Essen.. Der schwedische Möbelriese schließt eine Verzögerung des Projekts im Krupp-Gürtel um mehrere Jahre nicht aus. Geplante Verkaufsfläche schrumpft.


Es ist schon länger her, dass Ikea sich selbst als „das unmögliche Möbelhaus“ beschrieb. Mancher in Essen glaubt allerdings: Dieser Tage wäre mal wieder Zeit dafür.

Denn nach vier Jahren aufwendiger Planung für einen gigantischen Neubau des Möbelriesen im Krupp-Gürtel, ein Vorhaben mit doppelt so großer Verkaufsfläche wie am jetzigen Standort an der Altendorfer Straße, stellt der schwedische Konzern mit seiner Laden-Strategie auch das 60-Millionen-Projekt in Teilen in Frage.

Ein Haus nach altem Standard – und nicht mehr gefragt

Zwar steht das Unternehmen im Grundsatz zu seinen Umzugsplänen. Doch unglücklicherweise war auf dem Brachland an der Bottroper Straße ausgerechnet eines jener Häuser althergebrachten Standards geplant, von denen man sich im Zuge einer neuen Expansions-Strategie gerade verabschieden will: Weg von der grünen Wiese, hin zu innerstädtischen Läden mit bester Anbindung an Bus und Bahn, heißt die Devise – auch und gerade in einem innovativen, auf dem Reißbrett geplanten Stadtviertel wie „Essen 51“: „Da macht der alte Standard von der grünen Wiese wenig Sinn.“

Sagt jedenfalls Ikea-Sprecherin Chantal Gilsdorf und zieht eine simple Schlussfolgerung: „Wir fangen an, das Projekt komplett neu zu denken: Alles auf Anfang.“ Angesichts der komplexen Materie bedeute dies: „Die alte Zeitschiene ist sicher nicht mehr zu halten“.

Statt 2020 eine Eröffnung erst zwei, drei Jahre später?

Wie weit sich das Projekt verzögert, ist unklar: Es könnten durchaus zwei Jahre und mehr sein, signalisiert Gilsdorf, „wir müssen jetzt um Zeit bitten“. Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte das neue Haus 2020 eröffnen.

Begründet wird der Strategiewechsel zum einen mit einer jüngeren Käuferschar, die „nicht mehr so Auto-fokussiert“ sei wie die Generationen zuvor. Und zum anderen mit Zuwachsraten im Online-Handel, die zuletzt bei 20 bis 30 Prozent pro Jahr lagen. Was bedeutet: In einigen Jahren könnte der heute bei etwa sechs Prozent rangierende Online-Anteil am Ikea-Umsatz zweistellige Höhen erreichen.

Abschied von 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche

Das große Schwedenrätsel, das Ikea seinen Beobachtern aufgibt, beruht auf dem Umstand, dass ausgerechnet der Altstandort an der Altendorfer Straße, gegenüber vom Colosseum, seit einem Vierteljahrhundert all jene Eigenschaften aufweist, die man sich für den neuen Standort im Quartier „Essen 51“ wünscht, dort aber auf Jahre hinaus noch nicht bekommt: beste Nahverkehrs-Anschlüsse in alle Richtungen, Innenstadtnähe.

Chantal Gilsdorf widerspricht: „Innenstadt, das ist für uns jeder Standort, den die Menschen nutzen“, massenhaft. Beim Berliner Platz um die Ecke platze das Haus mit seinen 12 000 Quadratmetern Verkaufsfläche aus allen Nähten, der Neubau werde deshalb größer ausfallen müssen, aber sicher nicht mehr jene 25 000 Quadratmeter umfassen, die man avisiert hatte.

Für das Quartier „Essen 51“ womöglich von Vorteil?

Sondern? „Wir sprechen darüber“, heißt es zurückhaltend. Und die vielen Parkplätze auf dem insgesamt 93 000 Quadratmeter großen Areal? Auch hier sei denkbar, „dass wir irgendwie reagieren“. Dass einen bei alledem das Gefühl beschleicht, noch einmal vor die Wahl gestellt, würde Ikea das Grundstück an der Bottroper womöglich nicht mehr erwerben, scheint so weit nicht hergeholt: „Vielleicht wäre das so, ja“, sagt Ikea-Sprecherin Gilsdorf.

Aber nun hat man’s nun mal – und gottlob das alte Gelände noch nicht veräußert. Und verwirft zugleich Gedankenspiele, auf dem womöglich zu groß geratenen Areal an der Bottroper könnte neben den Verkaufsräumen auch eines jener Logistikzentren entstehen, von denen aus die Online-Besteller künftig beliefert werden sollen. Schließlich betreibt man in Dortmund den größten Logistikstandort der Ikea-Republik.

Bei der Thelen-Gruppe, die den Ikea-Neubau als Ankerprojekt ihres neuen Quartiers „Essen 51“ sieht, wird man angesichts des Strategiewechsels nicht unruhig. „Ich denke“, so sagt Christoph Thelen auf Nachfrage, „das kann für unsere Pläne am Ende sogar von Vorteil sein“.

>>>ESSENER ZAHLEN BLEIBEN EIN GEHEIMNIS

Just am Karsamstag hat Ikea Essen sein 25-Jähriges am Standort Altendorfer Straße gefeiert.

Weder beim Umsatz noch bei der Besucherfrequenz gibt Ikea offiziell lokale Zahlen preis. Unbestätigt ist die Zahl von 2,9 Millionen Besuchern pro Jahr.