Immer wieder Probleme: Essens Untergrund ist durchlöchert
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Essen. In Essen musste ein Hochhaus geräumt werden. Das erinnert daran, wie labil der Essener Boden ist. Der Hohlraum soll mit Beton verfüllt werden.
Wer heute den Essener Osten sieht, kann sich kaum vorstellen, dass auch diese Gegend über Jahrhunderte Zechenland war. Schächte und Stollenteile, die entweder, wie jetzt im Stadtteil Freisenbruch, überraschend gefunden werden oder plötzlich nachgeben, erinnern daran, dass der Untergrund durchlöchert ist wie Schweizer Käse. Die Hohlräume sind zudem oft sehr bodennah, denn anders als in der Emscherzone, spielte sich der Bergbau in den ruhrnahen Regionen in nicht zu großer Tiefe ab.
Die Bezirksregierung Arnsberg ist auch in Essen für die Überwachung der Bergbau-Spätfolgen zuständig. Nach Angaben von Stadtsprecherin Silke Lenz überprüfen die Mitarbeiter auch im Raum Freisenbruch routinemäßig in regelmäßigen Abständen die alten Hinterlassenschaften des Bergbaus - soweit diese bekannt sind, muss man einschränkend hinzufügen.
Bergbau in Essen-Freisenbruch begann 1725 - Dokumentationspflicht war früher kaum gegeben
Der Steinkohleabbau im Raum Freisenbruch begann bereits um das Jahr 1725 herum und endete genau 200 Jahre später, also vor rund hundert Jahren. In den alten Zeiten war die Dokumentation natürlich bei weitem nicht so umfassend wie es später Pflicht war. Mit Überraschungen ist also immer zu rechnen, alle Ruhrstädte haben damit zu kämpfen. Mitunter tun sich über Nacht wie vor vielen Jahren in Bochum-Wattenscheid riesige Löcher auf, im Kleinen gibt der Boden fast routinemäßig immer mal nach, etwa in Essen an der Ruhrallee. Dass ein ganzes Wohnhochhaus in Gefahr gerät, dürfte aber bislang einmalig sein.
Schon seit Beginn dieser Woche (17.6.) seien die Mitarbeiter in der Nähe des betroffenen Gebäudes tätig gewesen, hätten Probebohrungen unternommen, was den Bewohnern natürlich nicht entging, berichtet Silke Lenz. Wohl niemand hatte aber zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, dass dies dazu führen würde, ein ganzes Hochhaus für unbewohnbar zu erklären. Doch genauso kam es.
Stollen soll verfüllt werden, was laut Stadt aber einige Wochen dauern wird
„Am Freitag fiel ein Hohlraum auf“, so Lenz. Schnell kam der Verdacht auf, dass er das Tragwerk des Hauses, quasi die tragenden Säulen unterminiert haben könnte, was theoretisch Einsturzgefahr bedeutet. Ein Risiko, mit dem das Gebäude - unerkannt - vermutlich schon sehr lange lebt, das nach der plötzlichen Entdeckung aber dann niemand tragen wollte. Also wurde behördlich die nächtliche Räumung angeordnet. Etliche der betroffenen Anwohner empfinden dies mit einigem Recht als übertrieben, doch so funktionieren Behörden nun einmal - bei den Blindgängerfunden erlebt Essen ähnliches Dutzende Mal pro Jahr.
Wie geht es nun technisch weiter? Laut Silke Lenz steht derzeit nicht zu befürchten, dass das Gebäude abgerissen werden muss. „Die Debatte wird dahingehend geführt, den Hohlraum mit Beton zu verfüllen.“ Dies erfordere aber eine umfassende Vorbereitung, Lenz rechnet damit, dass die Bewohner frühestens in einigen Wochen zurück in ihre Wohnungen dürfen. Bis dahin fasse es die Stadtverwaltung als ihre Aufgabe, notfalls die Unterbringung sicherzustellen, wenn nicht Freunde oder Verwandte einspringen.
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