Essen-Margarethenhöhe. Ulrike Beckers naturnaher Garten auf der Margarethenhöhe in Essen zeichnet sich durch große Vielfalt aus. Warum sie nicht jedes Unkraut ausreißt.
- Auch ein kleiner Garten kann viel Abwechslung bieten.
- Ein Beispiel dafür ist die grüne Oase von Ulrike Becker auf der Margarethenhöhe.
- Die pensionierte Lehrerin hat noch viele Pläne.
Eigentlich wollte Ulrike Becker von der Margarethenhöhe in Essen ihren Garten gar nicht der Öffentlichkeit präsentieren. „Zu klein“, fand sie. Nach der gelungenen Premiere bei der „Offenen Gartenpforte“ im vergangenen Jahr genießt es die pensionierte Lehrerin nun aber doch, im Rahmen der Aktion mit anderen Gartenfreunden ins Gespräch zu kommen. Die 71-Jährige hat zudem in Sachen Grün noch viel vor.
In diesem Jahr wird Ulrike Becker ihren rund 180 Quadratmeter kleinen Garten noch am Samstag und Sonntag, 2. und 3. September, 11 bis 17 Uhr, öffnen. Sie freut sich über interessierte Besucherinnen und Besucher, mit denen sie sich bei Kaffee und Kuchen über gärtnerische Themen austauschen möchte. „Im nächsten Jahr möchte ich auf jeden Fall im Juni dabei sein“, plant sie.
Essener Gartenfreundin freut sich auf Besucher bei der nächsten Offenen Gartenpforte
Vielleicht können die Besucher dann schon ein komplett neu gestaltetes Stück Garten sehen: Ulrike Becker möchte nämlich das Gelände hinter ihrem Garten, das die Nachbarn im Haus aus Altersgründen nicht mehr selbst bewirtschaften, ebenfalls übernehmen.
„Das muss natürlich alles rückbaubar sein. Vielleicht wollen ja andere Mieter den Garten später einmal selbst gestalten“, ist sich Ulrike Becker bewusst, dass das eine Übernahme auf Zeit sein könnte. Die frühere Englisch- und Sportlehrerin lebt mit ihrem Mann seit 1991 zur Miete in einem ehemaligen Krupp-Haus an der Wortbergrode 13, das inzwischen Covivio gehört. „Die Erdgeschoss-Wohnung mit Garten, den man nach eigenem Geschmack gestalten kann, ist ein großer Glücksfall“, sagt sie. Der Garten ist nach Osten ausgerichtet, so dass man auf der Terrasse mit Blick auf die Pflanzen frühstücken könne.
Die Leidenschaft fürs Gärtnern wurde der 71-Jährigen quasi in die Wiege gelegt. „Mein Vater war Gärtner und wir hatten früher einen großen Nutzgarten. Als Kind habe ich ein eigenes Beet gepflegt, mein Vater hat viel dazu erklärt und ich habe offenbar viel davon behalten“, sagt sie.
Schule, Studium, Geburt der Tochter und ihre Tätigkeit als Lehrerin, unter anderem am Maria-Wächtler-Gymnasium, am Nord-Ost-Gymnasium und später am Ruhrkolleg, ließen das Interesse an der Gartenarbeit allerdings etwas in den Hintergrund treten. Das änderte sich mit dem Umzug an die Wortbergrode.
„Mein Mann und ich haben nach der Arbeit und am Wochenende viel im Garten gemacht“, erinnert sie sich. Jetzt, nach der Pensionierung, laufe das natürlich entspannter. Entspannt geht sie auch mit Unkraut um, das sie durchaus wachsen lässt – mit zwei Ausnahmen. „Das Drüsige Springkraut, eine invasive Art, die alles überwuchert, muss genauso weg wie die Ackerwinde, die alles andere erwürgt“, sagt sie.
