Essen-Katernberg. Zerstörte Kirchenfenster, ein kaputter Bücherschrank, spuckende Jugendliche vor dem Dom: Eine Pfarrerin klagt über die Zustände im Stadtteil.
Das Team der evangelischen Kirche in Essen-Katernberg beklagt eine Serie von Vandalismusschäden. Die Fenster des Katernberger Doms sind in der Nacht zu Samstag, 4. November, zum dritten Mal in diesem Jahr eingeworfen worden, wie die Polizei mitteilt. Doch damit nicht genug. Pfarrerin Annette Stolte erklärt, dass häufig vor der Kirche Müll verteilt werde und Jugendliche auf die Stufen spucken würden. Pfarrerin Annette Stolte sagt: „Die rote Linie ist jetzt erreicht.“
Pfarrerin empfindet Vandalismusschäden in Essen-Katernberg als respektlos
Im vergangenen Jahr habe es auch schon mehrfach Vandalismusschäden an der Kirche gegeben, deren Fenster mit einem speziellen Bleiglas ausgestattet sind. Als Konsequenz habe man die untere Reihe der Fenster mit einem Schutzglas versehen. Genützt hat es nichts. „Jetzt wird die nächst höhere Reihe eingeworfen“, klagt Stolte und macht deutlich, dass das „steigende Aggressionspotenzial“ sie verärgere. Fußbälle, Patronenhülsen und immer wieder Scherben habe man schon gefunden. Nur die Täter seien bisher stets unbeobachtet davongekommen und das, obwohl jedes Mal Anzeige erstattet worden sei.
„Was ist das für eine Haltung gegenüber einer Glaubensgemeinschaft, einfach die Kirchenfenster einzuschmeißen?“, fragt Stolte, die das Verhalten als respektlos gegenüber Menschen empfindet, die die Kirche lieben. Als respektlos empfindet sie auch diejenigen, die sie regelmäßig auf den Treppen vor der Kirche antrifft. Laut der Pfarrerin würden Menschen dort immer wieder ihren Müll liegenlassen und auf die Stufen spucken. Diese Leute könne man immerhin ansprechen und auf ihr Verhalten hinweisen, so Stolte, die jetzt zusammen mit anderen Verantwortlichen der Kirchengemeinde überlegt, Kameras anzuschaffen, um auch diejenigen zu ermitteln, die regelmäßig die Fenster zerstören.
Bücherschrank in Essen-Katernberg wurde zerstört
Nicht nur die Kirche ist Ziel der „unverfrorenen Zerstörungswut“, wie Stolte es nennt, auch die Scheiben des Bücherschranks, der unweit entfernt, direkt auf dem Katernberger Markt steht, wurde am Halloweenabend zerstört, die Bücher auf dem Marktplatz verteilt. Nun hängt ein Flatterband am Bücherschrank, einige legen trotzdem wieder Bücher hinein, die jetzt nass werden. Zuletzt war der Bücherschrank an Silvester beschädigt worden.
„Wir können das so nicht stehen lassen“, sagt Annette Stolte und fordert, dass sich Akteure aus dem Stadtteil an einen runden Tisch setzen – Polizei, Jugendamt, Politiker und Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Katernberg-Konferenz. Der Vandalismus sei schließlich ein Problem des ganzen Stadtteils. Mit dabei ist dann sicher auch Johannes Maas, der kürzlich für sein Engagement in Katernberg mit dem Bürgertaler ausgezeichnet wurde.
Katernberger fordert mehr Einsatz der Polizei
Er sagt, dass sich einige Stadtteil-Vertreter im Sommer bereits öfter getroffen hatten, um das Problem anzugehen, das seiner Meinung nach nicht neu ist. Kriminalprävention und Jugendamt seien im Gespräch mit einigen Betroffenen. Laut Johannes Maas seien es verschiedene Gruppen, die für Probleme sorgten. Dazu gehörten Zugewanderte, aber auch Alkohol- und Drogenabhängige: „Seit Jahren wird hier gedealt“, so Maas, der auch schon beobachtet hat, wie manche mit einem Quad „im Affenzahn über den Katernberger Markt rasen“. Bis die Polizei dann aus Altenessen in Katernberg sei, seien die Fahrer längst weg, die Nummernschilder würden sie verdecken.
Die Polizeiwache an der Katernberger Straße ist am Wochenende unbesetzt und unter der Woche auch ab 16 Uhr geschlossen. Laut Johannes Maas passiert der Großteil des Vandalismus’ jedoch am Wochenende bei gutem Wetter. Wenn die Polizei dann öfter ihre Runden durch Katernberg drehen würde, wäre schon viel gewonnen. Außerdem müsste montagmorgens die Kehrmaschine über den Marktplatz fahren, der sei nach den Wochenenden regelmäßig verdreckt.
Hoffnung hat Maas auch mit Blick auf eine Senioreneinrichtung, die im Frühjahr kommenden Jahres direkt neben der Kirche gebaut werden soll. „Dann wird sich die Sache beruhigen, dann rufen genug Leute an, wenn da was los ist.“
Die Polizei bittet Zeugen, die in der Nacht von Freitag (3. November) auf Samstag (4. November) etwas beobachtet haben oder Angaben zu den Sachbeschädigungen machen können, sich unter 0201-829/0 zu melden.
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