Essen. Nach der plötzlichen Räumung eines Hochhauskomplexes in Essen-Freisenbruch laufen vor Ort Arbeiten der Bezirksregierung. Was passiert da gerade?
Mittlerweile ist es fünfeinhalb Wochen her, dass der Hochhauskomplex im Spervogelweg mit den Hausnummern 26 und 28 an einem späten Freitagabend (21.7.) geräumt werden musste. Derzeit wohnen rund 30 der Mieterinnen und Mieter in einem Hotel in der Essener Innenstadt und warten auf die erlösende Nachricht, dass sie endlich wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Bis es so weit ist, wird es aber noch dauern. Von der Wohnbau eG, Eigentümerin der beiden Hochhäuser in Freisenbruch, hieß es einen Monat nach der nächtlichen Evakuierung, dass man von einem Zeithorizont von drei Monaten ausgehe, bis eine Rückkehr möglich sei.
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Die Bezirksregierung Arnsberg, die die konkrete Gefährdung seinerzeit festgestellt hatte, lässt sich auf Nachfrage unserer Redaktion nicht genau in die Karten schauen. Erst wenn der Schacht unter der Erde vollständig abgesichert sei, könnten Bewohnerinnen und Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. „Der Zeitpunkt ist jedoch noch nicht seriös vorherzusagen“, stellt Peter Hogrebe, Pressesprecher der Abteilung „Bergbau und Energie in NRW“, klar.
Wohnkomplex in Essen-Freisenbruch: Was passiert aktuell im Spervogelweg?
Was passiert eigentlich genau gerade im Spervogelweg? „Zurzeit finden vorbereitende Arbeiten im Keller des Wohngebäudes statt, um die nachfolgenden Sicherungsarbeiten durchführen zu können“, teilt Peter Hogrebe mit. „Hierzu zählen unter anderem: Verlegung von Heizungsrohren, Entfernen von Kellerwänden etc. Parallel laufen weiterhin die Planungen für die endgültige Sicherung des Schachtes.“ Noch immer steht also nicht im Detail fest, wie die Experten den alten Bergbaustollen unter der Erde sichern wollen, damit die Standfestigkeit der beiden achtgeschossigen, miteinander verbundenen Hochhäuser wieder gegeben ist.
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Man scheint mittlerweile aber etwas klarer zu sehen. Zunächst habe es drei Varianten gegeben, die die Experten der Bergbaubehörde der Bezirksregierung Arnsberg zum weiteren Vorgehen diskutierten. Der Plan sieht nun aber wie folgt aus: Damit der instabile Schacht wieder sicher gemacht werden kann, muss zunächst sichergestellt werden, dass die Arbeiten vor Ort auch ohne Gefahr ausgeführt werden können.
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Zur Erinnerung: Die Bezirksregierung schätzt die Standfestigkeit des Wohnkomplexes als so gefährdet ein, dass sie es für notwendig erachtete, an einem späten Freitagabend die circa 80 zum Teil hochbetagten Bewohner Hals über Kopf zu evakuieren. 30 von ihnen, die nicht bei Freunden oder Bekannten unterkommen konnten, wurden mitten in der Nacht und für ein paar Tage ins ehemalige Dorint-Hotel an der Müller-Breslau-Straße gebracht, eine Flüchtlingsunterkunft in Rüttenscheid.
Hochhauskomplex in Essen-Freisenbruch soll zunächst durch Abfangträger gesichert werden
Damit während der Arbeiten unter der Erde die potenzielle Gefahr begrenzt wird, soll nach Angaben von Peter Hogrebe ein so genannter Abfangträger im Inneren des Gebäudes angebracht werden. Der Stahlträger soll die Last des Gebäudes nach außen lenken und auf eine größere Fläche verteilen. Sobald der Abfangträger angebracht sei, könne mit der eigentlichen Sicherung des instabilen Bergbauschachtes unter der Erde begonnen werden. Der Stahlträger soll nach erfolgreicher Absicherung des Schachts wieder aus dem Gebäude entfernt werden. Erst dann werden die Bewohner wieder zurück in ihre Wohnungen ziehen können. Aber immerhin: Sie werden wohl zurück dürfen, was anfangs nicht sicher war.
Wieder verworfen hat man bei der Bezirksregierung die Idee, den instabilen Schacht im Untergrund direkt anzubohren, ohne den Gebäudekomplex darüber abzusichern. Ebenfalls zu unsicher erschien den Verantwortlichen offenbar die Möglichkeit, die Außenwände mit zusätzlichem Mauerwerk an den Öffnungen zu versehen. Der Abfangträger soll nun die Voraussetzung für den Start der Sicherungsmaßnahmen sein.
Die Mieter werden sich also erst einmal weiter gedulden müssen, rund 30 von ihnen leben weiter im Ramada Hotel im Stadtkern. Wer trägt dafür eigentlich die Kosten? Auf Anfrage bei der Wohnbau eG hieß es zuletzt, dass die Kosten derzeit von der Wohnungsbaugenossenschaft selbst getragen werden. Die evakuierten Bewohner müssten definitiv nicht selbst zahlen. Aber bleibt die Wohnbau eG tatsächlich auf den Kosten sitzen? Peter Hogrebe von der Bergbaubehörde antwortet auf die Frage, ob die Wohnungsbaugenossenschaft oder die Bezirksregierung oder jemand gänzlich anderes die Zeche zahlen muss: „Das ist aktuell Gegenstand der internen Abstimmungen.“
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