Essen. Der Bürgerkoffer soll mobilitätseingeschränkten Menschen mehr Teilhabe ermöglichen. Wie der neue Service des Essener Einwohneramts funktioniert.
Einen Ausweis beantragen oder den Wohnsitz ummelden: Das ist für viele Menschen mit dem Gang zum Bürgeramt oder einem Online-Formular schnell erledigt. Für Personen, die durch Krankheiten mobilitätseingeschränkt sind oder keinen Zugang zu digitalen Geräten haben, kann die vermeintlich einfache Aufgabe aber zu einer großen Herausforderung werden. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Stadt Essen seit Mitte Oktober den „Bürgerkoffer“ im Einsatz.
Mit dem neuen Service ist es für Bürgerinnen und Bürger nun unter anderem möglich, ortsunabhängig ihren Ausweis zu beantragen, den Wohnsitz umzumelden oder sich Meldebescheinigungen ausstellen zu lassen. Laut Stadtverwaltung richtet sich der neue Vor-Ort-Service ausschließlich an Personen, die ohne Fremdhilfe nicht in der Lage sind, die Bürgerämter eigenständig aufzusuchen.
Das gelte zum Beispiel für „Bewohner von Alten- und Pflegeeinrichtungen, dauerhaft stark mobilitätseingeschränkte Personen und vorübergehend stark mobilitätseingeschränkte Personen, bei denen die gewünschte Dienstleistung keinen Aufschub duldet.“
Im Bürgerkoffer der Stadt Essen ist alles, was ein Büroarbeitsplatz auch bietet
Laura Otto und Janina Greschkowitz bilden das feste Team hinter dem Bürgerkoffer. Dafür haben sie ihren Platz hinterm Schreibtisch im Bürgeramt aufgegeben und steuern nun regelmäßig Altenheime, Privathaushalte oder auch Gefängnisse an. „Ein bis zwei Termine pro Tag betreuen wir im Augenblick“, sagt Otto.
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In ihrem 16 Kilogramm schweren Koffer haben sie im Kompaktformat alles, was sich an einem Arbeitsplatz im Bürgeramt auch finden lässt: Drucker, Scanner, ein digitales Unterschriftenpad, Fingerabdrucksensor und Bürobedarf wie Kleber, Stifte und Scheren. Um Passbilder anzufertigen, befindet sich im Koffer eine Kamera und eine ausziehbare Leinwand, die als Hintergrund dient. Die Verbindung zum Internet stellen Otto und Greschkowitz mit einem mobilen W-LAN-Hotspot her.
Mit ihrem neuen, mobilen Arbeitsplatz haben sich die 36-Jährige und die 26-Jährige gut angefreundet: „Wir waren vor kurzem bei einer Mutter, die einen 16-jährigen Sohn mit Autismus hat. Sie war sehr dankbar, dass sie mit ihm nicht ins Amt gehen musste“, erzählt Otto. Bei regulären Besuchen im Bürgeramt seien die Menschen oft weniger dankbar. „Für mich ist es einfach schön, jetzt den sozialen Aspekt dabeizuhaben“, ergänzt Greschkowitz.
Neuer Bürgerkoffer in Essen wird gut angenommen
Laut Michael Weiß, Leiter des Bürgeramtes Essen, werde das Angebot gut angenommen: „Wir haben viele Anfragen.“ Auch deshalb gebe es die Überlegung, das Angebot auszubauen. „Vorstellbar wäre eine abgespeckte Version in Form eines Rucksacks“, so Weiß. Für den Bürgerkoffer wurde ein zweites Bürgermobil mit der Bezeichnung „Vor-Ort-Service“ von der Stadt angeschafft, das nicht mit dem bereits bestehenden Bürgermobil „Info-Service“ zu verwechseln ist, erklärt Weiß.
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Beim Bürgermobil „Info-Service“, das seit 2019 im Einsatz ist, können Termine für Vorsprachen in den verschiedenen Ämtern gebucht oder allgemeine Informationen rund um das Dienstleistungsportfolio der Stadtverwaltung erfragt werden. Das Bürgermobil „Info-Service“ ist nahezu täglich auf Wochenmärkten in verschiedenen Stadtteilen sowie auf Sonderveranstaltungen im gesamten Stadtgebiet unterwegs.
So nehmen Sie den Bürgerkoffer in Anspruch
Das Bürgermobil „Vor-Ort-Service“ (Bürgerkoffer) steht ausschließlich mobilitätseingeschränkten Personen bei der Beantragung und Bearbeitung von Bürgeramtsangelegenheiten zur Verfügung. Für Bürger und Bürgerinnen, die diesen Vor-Ort-Service in Anspruch nehmen wollen, steht im ServicePortal der Stadt Essen ein Kontaktformular zur Verfügung. Zudem ist eine telefonische Kontaktaufnahme über das ServiceCenter Essen montags bis freitags in der Zeit von 7:30 bis 18 Uhr unter der Hotline 0201 88-33111 möglich. Weitere Informationen zum Koffer finden sie unter essen.de/bürgerkoffer.
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