Essen-Werden. Abitur nach acht oder neun Schuljahren: Welche Auswirkung die Entscheidung am Werdener Mariengymnasium in Essen-Werden hat.

Die schulpolitische Debatte um das gymnasiale G8 mit nur 12 Schuljahren bis zum Abitur oder G9, also wie früher 13 Schuljahren, hat seit der G8-Einführung im Jahr 2005 kein Ende gefunden. Also wurde flächendeckend G9 wieder eingeführt. Das verändert auch am Werdener Mariengymnasium so einiges. Schulleiterin Christiane Schmidt berichtet, dass ihre Schule als „Bündelungsgymnasium“ klassifiziert wurde.

Um nämlich die Rückkehr zu G9 reibungslos zu gestalten, hat das NRW-Schulministerium Gymnasien gesucht, die außerplanmäßig eine zusätzliche Jahrgangsstufe einrichten könnten. Der Knackpunkt: Die Schüler des wieder eingeführten G9-Jahrgangs werden ab Sommer ein zusätzliches Schuljahr in der Sekundarstufe I (Klasse 10) absolvieren. Daher rückt kein Jahrgang in die Einführungsphase der Oberstufe nach. Übrigens würde das auch bedeuten, dass es demnächst ein Schuljahr ohne Abiturjahrgang gibt.

Schulleiterin hat ihre Schule aus Überzeugung angemeldet

Aber es gibt Wiederholer des letzten G8-Jahrgangs sowie Schüler aus anderen Schulformen, die zum Gymnasium wechseln möchten. Diesen Gruppen soll die Möglichkeit geboten werden, ihre Schullaufbahn am Mariengymnasium fortzusetzen. Daher hatte Christiane Schmidt ihr Schule aus Überzeugung für das Sonderprogramm gemeldet: „Wir werden da auch gut betreut von den Schulbehörden und stehen jetzt in den Startlöchern. Um dann wirklich den Zuschlag als Bündelungsgymnasium zu bekommen, benötigen wir allerdings mindestens 40 Anmeldungen.“

Infoabende und Tag der offenen Tür

Am Montag, 14. November, lädt das Gymnasium um 19.30 Uhr die Eltern potenzieller neuer Marienschüler ein zum Informationsabend. Am Dienstag, 15. November, findet ab 19.30 Uhr ein eigener Informationsabend für den Quereinstieg statt.

Am Samstag, 19. November, findet von 9 bis 12 Uhr der Tag der offenen Tür statt. Hier kann das moderne Schulgebäude besichtigt werden. Auch gibt es offenen Unterricht. Das Sekretariat des Mariengymnasiums an der Brückstraße 108 ist unter 0201 492226 zu erreichen, auch sind Informationen unter www.mariengymnasium.net zu erhalten.

Aber sie sei da sehr positiv gestimmt: „Wir haben ohnehin schon immer eine größere Zahl von Realschulabsolventen, in diesem Jahr sind zum Beispiel 20 zu uns gewechselt. Wir arbeiten da eng mit der Liebfrauen-Realschule in Ratingen zusammen. Bei unserem Tag der offenen Tür werden frühere Realschüler berichten, wie ihr Wechsel zum Mariengymnasium verlief und wie sie hier aufgenommen wurden.“

Mädchen und Jungen werden zunächst getrennt unterrichtet

In Essen sind neben dem Mariengymnasium vier weitere Bündelungsgymnasien benannt worden: Das Burggymnasium, das schon länger wieder G9 anbietende Gymnasium Borbeck, das Gymnasium am Stoppenberg und die Unesco-Schule, die ohnehin ein Aufbaugymnasium ist. Alle diese Schulen liegen eher im Norden von Essen. Was Christiane Schmidt feststellen lässt: „Wir decken als einzige den kompletten Süden der Stadt ab.“

Die Schulleiterin des Mariengymnasium in Essen-Werden, Christiane Schmidt, berichtet, was hinter dem Bündelungsgymnasium steckt.
Die Schulleiterin des Mariengymnasium in Essen-Werden, Christiane Schmidt, berichtet, was hinter dem Bündelungsgymnasium steckt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Hier gilt das pädagogische Modell der parallelen Monoedukation. Das bedeutet, dass Mädchen und Jungen zunächst getrennt unterrichtet werden und erst später zusammengeführt werden. Mit der Rückkehr zu G9 werden die Klassen schon ab dem 9. Schuljahr in koedukativen Lerngruppen beschult, so die Schulleiterin: „Wir haben das ausgelost, weil wir noch kein gerechteres Verfahren entdeckt haben.“ Die Entscheidung beruhe auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre sowie detaillierten Befragungen von Schülern und Eltern: „Aber wir werden das Verfahren natürlich noch bewerten.“

Am 9. November gibt es im Mariengymnasium den „Tag der Toleranz“

Um die neuen Strukturen zu festigen, habe es zunächst einen Segeltörn in Holland gegeben. Das Zusammenleben auf Plattbodenschiffen schweißte zusammen: „Die Klassen haben gut zusammengefunden.“ Die fürs gesamte Mariengymnasium direkt nach den Sommerferien terminierte Fahrtenwoche habe praktische Gründe: „So können wir Unterrichtsausfall deutlich reduzieren.“ Am 7. November nimmt das Kollegium an einer Fortbildung zum Thema „Schüler mit psychischen Problemen“ teil.

Am 9. November gibt es im Mariengymnasium den „Tag der Toleranz“ mit umfangreichem Programm für alle Klassen. Zuvor hält Christiane Schmidt noch eine befreiende Nachricht bereit. Zunächst habe es fast so ausgesehen, als ob das Mariengymnasium ihrer Schülerschaft keine digitalen Endgeräte zur Verfügung stellen könne: „Dadurch wären wir gegenüber den anderen Essener Gymnasien im Nachteil gewesen.“ Doch der Schulträger springe ein: „Vom Bistum Essen werden die nötigen Mittel bereitgestellt. Das Mariengymnasium wird spätestens zum nächsten Schuljahr über digitale Endgeräte für alle verfügen.“

Man wolle aber zunächst ein schulinternes Konzept vorlegen, um die digitalen Geräte auch wirklich didaktisch sinnvoll in den Unterricht integrieren zu können. Gerade in den jüngeren Jahrgängen dürften die Grundfertigkeit des Schreibens mit der Hand und die damit verknüpften kognitiven Fähigkeiten nicht vergessen werden: „Das müssen wir weiterhin intensiv fördern.“