Essen-Kupferdreh. Eine Essenerin ist sauer: Die Entsorgungsbetriebe haben ihre blaue Tonne nicht abgeholt. Jetzt soll sie vier Wochen warten. Was die EBE sagt.

„Am 16. August, einem Mittwoch, hätte die EBE eigentlich meine blaue Tonne abholen sollen. Aber es tat sich nichts.“ Nicole Lellmann wohnt am Scharpenhang an der Grenze zwischen Kupferdreh und Byfang. Eigentlich wollte sie nur mal bei den Essener Entsorgungsbetrieben (EBE) nachfragen, warum die Papiertonne immer noch voll war. Doch das gestaltete sich langwierig: „Am Donnerstag hieß es: Danke für ihren Anruf. Wir werden uns bemühen, den Grund herauszufinden. Am Freitag sagte man mir, man wisse es nicht, vielleicht sei ein Auto defekt gewesen. Und am Montag sagte man: Wir machen weiter Druck, um eine Antwort zu bekommen.“

Am Dienstag schließlich meldete sich die EBE selbst bei Lellmann und lieferte eine zweite Erklärung: Die Straße sei zugeparkt gewesen, der Wagen sei nicht durchgekommen. „Ich habe gesagt, das kann nicht sein. Ich bin da selbst rein- und rausgefahren, das war nichts zugeparkt. Da hat man mir geantwortet, das könne ich doch gar nicht wissen. Ob ich denn den ganzen Tag am Fenster hängen würde.“ Für die EBE war die Sache damit erledigt. Einen Nachholtermin gab es nicht; Lellmann wurde auf den nächsten regulären Leerungstermin vertröstet. Der ist Mitte September, denn blaue Tonnen werden in Essen nur alle vier Woche geleert.

Essener Feuerwehr hat Vorrang vor der Müllabfuhr

In der Zwischenzeit hatte die Essenerin mit den Nachbarn gesprochen und erfahren: Auch auf der Byfanger Straße und am Hinsbecker Berg sei die Müllabfuhr zum Leeren der blauen Tonne nicht vorbeigekommen. Lellmann: „Die Byfanger Straße ist breit, da kann doch gar nichts zugeparkt gewesen sein. Die EBE hat dann behauptet, ein Fahrzeug sei defekt gewesen. Ein Fahrzeug war also kaputt, das andere kam nicht durch – das hörte sich alles nach Ausreden an.“

Gerade im Bereich Kupferdreh und Byfang gibt es viele enge Straßen, bei der schon kleinere Parkverstöße die Entsorgungsbetriebe Essen stoppen können - hier beispielsweise am Scharpenhang.
Gerade im Bereich Kupferdreh und Byfang gibt es viele enge Straßen, bei der schon kleinere Parkverstöße die Entsorgungsbetriebe Essen stoppen können - hier beispielsweise am Scharpenhang. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auf Nachfrage dieser Zeitung ging EBE-Pressesprecher Christian Herrmanny der Angelegenheit nach. Das Ergebnis: Nicht der Scharpenhang sei zugeparkt gewesen, sondern die Straße Am Gerichtshof: „Der Scharpenhang hat die Besonderheit, dass es hier zu Ausfällen kommen kann, sofern es eine Verparkung in den Anfahrtsstraßen kommt“, so Herrmanny. „Und das war an diesem Tag der Fall.“ Dass aber die Byfanger Straße und der Hinsbecker Berg nicht angefahren worden sei, könne nicht den Tatsachen entsprechen. Herrmanny: „Ich bin die Strecke heute extra abgefahren. Die blauen Tonnen, die noch auf der Straße standen, waren leer.“

Grundsätzlich gebe es viele Möglichkeiten, warum Straßen für Müllfahrzeuge blockiert sind: falsch geparkte Autos, unangemeldete Baustellen oder auch Einsätze der Feuerwehr, die natürlich Vorrang haben. „Manche Stichstraßen können zudem nur rückwärts angefahren werden, weil wir mit den Fahrzeugen dort nicht wenden können, und bei anderen Straßen sind die Kurven sehr eng. Das kann dazu führen, dass nur wegen Kleinigkeiten einfach kein Durchkommen ist.“

Entsorgungsbetriebe: Schwierigkeiten mit der blauen Tonne

Gerade mit der blauen Tonne gebe es häufiger Schwierigkeiten, da sie nicht wöchentlich abgeholt wird. „Die Restmüllfahrzeuge haben mit ihrem festen Leerungstag weniger Probleme, weil die Anwohner und Autofahrer Bescheid wissen. Papier wird nur alle vier Wochen geleert, das haben die Leute meist nicht so auf dem Schirm und achten nicht so genau darauf, wie sie parken.“

Doch was passiert eigentlich, wenn ein Fahrzeug nicht mehr durchkommt? Wird die Fahrt dann abgebrochen? „Auf keinen Fall. Die Kollegen fahren dann einen Umweg und nehmen die Route an einer anderen Stelle wieder auf.“ Dass Nicole Lellmann nun vier Wochen warten muss, bis ihre blaue Tonne abgeholt wird, sei tatsächlich unüblich. Herrmanny: „In den allermeisten Fällen probieren wir es einen Tag später noch mal.“

Die Anwohnerin zumindest ist froh, dass „lediglich“ die blaue und nicht die Restmülltonne betroffen sei. „Das Problem ist: Das passiert hier regelmäßig. Und wenn schon die Müllabfuhr nicht durchkommt, dann gilt das bei Notfällen für die Feuerwehr oder den Notarzt doch auch. Das kann ernste Konsequenzen haben.“

Anwohner werden über Müllabfuhr informiert

Dem stimmt auch Herrmanny zu und erklärt das Vorgehen der EBE bei regelmäßigen „Blockaden“: „Wenn eine Straße mehrfach nicht befahrbar ist, dann verteilen wir in der Gegend Flyer, die darauf aufmerksam machen und mit der Bitte, beim Parken darauf zu achten.“ In ernsteren Fällen seien die Kollegen angehalten, Fotos von der Situation zu machen. „Wir informieren dann die Stadt Essen mit Datum, Uhrzeit und Ort.“ Bei der wiederum werden die Informationen der EBE sowie der Feuerwehr und der Notärzte gesammelt, um eine Lösung zu finden.

Im Falle der Entsorgungsbetriebe kann das bedeuten, dass die Anwohner auf den vollen Service verzichten und selbst Hand anlegen müssen. Herrmanny: „Wenn wir gar nicht mehr in eine Stichstraße hinein- und vernünftig wieder herauskommen, dann kann es sein, dass die Stadt Essen die Anwohner anschreibt und sie bittet, die Mülltonnen selbst rauszustellen.“ Doch davon ist der Scharpenhang noch weit entfernt.