Essen-Borbeck. Die Bösen Borbecker Buben werden 88 Jahre alt – für frischen Wind sorgt ihr junger Präsident. Das närrische Jubiläum wird an neuem Ort gefeiert.

Die Großkarnevalsgesellschaft Böse Borbecker Buben wird närrische 88 Jahre alt. Am 18. September 1935 wurde sie von sieben jungen Männern beim Dellwiger Wirt Karl Knotte aus der Taufe gehoben. Der Verein stand vor einigen Jahren fast vor dem Aus, hat sich aber unter dem jungen Vorsitzenden und Präsidenten Tim Langer neu aufgestellt. Die Kehrtwende gelang, die Karnevalsgesellschaft (KG) hat wieder über 50 Mitglieder, plus Ehrensenatoren und Ehrenmitglieder.

Die Jubiläumssitzung für geladene Gäste soll nun am 17. November gefeiert werden. Die Session kommt dann mit Herren- und Mädchensitzung, Teilnahme am Rosenmontagszug, Karnevalsparty und Kinderkarneval daher. Tim Langer versucht, die Begeisterung fürs Närrische zu erklären: „Das kommt aus dem Herzen. Wir leben Karneval. Wir lieben Karneval.“ Man gehe in der Karnevalsgesellschaft mit der Zeit und ehre doch die Traditionen. Er selbst ist zwar schon seit über 20 Jahren Mitglied, wird aber am 18. September gerade einmal 25 Jahre alt.

Böse Borbecker Buben legen nach Corona einen Neustart hin

Anfangs tanzte Langer für die Juniorengarde, später dann im Borbecker Schlossballett. 2019 wurde er mit 21 Jahren jüngster Karnevalspräsident der Stadt. Nach seiner Wahl wurde eine neue Website erstellt, der Social Media-Bereich grundlegend erneuert, die Elferräte neu aufgestellt, in aller Kürze ein Programm für die Session zusammengestellt und vieles mehr. 2020 startete man unter dem Motto „Wieder alles im Griff“ voll durch. Bis dann im März Corona kam. Als die Normalität zurückkehrte, waren die Bösen Buben sofort wieder da.

Die Karnevalsgesellschaft „Böse Borbecker Buben“ ist traditionell Teil des Essener Karnevalszugs – auch bei Wind und Wetter.
Die Karnevalsgesellschaft „Böse Borbecker Buben“ ist traditionell Teil des Essener Karnevalszugs – auch bei Wind und Wetter. © archiv | Karnevalsgesellschaft Böse Borbecker Buben

Das hier nur „Olli“ gerufene Vereins-Urgestein Werner Bleich zählt schon lange zum festen Vorstand, als Geschäftsführer, Schriftführer und Sitzungspräsident. Er sagt rückblickend: „Da war so viel Dankbarkeit, dass wir den Mut hatten, etwas aufzuziehen.“ Petra Robusch ergänz: „Wir haben trotz kürzester Vorbereitungszeit den Saal vollbekommen.“ Sie wurde 1964 quasi in den Verein hineingeboren: „Mein Vater Karl Thomas ist unser ältestes Mitglied und seit 60 Jahren bei den Buben.“

Im Jahr 1978 war Robusch als „Assindia Petra I.“ Essener Kinderprinzessin. Seitdem hilft sie im Club, wo es benötigt wird, und war zum Beispiel Trainerin der Herrenballetts „Schloß-Elfen“. Und als echte Närrin hat sie sogar ihren Ehemann auf einer Karnevalssitzung kennengelernt. 1985 war das. Die „Bläck Föss“ traten auf, doch sie hatte nur Augen für ihren Zukünftigen.

Karnevalsfeiern finden in der Borbecker Dampfe statt

Im 88. Jahr erinnern die Mitglieder auch an die Anfangsjahre der Karnevalsgesellschaft. Die Vereinsgründer kamen aus gutem Hause und hatten sich in der Laienspielschar des Jungmännervereins und der Theatergemeinschaft Borbeck kennengelernt. Fröhlich sollte es zugehen. Die allererste Sitzung am 11.11.1935 stand unter dem Motto „Rheinischer Abend in Dellwig“. Jupp Melles wurde erster Sitzungspräsident und blieb es für 30 Jahre.

Mit ihren schicken roten Uniformen waren Präsident, Elferräte und auch die vereinseigenen Büttenredner gern gesehen bei anderen Gesellschaften. Die Säle waren ausverkauft, oft kamen bis zu 800 Gäste. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der einzig noch verfügbare Saal der im Schloss Borbeck. Wegen der Sanierung des Schlosses weichen die Narren nun auf das Brauhaus Dampfe aus: „Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen“, sagt Langer.

Kartenvorverkauf für die Feiern der Bösen Borbecker Buben läuft

Die Karnevalsgesellschaft blickt auch über den närrischen Tellerrand. So führte Präsident Ernst Klemt 1972 den „Goldenen Borbecker Groschen“ ein, für die Borbecker, die ihren Mitmenschen Hilfe angedeihen lassen, wo sie gebraucht wird. Als Erste wurde Krankenschwester Beate Brunnert geehrt. 1975 wurde dann der Borbecker Kinderkarneval ins Leben gerufen.

Dazu passt das Motto der Jubiläums-Session: „Für immer jung“. Tim Langer erklärt: „Egal, wie alt man ist, im Karneval ist jeder Kind.“ Der Kartenvorverkauf sei bereits gestartet: „Wir bekommen mindestens 450 Leute in den großen Saal der Dampfe. Viele Karten sind schon weg.“ Werner Bleich ergänzt: „Wir bekommen Vorbestellungen für ganze Tischreihen, besetzt mit 15 bis 20 Leuten. Das sind Kegelclubs, Vereine, Freundeskreise.“

Der Wagen der Bösen Borbecker Buben beim Essener Rosenmontagszug 2010 – auch im kommenden Jahr will die Karnevalsgesellschaft wenn möglich einen eigenen Wagen haben.
Der Wagen der Bösen Borbecker Buben beim Essener Rosenmontagszug 2010 – auch im kommenden Jahr will die Karnevalsgesellschaft wenn möglich einen eigenen Wagen haben. © WAZ FotoPool | Oliver T. Mueller

Die Große Herrensitzung am 21. Januar 2024 und die Mädchensitzung am 27. Januar finden in der Dampfe satt, wie auch am 28. Januar und am 4. Februar der Kinderkarneval, der von den Bösen Borbecker Buben unterstützt wird. Die Karnevalsparty steigt am 10. Februar im Pfarrsaal von St. Josef. Auf der Homepage www.boeseborbeckerbuben.de können Karten erworben werden. Am Essener Rosenmontagszug nehmen die Borbecker auch teil, vermutlich mit eigenem Wagen.

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