Essen-Margarethenhöhe. Die Aktion „Offene Gartenpforte“ startet am 21. Mai und macht verborgene Gartenschätze öffentlich. Auf der Margarethenhöhe gibt es eine Premiere.
Wenn Hobbygärtner ihre Gartenpforten wieder öffnen, wird es auf der Margarethenhöhe eine Premiere geben: Zum ersten Mal ist eine Oase dabei, die mit 200 Quadratmetern deutlich kleiner ist als die meisten anderen teilnehmenden Gärten. Gestaltet hat den Garten Ulrike Becker. Die Aktion, bei der die Beteiligten das Eintrittsgeld für den guten Zweck spenden, kannte sie lange. Doch sie dachte, ihr Garten sei zu klein. Nun lädt sie am 21. Mai in ihren Garten ein – so wie andere Hobbygärtner in Essen, Bochum und Hattingen.
Die Aktion Offene Gartenpforte
Am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Mai, öffnen Ulrike und Hans Joachim Becker ihren Garten jeweils von 11 bis 17 Uhr. Dann ist die Pforte an der Straße Wortbergrode 13 geöffnet. Es gibt Inspirationen, Tipps, Pflanzen, Gespräche, Kaffee, Tee und Kuchen. Hunde sind nicht eingeladen.Der Eintritt (2 Euro) wird an karitative und soziale Einrichtungen gespendet. Kontakt: gaerten-an-der-ruhr@web.de oder unter 0201-3020849. Infos zu weiteren geöffneten Gärten: www.gaerten-an-der-ruhr.de,
Eine Nachbarin habe ihr dann ins Gewissen geredet, gesteht Ulrike Becker: „Die meisten Menschen hätten doch ähnlich kleine Gärten und wären für Anregungen dankbar. Also habe ich mich angemeldet und bin genommen worden.“ Die 71-Jährige zeigt auf die Architektur ihrer Gartenperle: „Wir wohnen hier seit 1991 und haben nach drei Jahren damit angefangen, den Garten anzulegen. Doch auf dem ziemlich abfallenden Gelände wollte nichts gelingen. Dann haben wir das mit Ruhrsandsteinmauern auf drei Ebenen angelegt. Was für eine Schlepperei.“
Auf der Margarethenhöhe gibt einen durch eine Hecke abgeteilten Küchengarten
Drei üppig nach englischem Vorbild der Mixed Border bepflanzte Staudenrabatten mit englischen Rosen prägen das Bild, eine den Garten umgebende Hainbuchenhecke rundet es ab. Den Hang zum Angelsächsischen möchte die pensionierte Sport- und Englischlehrerin nicht verhehlen: „Vor drei Jahren sind wir für fünf Wochen durch Großbritannien gereist, Oxford, die Cotswolds, Wales, Schottland. Was gibt es dort für fantastische Landschaften und herrliche Gärten.“
Bald geht es wieder auf Tour für Ulrike und Hans Joachim Becker, diesmal stehen die Bretagne, Irland, Wales und Cornwall auf dem Programm. Auf der Margarethenhöhe gibt einen kleinen, durch eine Hecke abgeteilten Küchengarten mit einem Hochbeet. Dahinter befand sich einst ein Teich, doch mit der Geburt der ersten Enkel schien das den Großeltern zu gefährlich. Hier soll nun eine Gartenhütte aus Holz hin, doch die angespannte Situation der Baubranche verzögert sogar solche kleinen Projekte, stöhnt Ulrike Becker: „Versuchen Sie mal, Leute zu bekommen, die Ihnen ein Fundament legen für eine Hütte. Das kann dauern.“
Keine Pestizide. Verzicht auf Torf zum Schutz der Moore
Nebenan finden sich mehrere Komposthaufen, die Material liefern für nährstoffreichen Humus. Ulrike Becker schmunzelt: „Wir kommen aus der alternativen Ecke. Keine Pestizide. Verzicht auf Torf zum Schutz der Moore. Unsere Bepflanzung ist abgestimmt auf Vögel und Insekten. Vor Jahren gab es kaum noch Vögel auf der Margarethenhöhe. Jetzt sind sie alle wieder da. Wie schön das summt und brummt hier. Unser ganz persönliches Paradies.“
Ihr Garten wurde erst kürzlich zertifiziert vom Verein „Natur im Garten NRW“. Naturnahe Gärten begeistern nicht nur durch die Schönheit von Blumenpracht und Tierwelt, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und Klimawandelanpassung. Früher bestellten die Beckers eine Mietparzelle bei Biobauer Maas in Fischlaken: „Im Grunde war das zu groß für uns, und dann immer die Fahrerei.“ Nun reichen ihr einige Schritte in den Garten. Zurzeit ist das Hochbeet neu aufgefüllt, Sauerampfer und Mangold schauen schon sehr verlockend aus.
Bald geht der Lauch auf und die Pfingstrosen, dann blüht auch der Storchenschnabel
Die Hasenglöckchen leuchten in zarten Blau- und Rosatönen: „Bald geht der Lauch auf und die Pfingstrosen, dann blüht auch der Storchenschnabel.“ Das alles braucht doch viel Wasser? Ulrike Becker zieht die Stirne kraus: „Lange Zeit durften wir keine Regentonne aufstellen, erst jetzt haben wir einen Außenwasseranschluss, mit Verbrauchszähler.“
An der Gartenpforte sagt Ulrike Becker noch: „Mein Vater war Gärtner. Bei acht Kindern hat er natürlich einen Nutzgarten angelegt. Als Kind habe ich die Gartenarbeit immer gehasst. Aber inzwischen liebe ich diese überaus meditative Arbeit. Ich bin ein rappeliger Typ, aber in meinem Garten werde ich ruhig. Für mich ist das hier Zen-Buddhimus pur.“