Essen-Kettwig. Die Modedesignerin Regine Henrichs bietet Nähkurse für interessierte Essener an. Über ihre bunte Karriere und ihre Leidenschaft für Kostüme.
Zwischen Nähmaschinen, Schnittmustern und einer Vielzahl an Stoffen findet man Regine Henrichs, gelernte Damenschneiderin und Mode- und Schnittdirectrice. Sie betreut verschiedene Näh- und Schnittkurse für interessierte Menschen allen Altersklassen, Geschlechts und Leistungsniveaus im Alten Bahnhof Kettwig auf der Ruhrtalstraße 345. Mit ihrer Schule „Nähkästchen“ bringe sie ihre Freude fürs Entwerfen unter die Essener.
Besonderen Spaß mache es ihr, wenn ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer strahlen und die Zeit im Kurs genießen. Auch Recycling, das Wiederverwenden und Umgestalten von alten Kleidungsstücken, liege ihr sehr am Herzen. Zur Nachhaltigkeit habe sie sich im Laufe ihrer Karriere immer mehr zugewandt.
Die Essener Modedesignerin hat viel Erfahrungen sammeln dürfen
Regine Henrichs, Tochter einer Kürschnerin, begann ihre Karriere nach dem Schulabschluss. Das Ziel: Kostümdesignerin werden. Der Weg gestalte sich schwierig, da sich in den 1980er Jahren viele Vorurteile gegenüber Abiturienten breit machten: Sie wären sich für das Handwerk zu fein und seien versnobt. Henrichs ließ sich jedoch nicht unterkriegen und ergatterte eine Ausbildungsstelle zur Damenschneiderin. Dabei blieb sie allerdings nicht und absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur Mode- und Schnittdirectrice in Düsseldorf.
Stoffrestemarkt am 12. März
Ihr Herz schlage für kleine Stoffe, sagt Regine Henrichs. Nach zwei Jahren Corona-Pause organisiert sie daher wieder einen Stoffrestemarkt im Alten Bahnhof Kettwig, Ruhrtalstraße 345. Er findet am Sonntag, 12. März, von 11 bis 17 Uhr statt.An einem Tisch findet ein Sonderverkauf von Originalstoffen aus den 1950er Jahren statt.Interessierte für Nähkurse können sich anmelden unter 02054 93 93 39 und online auf www.bahnhof-kettwig.de unter dem Stichwort Kursprogramm.Weitere Infos erteilt Regine Henrichs unter 02054 970502 oder regine.henrichs@web.de.
„Ich habe immer viel gemacht, freiberuflich gearbeitet, war mal hier mal da und habe fantastische Projekte gestalten dürfen“, erzählt Henrichs. Sie habe vor einigen Jahren für ein hörbehindertes Kind etwas entwerfen dürfen. Das Kind habe ein Cochlea-Implantat gebraucht, was das Hören erleichtert. Damals waren die Geräte viel größer als heute und das Kind habe eine Tasche benötigt, um das Gerät bei sich zu tragen.
Von Ausbeutung zu Fairtrade: Henrichs achtet auf Nachhaltigkeit
Regine Henrichs hat außerdem in einem Handelshaus gearbeitet, das unter anderem für Karstadt und Hettlage und Fischer Kleidung entworfen hat. Ihr Chef kam aus Indien. „Wenn man einmal einen Blick hinter die Kulissen der Modeproduktion wirft, dann wird es schwierig wegzusehen“, sagt sie. Danach habe sich die nun heute 60-Jährige dazu entschieden, in die Fairtradeproduktion zu gehen, in der sie über Jahre hinweg freiberuflich und fest angestellt als Kostümdesignerin, Modedesignerin und Bekleidungstechnikerin gearbeitet hat.
Die gebürtige Langenfelderin verschlug es nach Essen-Kettwig. Hier lernte die Kostümdesignerin Ihren Mann auf einer Kostümparty kennen. „Ich war als Marilyn Monroe verkleidet“, erzählt sie in Anlehnung an alten Zeiten. Die Kostüme haben sie nie richtig losgelassen. Sie gestaltete für das 25-jährige Bestehen des Grugaparks extravagante Kostüme. „Ich entwarf ein Tulpenkostüm, eine Tummelwiese und den Grugaturm. Der ist mir besonders gut gelungen“, berichtet Henrichs und lacht, „das Model konnte in dem Kostüm zwar kaum laufen, aber das war es mir wert!“ Heute sei es schwierig, Abnehmer für selbstdesignte Kostüme zu finden. China produziere eben günstiger.
Von älteren Männern über Ärzte bis zur Gothic-Szene: Jeder kann nähen lernen
Heute hat Regine Henrichs viel Spaß daran, verschiedenen Menschen ihr Wissen mit auf den Weg zu geben. Sie gibt Nähkurse im Alten Bahnhof in Kettwig unter der Woche, an Wochenenden und für Kinder in den Schulferien. Auch Männer würden hin und wieder die Kurse besuchen. „Mit den Männern ist es immer besonders lustig“, sagt Henrichs. „Zu mir kamen mal zwei ältere Männer: Einer wollte einen Türstopper nähen, der andere die Schultüte für seinen Enkel. Ihnen gegenüber saß eine Gothic-Frau. Alle hatten den Spaß ihres Lebens zusammen.“
Besonders gerührt war die gelernte Damenschneiderin von einer Neurologin, der beim Fertigstellen ihres Nähprojekts beinahe die Tränen kamen. „Für viele Menschen ist es besonders wichtig, etwas mit den Händen schaffen zu können. Gerade in der Corona-Pandemie hat das vielen gefehlt“, weiß Henrichs. Sie betrieb vor der Pandemie ein eigenes Atelier, das „Nähkästchen“, was sie aufgrund des Betriebsverbots aufgeben musste. In der Zeit lebte sie von Rücklagen. Da freut es sie heute um so mehr, dass ihre Kurse sehr begehrt sind und sie viele Anfragen bekommt.
Die Damenschneiderin gibt heute Nähkurse im Alten Bahnhof in Essen-Kettwig
Die Nähkurse von Regine Henrichs finden im Alten Bahnhof in Essen-Kettwig statt und bieten Anfängern wie Fortgeschrittenen Anleitung zum Nähen und Schneidern. Der Kreativität sein keine Grenzen gesetzt: Kissen, Taschen, Kleidungsstücke und mehr kann man in ihren Kursen nähen. Eine eigene Nähmaschine brauche man nicht. Diese kann man bei der 60-Jährigen ausleihen. Durch ihre Berufserfahrung kann sie den Teilnehmenden Tipps mit an die Hand geben und Empfehlungen für eigene Nähmaschinen geben.
Doch auch sie lernt nie aus. Henrichs gibt neben den Nähkursen auch Overlock-Kurse, bei denen mit elastischen Stoffen gearbeitet wird. „Bei der Vorbereitung auf die Kurse habe ich noch eine Menge lernen können“, gibt sie zu.