Essen-Altenessen. Das Essener Leibniz-Gymnasium entspricht nicht mehr den Standards und soll umgebaut werden. Bis davon etwas zu sehen ist, wird es noch dauern.
Mangelnder Platz und schlechter baulicher Zustand: Das sind die zwei Gründe, warum das Essener Leibniz-Gymnasium jetzt umgebaut werden soll. Derzeit hat die Schule zwei Standorte. Diese sollen zusammengeführt werden. Im Zuge dessen soll außerdem die bestehende Turnhalle einer neuen weichen sowie neue Unterrichtsräume geschaffen werden. Auch die Tribüne des angrenzenden Sportplatzes wird erst in diesem Zusammenhang erneuert, wie die Stadt auf Anfrage erklärt.
Mängel in der Bausubstanz von Essener Gymnasium
Derzeit werden am Hauptgebäude an der Altenessener Stankeitstraße die Jahrgangsstufen sieben bis zwölf unterrichtet und in der Zweigstelle Mallinckrodtstraße die Klassen fünf und sechs. Das Gebäude Mallinckrodtstraße weist laut Stadt erhebliche Mängel in der Bausubstanz auf, die nicht mehr zu beheben sind. Die Stadt empfiehlt daher in einer Machbarkeitsstudie, die Dependance zu schließen und das Grundstück anderweitig zu vermarkten.
Das Hauptgebäude an der Stankeitstraße wurde 1908 eingeweiht, im Zweiten Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut. Es befindet sich nach Angaben der Essener Immobilienwirtschaft in einem guten Zustand, entspreche aber hinsichtlich der funktionalen Aufteilung und der Raumgrößen nicht mehr den heutigen Standards. Hinzu komme, dass schlicht und einfach nicht genügend Platz ist, seitdem das Gymnasium wieder zu G9 zurückgekehrt ist. „Das sind ungefähr 150 Schüler mehr als vorher“, erklärt Schulleiter Martin Tenhaven. Im Jahr 2017 wurde die Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren in Nordrhein-Westfalen beschlossen. Der erste neue G9-Jahrgang wird seine Schullaufbahn regulär mit dem Abitur 2027 abschließen. Im Jahr 2026 wird es aufgrund der Reform keinen Abiturjahrgang geben – Zusammenrücken reicht dann nicht mehr aus.
Provisorium am Essener Leibniz-Gymnasium dürfte keine Dauerlösung werden
Der Umbau werde dann noch nicht abgeschlossen sein, weiß Tenhaven. Es müsse dann mit einem Provisorium – etwa Containern – gearbeitet werden. Der Trost: In diesem Fall werde das Provisorium keine Dauerlösung. Dafür sind die Pläne für den Umbau schon jetzt zu weit fortgeschritten. Tenhaven und sein Team haben nach Abschluss der Machbarkeitsstudie in diesem Jahr mit der Stadt ein Raumprogramm entwickelt, das sich an den aktuellen Leitlinien entlang hangelt. Pflicht war dabei ein Besuch in der neu gebauten Gustav-Heinemann-Gesamtschule, wo sich das Team die Umsetzung der modernsten Möglichkeiten angeschaut hat.
Dazu gehört beispielsweise das Potenzial, Räume so zu nutzen, dass Gruppenarbeit einfacher möglich ist. Außerdem soll es mehr Differenzierungsräume sowie mehr Aufenthaltsmöglichkeiten und individuelle Lernbereiche für Oberstufenschüler im Gebäude geben. Auch die Enge in den Naturwissenschaften soll durch mehr Räume aufgelöst werden und es soll weitere Büros geben. „Drei Beratungslehrer teilen sich derzeit einen Raum“, gibt der Schulleiter ein Beispiel. Das sei ungünstig vor dem Hintergrund, dass Beratungen oft in geschütztem Rahmen in einer Eins-zu-eins-Situation stattfinden sollten. Abteilungsleiter, Stundenplaner und didaktische Leitung, Sekretariat, Schulleiter und Stellvertreter – sie alle brauchen ein Büro. Das Lehrerzimmer allein reiche da längst nicht mehr aus.
Neubau der historischen Tribüne im Zuge des Leibniz-Umbaus
Die Machbarkeitsstudie der Stadt hat ergeben, dass die Turnhalle an der Stankeitstraße ebenso abgerissen werden könnte wie die angrenzenden Pavillons, die Freilufthalle – eine Art vergitterter Sportplatz mit Dach – und die Toilettenhäuschen. Damit wäre sowohl Platz für eine neue Dreifach-Sporthalle, als auch für weitere Unterrichtsräume für die insgesamt rund 1200 Schüler und Schülerinnen. Das Hauptgebäude soll hingegen nicht großartig verändert werden. Laut Machbarkeitsstudie reicht das vorhandene Schulgrundstück für die Erweiterung aus, der angrenzende Sportplatz soll erhalten bleiben.
Dort steht eine historische Tribüne, die eigentlich längst erneuert werden sollte. Sie ist baufällig und seit rund drei Jahren gesperrt. Nach einigem Ringen gab es ein Konzept für den Neubau und alles schien in trockenen Tüchern. Doch dann sprang die für die Bauarbeiten vorgesehene Firma im vergangenen Jahr kurzfristig ab und die Stadt sollte den Auftrag anderweitig vergeben. Jetzt erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling auf Anfrage, dass die Umbaupläne für das angrenzende Gymnasium in diesen Prozess hineingrätschten: „In diesem Zuge ist eine planerische Abstimmung zur Lage der Tribüne und der weiteren Konzeption der Schulgebäude erforderlich.“ Einen Zeitplan für Abriss und Neubau der Tribüne gibt es daher nicht.
Sportplatz des BV Altenesse wird auch als Schulhof genutzt
Martin Tenhaven hingegen ist optimistisch: „Man würde sich vielleicht eher ein Problem schaffen, wenn die Tribüne vorgelagert erneuert wird.“ Den Sportplatz teilt sich die Schule mit dem BV Altenessen: „In den Pausen wird er richtigerweise auch als Schulhof genutzt. Besonders die jüngeren Schüler können dort ihren Bewegungsdrang ausleben.“ Befürchtungen, dass es mit der Neuplanung zu wenig Schulhoffläche für die Kinder gebe, habe er nicht. Auch dafür gebe es schließlich genaue Vorgaben, die einzuhalten sind. Stadtsprecherin Jacqueline Schröder: „Von der Vorbereitung bis zum erfolgten Wettbewerb kann mit 1,5 Jahren gerechnet werden. Ob der Sportplatz auch als Schulhof-Fläche genutzt werden könnte, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.“
Martin Tenhaven rechnet damit, dass der Rat der Stadt noch in diesem Jahr sein endgültiges Okay gibt und im kommenden Jahr dann der Planungswettbewerb ausgeschrieben und durchgeführt werden kann. Bis der Umbau dann tatsächlich abgeschlossen ist, werden noch einige Jahre ins Land gehen.