Essen. Es ist Monate her, dass in Essen ein Hochhauskomplex wegen Einsturzgefahr geräumt werden musste. Für viele Mieter gibt es eine bittere Nachricht.

Plötzlich mussten sie ihre Wohnungen verlassen, das ist bereits mehr als drei Monate her. Das Gebäude, in dem sie zu Hause sind, ein Hochhaus-Komplex in Essen-Freisenbruch, war von jetzt auf gleich für unbewohnbar erklärt worden. Der Grund: Das Haus im Spervogelweg mit den Hausnummern 26 und 28 könnte einstürzen, ein alter Bergbaustollen unter dem Komplex ist nicht mehr richtig verfüllt, so die Erklärung der Behörden.

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Einige der insgesamt 80 Mieterinnen und Mieter wohnen seit Monaten bei Freunden oder Verwandten, viele auch im Ramada Hotel an der Schützenbahn im Essener Stadtkern, einem Vier-Sterne-Hotel. Die gute Nachricht nach Angaben von Frank Skrube, dem Sprecher der Wohnbau eG, die Eigentürmerin des Hochhauses ist: Einige Mieterinnen und Mieter konnten kürzlich tatsächlich wieder in ihre Wohnungen einziehen, da diese in einem wieder freigegebenen Gebäudeteil liegen. Es handelt sich dabei um 24 Mietparteien, so Skrube, von insgesamt 72.

Geräumter Hochhauskomplex in Essen-Freisenbruch bleibt noch länger gesperrt

Der weitaus größere Teil, 48 Mietparteien, hat seine Wohnungen in den sogenannten Gebäudeteilen A und B. Und diese, so die für Bergbauschäden zuständige Bezirksregierung Arnsberg, bleibt weiter gesperrt. Bis wann? Erst einmal bis einschließlich zum 19. Dezember 2024, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. „Es wird aber davon ausgegangen, dass die Nutzungsuntersagung noch einmal verlängert wird“, sagt Peter Hogrebe, Sprecher der Abteilung „Bergbau und Energie in NRW“.

Das bedeutet: Die meisten der evakuierten Mieterinnen und Mieter werden Weihnachten nicht zu Hause in Freisenbruch feiern können. Davon geht man zum jetzigen Zeitpunkt auch bei der Wohnbau eG aus. Bis auf Weiteres bleibt für viele Betroffene also das Hotel die Bleibe, die Kosten dafür übernimmt der Vermieter.

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Frank Skrube berichtet davon, dass gerade unter den im Ramada-Hotel untergekommenen Mietern eine gute Gemeinschaft gewachsen sei. Die schwierige Zeit schweißt offenbar zusammen. Vielen seien sich vor der Evakuierung vor einem Vierteljahr im Alltag nicht oft begegnet, nun werde sich regelmäßig ausgetauscht. Die Verbrüderung konnte man schon am Tag nach der Räumung des Hochhauskomplexes beobachten, als die meisten der Evakuierten die ersten Nächte im ehemaligen Dorint-Hotel an der Müller-Breslau-Straße in Rüttenscheid verbrachten – einer Flüchtlingsunterkunft, betrieben vom Deutschen Roten Kreuz.

Große Evakuierung in Essen-Freisenbruch

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    Am Morgen nach der aufregenden und anstrengenden Evakuierung in der Nacht drehten sich die Gespräche vor allem um das so plötzliche Vorgehen der Behörden am späten Abend. Ein 86-jähriger Mieter sagte im Gemeinschaftsraum der provisorischen Unterkunft: „Die hätten doch genauso gut am nächsten Tag kommen können – wir sind ja alle keine 20 mehr.“

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    Mieterinnen und Mieter wurden in der Nacht auf Samstag, 22. Juni, mit einem Bus der Ruhrbahn von Freisenbruch in eine provisorische Notunterkunft nach Rüttenscheid gebracht. © WTVnews | WTVnews

    Spervogelweg in Essen-Freisenbruch: Was passiert aktuell vor Ort?

    Was passiert im Moment im Spervogelweg? „Die vorbereitenden Arbeiten, beispielsweise das Entkernen der Kellerräume und die Vorarbeiten für die neuen Wiederlager werden aktuell ausgeführt“, sagt Peter Hogrebe von der Bezirksregierung. Wenn diese Maßnahmen abgeschlossen sind, soll die Last des Gebäudes durch eine Konstruktion von circa 20 Meter langen und 1 Meter breiten Stahlträger nach außen verteilt werden. Dafür müssen laut Hogrebe neben dem Gebäude ein Fundament gegossen und im Keller Bohrpfähle als Gründungselemente installiert werden.

    Peter Hogrebe, Bergbauexperte der Bezirksregierung Arnsberg: „Wie lange es letztendlich dauern wird, ist nicht genau vorherzusagen und hängt unter anderem auch von den Ergebnissen der bergbaulichen Erkundungen ab, die nach der Absicherung durch die Trägerkonstruktion ausgeführt werden.“
    Peter Hogrebe, Bergbauexperte der Bezirksregierung Arnsberg: „Wie lange es letztendlich dauern wird, ist nicht genau vorherzusagen und hängt unter anderem auch von den Ergebnissen der bergbaulichen Erkundungen ab, die nach der Absicherung durch die Trägerkonstruktion ausgeführt werden.“ © FUNKE Foto Services | Ulrich von Born

    Bevor die Gebäudeteile schlussendlich gesichert werden können, wird in dieser Woche eine weitere Voraussetzung geschaffen. Die Bezirksregierung dokumentiert nach Angaben von Frank Skrube den Ist-Zustand der Wohnungen. Das geschehe vor dem Hintergrund etwaiger Schäden, die möglicherweise im Zuge der Bauarbeiten entstehen könnten.

    Wann wird am Spervogelweg wieder Normalität herrschen? Peter Hogrebe: „Wie lange es letztendlich dauern wird, ist nicht genau vorherzusagen und hängt unter anderem auch von den Ergebnissen der bergbaulichen Erkundungen ab, die nach der Absicherung durch die Trägerkonstruktion ausgeführt werden.“

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