 8122 200 und unter theater-essen.de