Essen. Public Viewing „völlig losgelöst“: Beim 5:1 der Nationalelf hebt das Raumschiff Kennedyplatz mit ohrenbetäubendem Jubel ab. Wir waren dabei.
Gelungener EM-Auftakt auf dem Essener Kennedyplatz: 2000 Fußballfans feiern den 5:1-Sieg der DFB-Elf. Das größte Public Viewing in Essen wird abgesichert durch taktische Sperren, also „Legosteine“ aus Beton. Geduldig warten die Fans vor der Einlasskontrolle. Auch auf dem eingezäunten Eventgelände ist Security zu sehen. Im Publikum dominieren weiß-schwarze Trikots, mit „Wirtz“ oder „Kimmich“ auf dem Rücken. Allerdings sind auch ein „Podolski“ und auch ein „Ballack“ zu entdecken.
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Die Schotten sind beim Rudelgucken dabei und Briten feiern Junggesellenabschied mit Dirndl
Unter die Fußballbegeisterten mischen sich auch schottische Fans und eine lustige Truppe aus dem englischen Leeds, die in „Germany“ Junggesellenabschied feiert. Der zukünftige Ehemann Robert wurde „stilecht“ in ein Dirndl gesteckt und mit feschem Tirolerhut gekrönt. Was Engländer sich halt so unter Deutschem Brauchtum vorstellen. Robert zeigt sich bestens gelaunt, mittelschwer angetrunken und zuversichtlich: Er hat bei einem Onlinewettbüro 5 Pfund auf ein 4:0 für Deutschland gesetzt und wird damit letztlich gar nicht so falsch liegen.
„Wir sind ja auch immer beim RWE im Stadion. Ich bin ganz euphorisch und glaube, dass wir ins Endspiel kommen.““
Im Publikum auch Hafenstraßen-Legende Glockenhorst, der sich einen Platz ganz vorne sichert und siegessicher seinen DFB-Schal schwenkt. Direkt nebenan eine lange Schlange beim Aldi-Torwandschießen, bei dem es was zu gewinnen gibt. Ganze Familien sind angereist. Andrea aus Bergerhausen platzt fast vor Vorfreude: „Wir sind ja auch immer beim RWE im Stadion. Ich bin ganz euphorisch und glaube, dass wir ins Endspiel kommen.“
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Sohn Pascal hatte die Idee zum gemeinsamen Schauen auf dem Kennedyplatz und analysiert vorm Anpfiff: „Der Nagelsmann hat die richtigen Strippen gezogen. Gut, dass er den Hummels weggelassen hat.“ Wolfgang tippt ein 2:1 und Sohn Marc ein 2:0. Er hat sich nicht einmal von einem Gipsbein abhalten lassen.
Hafenstraßen-Legende Glockenhorst schwenkt siegessicher den DFB-Schal
Rachida aus Altenessen und ihr Dirk hatten beim Matthias Reim-Konzert ein Mettmanner Paar kennengelernt und spontan zum Rudelgucken eingeladen. Leila und Jochen haben John mitgebracht und sind zum ersten Mal in Essen: „Sehr ansprechend hier. Viel fürs Auge und gegessen haben wir auch gut.“ Hier schwanken die Tipps zwischen 1:0 (Rachida) und 3:0 (Dirk und Jochen).
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Dann geht’s endlich los. Die EM-Spiele werden auf einer 66 Quadratmeter großen LED-Leinwand gezeigt. Musiala und Wirtz wirbeln, der Torjubel ist ohrenbetäubend. Völlig losgelöst. Und dann hebt es ab, das Raumschiff Kennedyplatz. Robert strahlt mit seinen neuen deutschen Freunden um die Wette: „Ich habe es euch gleich gesagt.“ Und geht erst mal aufs Klo. Jetzt gibt der gute Referee Elfmeter und alle Fäuste recken sich in den so langsam dunkler werdenden Abendhimmel. Und wieder hebt der Kennedyplatz ab.
„So ein großes schönes Fanfest. Das wollten wir: dass sich die Menschen treffen und EM-Luft schnuppern können. Der Kennedyplatz ist ein Supertreffpunkt.““
Veranstalter Frank Grabowski klatscht sich mit Richard Röhrhoff ab: „Läuft.“ Da ist er, der erhoffte Euphorie-Schub. Jetzt kann doch gar nichts mehr schiefgehen. Die paar Regentropfen stören niemanden. Erst recht nicht Röhrhoff. Der Chef von Essen Marketing (EMG) genießt das bunte Treiben: „So ein großes schönes Fanfest. Das wollten wir: dass sich die Menschen treffen und EM-Luft schnuppern können. Da Gelsenkirchen als Spielort nicht so viele Hotelzimmer hat, sind viele Engländer hier in Essen untergekommen. Da ist der Kennedyplatz ein Supertreffpunkt.“
Was auf Robert und seine Boys zutrifft: „Unser Hotel liegt nur zehn Fußminuten entfernt.“ Am Sonntag gehe es dann nach Gelsenkirchen ins Stadion. Mittlerweile hat sich der junge Engländer mit weiblichen deutschen Fans verbrüdert und posiert für gemeinsame Fotos. Völkerverständigung, wie sie fröhlicher und entspannter nicht sein kann.
Essen zeigt sich spendabel: Ab sofort gibt‘s für jeden Gast ein Freigetränk
Nicht nur für Robert aus Leeds hält Richard Röhrhoff gute Nachrichten parat: „Ab sofort gibt es für jeden Gast ein Freigetränk. Das konnten wir mit unseren Partnern erreichen. Eine nette Geste.“ Bis zum Endspiel am 14. Juli können die jüngeren Besucher auf dem großen Socca-Feld am Tisch-Kicker, Sitzfußball, Fußball-Darts oder an einer Torwand spielen. Am 23. Juni steigt dort ein Fußballturnier mit acht Teams, unter anderem mit HSV-Trainer Steffen Baumgart.
Der Auftaktsieg ist geschafft und von Veranstalter Frank Grabowski fällt alle Anspannung ab. Ein guter Vorverkauf und eine brummende Abendkasse sorgten für ein gut gefülltes Gelände: „Was für ein toller Auftakt für die Nationalelf und für uns. Das macht gute Laune. Am Mittwoch beim nächsten Spiel gegen Ungarn ist die Bude bestimmt voll.“ Die Tribüne leert sich genauso diszipliniert, wie zuvor enthusiastisch gefeiert wurde. Bis zum nächsten Mal beim Public Viewing auf dem Kennedyplatz.
Infos zum Fan-Fest: Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Getränke
Das Fan-Fest auf dem Kennedyplatz öffnet an allen Spieltagen um 13 Uhr. Sitzplätze auf der Tribüne kosten 15 Euro, Stehplätze 7 Euro. Bier und alkoholfreie Getränke kosten fünf Euro, die Bratwurst ebenfalls fünf und die Pommes vier Euro. Jeder Gast erhält als Freigetränk ein Bier oder einen Softdrink. Im abgesperrten VIP-Bereich kosten Tickets 99 bzw. 169 Euro, darin inbegriffen sind Getränke und Speisen bis hin zu Cocktails. Digitale Tickets sind online auf fanfest-essen.de zu erhalten.
Video: Flaggen-Achim und sein Kommentar zum Deutschlandspiel
Der Essener Achim Klimmeck ist bei der EM glühender Deutschland-Fan. Wir haben ihn nach dem ersten Spiel um seinen Kommentar gebeten. Hier zeigt er sich abgekämpft und euphorisch im Video.
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