Essen. Den Entsorgungsbetriebe Essen macht der hohe Krankenstand zu schaffen. Hinzu kommen die ersten Corona-Fälle im Betrieb.
Immer mehr Bürger machen ihrem Ärger Luft über den Service der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). In den vergangenen Tagen erreichten die Redaktion dazu zahlreiche Zuschriften. Mülltonnen würden nicht pünktlich geleert und blieben deshalb oft tagelang am Straßenrand stehen. Beschwerden liefen ins Leere. Die EBE räumt Probleme bei der Abfuhr der Behälter inzwischen ein.
Denn diese beschränken sich nicht nur auf die Stadtteile Überruhr und Burgaltendorf, wo - wie berichtet - die blauen Tonnen für Altpapier gleich an mehreren Straßen nicht geleert worden waren - und dies nicht zum ersten Mal. In Bredeney warten Bürger seit dem vergangenen Donnerstag darauf, dass der in den braunen Tonnen gesammelte Biomüll entsorgt wird, schreibt Leser Werner Heinze. Als er sich bei der EBE telefonisch habe beschweren wollen, sei er in der Warteschleife gelandet, aus der er nach 30 Minuten rausgeworfen worden sei: „Bitte versuchen sie es später noch einmal“, empfahl eine anonyme Stimme vom Band.
Bürger verzweifeln in der Warteschleife der Telefon-Hotline
„So kann man sich die Leute auch vom Hals halten“, kommentiert Leser Werner Hetkemper aus Rüttenscheid sarkastisch. Als die Leerung seiner Mülltonne seit Tagen überfällig war, griff er zum Telefon, um bei der EBE zu erfahren, wie das sein könne. „Die haben den Hörer gar nicht abgenommen.“ Ähnliche Erfahrungen mit der EBE schildern Leser auch aus anderen Stadtteilen.
Was läuft schief bei den Entsorgungsbetrieben? Unternehmenssprecherin Bettina Hellenkamp bestätigt, dass es bei der Leerung der Behälter zu Verzögerungen kommt, allen voran bei der blauen Tonne. Die Ursache seien Änderungen bei den organisatorischen Abläufen. Hinzu komme ein hoher Krankenstand, und das ausgerechnet in der Urlaubszeit.
Reviere wurden neu zugeschnitten, Abfuhr läuft nicht rund
Da die Zahl der zu leerenden Behälter variiere - Haushalte bestellen eine blaue Tonne, andere melden ihre ab - hatte die EBE Reviere jüngst neu zugeschnitten und Leerungstermine verschoben, was immer mal vorkomme. Das Altpapier wird nicht länger zur Weiterverwertung nach Kray gebracht, sondern zu einem anderen Entsorger, der den Auftrag in einer öffentlichen Ausschreibung gewonnen hat. Die Wege hätten sich dadurch verlängert - nicht für alle, aber für viele Müllwagen. Kurz: Noch läuft es nicht rund bei der Altpapierentsorgung, was nicht zu übersehen ist.
Gravierender sind offenbar die Personalprobleme. Der Krankenstand sei aufgrund der Arbeitsbelastung höher als in anderen Branchen. Zahlen nennt die EBE nicht. Dazu nur soviel: Der Krankenstand sei so hoch, dass es nicht möglich sei, Personal zu verschieben, so dass Mitarbeiter bei der Leerung der blauen Tonnen einspringen.
Erste Corona-Fälle in der Straßenreinigung, Mitarbeiter sind in häuslicher Quarantäne
Hinzu kämen Vorgaben und Einschränkungen durch Corona. Wegen des Verdachts einer Infektion hätten sich Fahrzeugbesatzungen in Quarantäne begeben müssen. Dadurch sei es auch zu Ausfällen bei der Leerung der grauen und braunen Tonnen gekommen.
Aktuell wurden bei der EBE bislang drei der rund 1000 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Eingesetzt waren sie nicht in der Müllabfuhr, sondern in der Straßenreinigung. Fünf Mitarbeiter befinden sich auf Anordnung des Gesundheitsamtes in häuslicher Quarantäne.
Für die Müllabfuhr will die EBE noch in dieser Woche neun zusätzliche Mitarbeiter einstellen, in der kommenden Woche elf weitere. Das sollte die angespannte Personalsituation spürbar entlasten, heißt es im zentralen Betriebshof an der Pferdebahnstraße.
Bürger werden gebeten, die blauen Tonnen am Straßenrand stehen zu lassen, sollte die Leerung ausfallen. Die EBE bemühe sich, diese nachzuholen, will aber nicht ausschließen, dass ein Leerungstermin ersatzlos ausfällt.
Zu Verzögerungen und Wartezeiten kann es weiterhin bei der Telefon-Hotline kommen, was auch für die Beantwortung von E-Mails gilt. Zwölf Mitarbeiter bearbeiten Anfragen und Beschwerden. Für den üblichen Aufwand an Anrufen und E-Mails sei dies genug. Das Aufkommen sei derzeit aber höher als üblich. Wartezeiten von 10 bis 15 Minuten in der Hotline seien deshalb sehr wohl möglich. Die EBE hält dies offensichtlich für zumutbar.
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