Essen-Rüttenscheid/Rellinghausen. An der Rellinghauser Straße in Essen hat die „Kebab Kitchen“ eröffnet. Betrieben wird sie von drei Schwestern. Wir haben sie getroffen.

„Liebe auf den ersten Biss“ steht an der Wand. Was ältere Kino-Enthusiasten an eine Dracula-Parodie vom Ende der 1970er-Jahre erinnert, ist hier in ganz anderem Zusammenhang gemeint: Es geht ums Essen. Um Döner Kebab, um genau zu sein. Wahiba Amin betreibt hier an der Grenze zwischen Rüttenscheid und Rellinghausen einen Imbiss, der anders ist als vergleichbare Läden. Und wenn man sie fragt, woran das liegt, sagt sie: „Das ist der weibliche Touch.“

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Der Döner gilt derzeit als das am meisten gefragte Fast Food Deutschlands. Dementsprechend groß sind Angebot und Konkurrenz, erst recht im Ruhrgebiet. Da ist es nicht einfach, sich mit einem neuen Lokal durchzusetzen. Deshalb soll die „Kebab Kitchen“ auffallen, sie soll eher ein Döner-Restaurant sein als ein klassischer Imbiss, erklärt Amin. Die 36-Jährige betreibt bereits in Essen-Werden eine Gastronomie gleichen Namens und hat nun, nur wenige Monate nach der Eröffnung im Essener Süden, auch an der Rellinghauser Straße 180 ein Ladengeschäft übernommen.

„Coole Atmosphäre“ ist Essen-Rüttenscheid

Die Döner-Tasche kann man mit nach draußen zu nehmen und aus der Hand zu essen. So weit so gut. Besteck gibt es aber auch, und Amin hat Wert darauf gelegt, dass genügend Sitzplätze vorhanden sind. „Ich wollte hier eine coole Atmosphäre schaffen, damit man sich hinsetzen und in Ruhe etwas essen kann. Und nicht nur mal eben schnell zwischendurch.“ Ob das Konzept aufgeht, müssen Kundinnen und Kunden selbst entscheiden.

Besonders dünn geschnitten müssen die Fleischstücke sein.
Besonders dünn geschnitten müssen die Fleischstücke sein. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Immerhin: Die Sitzmöbel sind „nicht von der Stange“, wie Amin betont: „Mir haben die Tische und Stühle, die es gab, nicht gefallen. Deshalb habe ich mir die passenden Holzplatten ausgesucht und dann schöne Beine darunter geschraubt.“ Wie sie überhaupt viele der Arbeiten in der neuen „Kebab Kitchen“ selbst durchgeführt hat – gemeinsam mit der Familie, versteht sich. „Dadurch, dass ich noch in der Versicherungsbranche arbeite, außerdem zwei Kinder und einen Haushalt habe, brauche ich Partner, auf die ich mich verlassen und kann und die mir den Rücken freihalten.“

Zwei ihrer drei Schwestern arbeiten daher in den beiden „Kitchens“ mit. Ein echtes Familienunternehmen. Sie waren auch beteiligt, als die Theke neu gebaut und die Wände mit Blättern und Zweigen verziert wurden, die eher an Urwald erinnern als an Imbiss. „Das sind Platten, die musste man nur an die Wand nageln“, erklärt Amin, die ursprünglich gar nicht aus der Gastronomie kommt. Die gelernte Kauffrau für Versicherungen und Finanzen arbeitet weiter in diesem Beruf und betreibt die beiden Dönerläden nebenbei. Umso wichtiger ist die Hilfe von Freunden und Familie.

Essenerinnen haben sich in Berlin durch Döner-Produktionen geschlemmt

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Amin hatte von Anfang an genaue Vorstellungen, wie ein Döner sein soll, wie die Soßen schmecken und welche Qualität das Fleisch haben soll. Deshalb hat sie sich mit der Auswahl des Fleischlieferanten Zeit gelassen. „Wir haben eine Tour durch Berlin gemacht und zahlreiche Döner-Produktionen abgeklappert“, erklärt sie die vorausgegangene Recherche. „Wir haben drei Tage lang nur Döner gegessen. Das war schon hart.  Aber wir sind ja hier im Ruhrgebiet nicht der einzige Dönerladen, da wollen wir uns geschmacklich von den anderen unterscheiden.“

So sehen die Dönertaschen an der Rellinghauser Straße in Essen aus.
So sehen die Dönertaschen an der Rellinghauser Straße in Essen aus. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Und das gilt auch für die Soßen, die in der Küche in Werden entstehen. Dort läuft die Vorbereitung für beide Läden, an jedem Morgen werden die fertigen Soßen, abgefüllt in kleine Fläschchen und etikettiert, nach Rüttenscheid geschafft. „Alle Soßen sind von mir hausgemacht“, sagt Amin. „Wir haben eine Knoblauchsoße, eine scharfe Soße, eine Joghurtsoße und eine Berliner Soße.“ Auf letztere ist sie besonders stolz. Auch da hat sie sich in der deutschen Hauptstadt durch diverse Angebote geschlemmt und versucht, die einzelnen Zutaten herauszuschmecken und damit eine eigene Kreation zu schaffen. Was drin ist? Das will sie nicht verraten. Geheimrezept.

Essenerinnen kennen das Geheimnis eines guten Döners

Und was ist nun das Geheimnis eines guten Döners – abgesehen von der Qualität des Fleisches und den Soßen? „Das Fleisch wird besonders dünn geschnitten“, sagt sie. Dafür brauche man eine besondere Technik, doch das könne man lernen. Auch das Brot unterscheidet sich: Amin lässt das Innenleben herausnehmen, „dann ist es besonders knusprig“. Die Soßen wiederum seien dickflüssiger als gewohnt, was dazu führe, dass sie beim Essen nicht herausquellen.

Mit Begeisterung erzählt Amin von ihrer Leidenschaft fürs Essen und streicht dabei Knoblauch-Soße aufs Brot. Zwei, drei Handgriffe, dann die entscheidende Frage: „Hähnchen oder Kalb?“ Fertig ist die mit Fleisch und Salat sowie vier Soßen gefüllte Teigtasche. „Döner ist Kult, aber man kennt ja sonst nur Dönerbuden von Männern“, sagt sie. „Punkt eins: Hier isst das Auge mit. Punkt zwei: Wir machen alles selbst, sogar das Ayran. Das ist Döner mit viel Liebe und viel Energie - Frauenpower.“

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