Essen. Endlich eröffnet: Zwölf Hunde können sich auf der Krankenstation nach einer OP erholen oder zur Ruhe kommen. Tierheim Essen hat weitere Pläne.
Charly ist umgezogen: Der Rottweiler hat zwar noch kein endgültiges Zuhause gefunden, lebt nun aber in der neuen Hundekrankenstation. Diesen Erweiterungsbau hat das Essener Tierheim jetzt eröffnet, nachdem sich die Verantwortlichen fünf Jahre lang mit Plänen, Anträgen, Behörden und schließlich dem Errichten selbst beschäftigt haben. Das Gebäude bietet zwölf Hunden Platz, die in Quarantäne bleiben, sich nach Operationen erholen müssen oder ein wenig mehr Ruhe benötigen. So wie Dobermann Sher. Ein weiterer Neubau soll rasch folgen.
Die Hundekrankenstation hat nun eine Fläche von etwa 500 Quadratmetern, neben den Zimmern für Hunde, sind dort Räume mit Technik, Waschmaschine und Trockner, für Decken und Futter. Derzeit leben in dem Gebäude etwa die jungen Yorkshire-Terrier, Pinscher und auch Mischlinge, die ohne gültige Tollwutimpfung illegal nach Deutschland eingeführt worden sind. Sie sind in Quarantäne. Ihre Bereiche sind außen verglast, während die sechs anderen Hunderäume außen hohe Gitter haben.
Der Neubau ist in hellen Farben entstanden, viel Licht fällt zudem hinein. Außen gibt es zwei Auslaufflächen. Neben dem Architekten, 20 Baufirmen und Ingenieurbüros, habe vor allem auch Tierheimmitarbeiter Jürgen Wetzel viel Zeit und Herzblut investiert, damit alles gut werde, dankte Elke Esser-Weckmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins, allen Beteiligten, den Zuständigen der Verwaltung wie den Pflegerinnen und Pflegern, die lange Lärm und Dreck ertragen hätten.
Zum guten Innenklima im Neubau trage auch das begrünte Dach mit seiner dicken Naturschicht bei. Möglich gemacht haben dieses Dach Spenden der Tierheim-Kumpel, eine Aktion, die das Tierheim zur Finanzierung der Station ins Leben gerufen hatte. Mehr als 200.000 Euro seien dabei zusammengekommen, rund 180 Kumpel hätten gespendet, sagt die Vorsitzende gerührt. 120 Namen sind bereits auf einer Tafel vor der Hundekrankenstation verewigt, die sie am Eröffnungstag mit Oberbürgermeister Thomas Kufen enthüllt.
Die Gesamtkosten für die Krankenstation belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro und sind damit doppelt so hoch, wie ursprünglich angenommen. Dafür hat das Tierheim einen Kredit in Höhe von einer Million Euro aufgenommen. Hinzu kommen Gelder aus Erbschaften, die das Heim erhält, wenn jemand stirbt und das Tierheim als Erben einsetzt. Insgesamt sei es die größte Investition und der erste Neubau des Tierheims, seit dieses 1984 für drei Millionen DM errichtet worden sei, sagt Elke Esser-Weckmann („die letzte Rate haben wir 2016 bezahlt“). Die Fläche vergrößert sich damit um 2000 auf insgesamt 7500 Quadratmeter auf dem Erbpachtgrundstück, dessen Vertrag bis 2099 läuft.
Betty nimmt den Trubel am Tag der Eröffnung gelassen, die kleine Hündin ruht unter ihrer Decke, als die Besucher und Besucherinnen sich die neue Hundekrankenstation anschauen – ausnahmsweise, denn üblicherweise kommen Interessenten in diese Bereiche nicht hinein. Eine Regel, die schon lange im Essener Tierheim gilt, um den Tieren zusätzliche Aufregung zu ersparen. Noch länger war an der Grillostraße deutlich, dass es langsam eng wird.
Dabei gilt der Platzmangel vor allem für die Katzenstation. So lautet ein lang gehegter Wunsch: Ein neues Katzenhaus muss her, denn bislang sind die Stationen an fünf Stellen im Heim verteilt, manche Räume haben gerade einmal ein Oberlicht. Warum es zunächst ein Hundehaus geworden ist, dazu holte Elke Esser-Weckmann aus und erklärte. „Beim Bau des Tierheims in den 1980ern wurde an Katzen nicht gedacht, denn Hunde waren das Problem.“ Nun sei die Katze nicht nur zum Lieblingstier geworden, die Zahlen steigen weiter. So werden auch sie vernachlässigt, sie verwahrlosen, werden gezüchtet, vermehren sich unkontrolliert – landen im Tierheim.
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Neben rund 60 Hunden leben derzeit etwa 150 Katzen an der Grillostraße, nennt Tierheimleiterin Jeanette Gudd aktuelle Zahlen. Entsprechend blickten die Verantwortlichen im Tierheim seit Jahren auf mögliche Flächen für einen Ausbau. Gar nicht so einfach, sagte Elke Esser-Weckmann, wenn man zwischen Berne, Nordpark und zwei Hauptstraßen liege. „Wir haben auch auf die benachbarte Jugendverkehrsschule geschaut“, gesteht sie. Keine Chance. Als sich schließlich 2019 mit Hilfe der Stadt endlich eine Fläche zur Berne hin fand, stand schnell fest, dass dort nur eingeschossig gebaut werden dürfe. Für das geplante zweigeschossige Katzenhaus fiel das Areal aus, neue Pläne mussten her. Die sahen als ersten Schritt den Bau der Hundekrankenstation vor.
Die ist gerade eröffnet, schon geht es weiter und die neue Katzenkrankenstation wird in Angriff genommen. Dafür werden jetzt die alte Hunde- und auch die bisherige Katzenrankenstation abgerissen. „Am Mittwoch soll der Abriss beginnen“, kündigt die Vorsitzende für den 11. September an, am 1. Oktober folgten die Rohbauer. Dann gibt es eine neue Baustelle im Tierheim.
In der neuen Hundekrankenstation kann indes langsam der Alltag einkehren. Der soll hier auch für Kangal Kara, Bardino-Mix Caspian und Dobermann Sher weniger Stress bringen. Die Vermittlung von Sher wird nach Beißvorfällen mit Menschen schwierig bleiben, weiß Pflegerin Djanah Mostowfi, da der Rüde verteidigt, was er hat. Sie müssen Halter finden, die das beherzigen, was die Pfleger ihnen mit auf den Weg geben, damit es nicht schiefgeht.
Das gilt für Rottweiler Charly ebenso, mit dem Trainer sogar außerhalb des Tierheims geübt haben, weil der stattliche Rüde sehr misstrauisch ist, nur schwer Vertrauen fasst und sogar Autos angreift. Der Umzug im Tierheim soll auch eine Chance für ihn sein, wo er weiter auf ein neues Zuhause wartet – seit vier Jahren schon.
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