Die selbst angelegte Mauer ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Als die Beckers auf der Margarethenhöhe einzogen, gab es hinter dem Haus nur ein abschüssiges Gelände mit Wiese und reichlich Bauschutt aus der Entstehungszeit der Häuser. Die Fläche gestalteten Ulrike Becker und ihr Mann dann nach eigenen Plänen terrassenförmig. „Besonders liebe ich die Mauer, weil sich dort immer neue Pflanzen selbst entwickeln und sich Tiere verkriechen können.“
„Rund ein Jahr haben wir für die Umgestaltung gebraucht“, berichtet die Gartenfreundin. Zwei alte Bäume und zwei Tannen vor den Fenstern mussten weichen, um Licht in Garten und Haus zu bekommen. Heute gibt es dort nur noch einen kleinen Pflaumenbaum. „Der Apfelbaum hat sich wieder verabschiedet.“ Dafür wachsen am Rand jetzt verschiedene Beerenarten.
Aktuell befinde sich der Garten wieder in einer Phase des Umbruchs. Auf den Teich im oberen Teil verzichtet das Ehepaar Becker seit der Geburt der beiden Enkel aus Sicherheitsgründen. Ein altes Gartenhaus, schon durch ein neues ersetzt, soll bald weichen und auch die Pflanzenauswahl passe sie langsam an die zunehmende Trockenheit an.
Gemüse und Kräuter zieht die 71-Jährige in einem selbst angelegten Hochbeet. „Wir lieben besonders Kartoffeln. Da haben wir eine frühe und eine späte Sorte“, sagt sie und zeigt auf die hochgewachsenen Pflanzen, die unter dem letzten Sturm etwas gelitten haben.
Ulrike Becker freut sich, dass ihr naturnaher Garten auch Platz für Igel und Kröten bietet. „Ein Problem sind da eher die Rehe, die vom Wald herüberkommen und gern mal die Rosen anfressen, die ich deshalb mit Drahtkörben zu schützen versuche.“ Es sei ihr von Anfang an wichtig gewesen, ohne Chemie zu arbeiten, Dünger gibt’s vom Kompost und vieles gestalte sich von allein: „Es entstehen immer wieder neue interessante Pflanzen. Auf der anderen Seite hat sich einiges, was ich im Laufe der Jahre gepflanzt habe, längst wieder verabschiedet“, hat Ulrike Becker schon viel ausprobiert.
Der Garten ist nach englischem Vorbild angelegt
„Ich war oft in England und habe dort tolle Gärten kennengelernt. Ich liebe besonders die Mixed Borders, also dicht bepflanzte Beete, bei denen kaum nackter Boden zu sehen ist. Das verhindert das Wachsen von Unkraut und das Austrocknen des Bodens.“ Und so wachsen Gehölze, Stauden, Sommerblumen und Zwiebelpflanzen nach englischem Vorbild harmonisch nebeneinander, so dass die Besucherinnen und Besucher bei der nächsten Offenen Gartenpforte viel zu entdecken haben. „Ich mag das Durcheinander sehr gern“, sagt die Hobbygärtnerin.
Viele der Pflanzen sind schon über 30 Jahre alt. Dazu gehören Rosen, Pfingstrosen, Fetthenne, Kamelie, Phlox und Rosmarin, aber auch die alten Hainbuchenhecken, die Insekten und Vögeln Schutz bieten. Auch das Mobiliar der Sitzgruppe hat schon einige Kaffeerunden hinter sich: „Stühle und Tisch haben wir schon in den 1990ern gekauft. Die blieben immer draußen, müssen nur mit der Bürste gesäubert werden.“
Gemüsepflanzen zieht Ulrike Becker auf der Fensterbank vor, „so schmeckt es später einfach besser“. Im Winter schmiedet sie schon Pläne für die nächste Gartensaison. Oft werde sie gefragt, warum sie so viel Arbeit in die Gartengestaltung investiere, wo sie doch nur Mieterin sei. Ulrike Becker: „Ich liebe das einfach und freue mich jeden Tag über meinen schönen Garten.“
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