Essen. Nachdem in Essens Grüner Mitte Fische und Vögel verendeten, gibt es eine neue Diskussion um gezieltes Abschießen von Gänsen im Stadtgebiet.
Das Tiersterben in den Wasserbecken der „Grünen Mitte“ im Universitätsviertel hat die Diskussion neu entfacht, ob der augenscheinlich wachsende Bestand der Kanadagänse im Stadtgebiet nicht reduziert werden muss, indem die Tiere gezielt erlegt werden dürfen.
In den letzten Tagen waren zahlreiche Fische, Enten und Gänse im Universitätsviertel verendet. Tierschützer retteten eigenen Angaben zufolge zahlreiche Wasservögel, die apathisch am Beckenrand saßen, indem sie sie fortschafften und mit frischem Wasser versorgten. Mehrere Fotos und Videos zeigen tote Fische im veralgten Wasser und Wasservögel, die kaum noch bei Bewusstsein waren, sich bewegten wie benommen.
Grüne Mitte Essen: Tiere verendeten womöglich an Bakterien durch Kot im Wasser
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Der Leiter des städtischen Veterinäramts, Dr. Heinrich van Straaten, hatte vor Ort gegenüber unserer Redaktion vermutet, dass es sich um akuten „Botulismus“ handelt, also eine Vergiftung, die durch Bakterien entsteht. Die Bakterien vor allem am Beckengrund seien auf den Kot der Tiere im Wasser zurückzuführen.
Die Stadt Essen äußerte sich in einer Stellungnahme am Freitagabend weitaus verhaltener: „Der Grund für das Sterben der Tiere ist noch nicht eindeutig geklärt“, erklärte Grün und Gruga. „Zurzeit wird davon ausgegangen, dass durch die Witterung begünstigte anaerobe Prozesse am Grund der Wasserflächen erfolgen. Hierbei können Stoffe entstehen, die schädlich für Tiere sind und Krankheiten auslösen können.“ Die Stadt betont, dass die Filter- und Umwälzanlagen der Becken der „Grünen Mitte“ fehlerfrei laufen und regelmäßig kontrolliert werden. Auch eine Säuberung der Beckenränder von Gänsekot erfolge regelmäßig. Bei „anaeroben Prozessen“ wird dem Wasser Sauerstoff genommen.
Wie oft werden Becken und Ränder in der Grünen Mitte gereinigt?
Dass das Umfeld der Becken regelmäßig gereinigt werde, bezweifeln viele Bürgerinnen und Bürger, die sich regelmäßig im Park aufhalten oder in den umliegenden Büros arbeiten: Seit Wochen habe dort niemand mehr den Kot beseitigt, heißt es in vielen Kommentaren im Internet. Es besteht außerdem der Verdacht, dass die Bediensteten der Reinigungsfirma den Kot nicht entfernten, sondern lediglich ins Wasser fegen würden. Was der Vergiftung des Wassers und des Beckengrunds massiv Vorschub leisten würde.
Von Seiten Grün und Grugas heißt es, dass „zurzeit verschiedene Wasser- und Sedimentproben entnommen und analysiert“ werden würden, auch die Kadaver der Tiere würden untersucht. „Erst nach Vorlage der Ergebnisse können weitere Aussagen getroffen werden.“
Stadt Essen versucht, mit Fütterungsverbot dem Problem beizukommen
Wenn Gänsekot das Problem ist, nicht nur aus Ekel-Gründen für Spaziergänger, sondern weil er sogar die Tiere vor Ort in Lebensgefahr bringt - warum reduziert man nicht den Bestand der Gänse durch gezieltes Bejagen? Grün und Gruga betont, dass die Stadt seit Jahren durch bestimmte Maßnahmen das Wachstum der Gänse-Population in Grenzen hält. In der Brutzeit würden zum Beispiel die Inseln in den Wasserbecken mit Draht gesperrt, sodass sich die Tiere dort nicht niederlassen können. Außerdem herrsche Fütterungsverbot.
Seit Jahren gibt es Kritiker, die gezielte Abschüsse fordern. Diese Forderungen sind jetzt wieder aktuell: Man solle über „die Ausweitung des Jagdrechts nachdenken“, findet zum Beispiel Hans-Peter Schöneweiß, der Fraktionsvorsitzende der FDP im Rat. „Die Population der Vögel wird durch falsch verstandenen Natur- und Tierschutz immer größer und ist kaum noch beherrschbar.“ Der Kot sorge dafür, dass „es an vielen Stellen kaum noch möglich ist, Kinder spielen zu lassen.“
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Auch das Essener Bürgerbündnis (EBB) spricht in aller Deutlichkeit von einer „unerträglichen Plage“; die bestehenden Maßnahmen der Stadt seien „völlig unzureichend und zeigen keine nachhaltigen Erfolge“. Es könne nicht länger hingenommen werden, so der Fraktionsvorsitzende Kai Hemsteeg, „dass die Kanadagänse unsere Grünflächen und Erholungsgebiete dominieren und zur Gesundheitsgefahr für Bürgerinnen und Bürger werden.“ Auch drastische Maßnahmen wie gezieltes Abschießen dürfe nicht länger als Möglichkeit ausgeschlossen werden.
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