Essener Süden / Velbert. Die Hundeschule „Casa Canis“ gibt in Essen, Velbert und Hattingen Antigiftköderkurse für Mensch und Hund. Die Nachfrage nach dem Angebot ist groß.

Auf einem Spaziergang oberhalb des Baldeneysees in Fischlaken spielt sich folgende Szene ab: Trüffel schnüffelt aufgeregt im Gebüsch. Auf einmal legt er sich hin und seine Besitzerin lobt ihn überschwänglich. Trüffel hat der Rüde aber nicht entdeckt, sondern einen Giftköder. Beziehungsweise ein Metallstück, mit dem seine Besitzerin mit ihm das Anzeigen von Giftködern trainiert. Für den Hund, dessen Nase besonders fein ist, ein tolles Spiel – für die Besitzerin ein wichtiges Training.

Viele Tierbesitzer sind auch im Essener Süden in Sorge

Einen langen und vor allem konsequenten Weg sind die beiden gegangen. Aber vor allem einen Weg, der sich gelohnt hat. Denn im Essener Süden sowie in der Nachbarstadt Velbert wurden zuletzt immer wieder Giftköder gefunden. Das sind Wurststücke gespickt mit Nägeln, Rasierklingen oder Nägeln – oder auch Gift.

„Es gibt aber viele Dinge, an die wir bei dem Thema Gift gar nicht denken“, erklärt Dagmar Michalik. Die 62-Jährige ist schon seit vielen Jahren Hundetrainerin bei der Hundeschule „Casa Canis“. „Schneckenkorn“, verrät sie beispielsweise, „das fressen die Hunde aufgrund des süßlichen Geruchs auch einfach ohne Köder“. Und auch zu Hause lauern Vergiftungsquellen wie etwa Schokolade.

Anti-Giftköderkurse der Hundeschule sind stark nachgefragt

Die Anti-Giftköderkurse in der Velberter Hundeschule sind derzeit stark nachgefragt. Nach den Köder-Funden im Essener und Niederbergischen Raum sind offenbar viele Tierbesitzer in Sorge, dass ihr Vierbeiner etwas Gefährliches fressen könnte.

Wer den Kurs buchen möchte, landet zunächst auf einer Warteliste, die so schnell wie möglich abgearbeitet wird. Da die Nachfrage so groß ist und das Thema so wichtig, liegt hier – neben den Grundkursen – derzeit der Schwerpunkt von „Casa Canis“. „Wir treffen uns in acht Einheiten mit etwa vier Mensch-Hund-Teams“, erklärt die Trainerin, die derzeit sechs Kurse an der Hundeschule leitet. „Es müssen kleine Gruppen sein, denn das Training erfordert punktgenaue Arbeit“. Trainiert wird an Wanderwegen auch im Essener Süden, beispielsweise an Haus Scheppen.

Diese Metallplatte dient als „Rasierklingenköder“. Der Hund soll beim Antigiftködertraining der Velberter Hundeschule „Casa Canis“ den Fund dieser Platte anzeigen.
Diese Metallplatte dient als „Rasierklingenköder“. Der Hund soll beim Antigiftködertraining der Velberter Hundeschule „Casa Canis“ den Fund dieser Platte anzeigen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Hundeschule trainiert das Anzeigen von Giftködern

Trüffel schaut derweil sein Frauchen, freudig an. Sie holt einen Knabberartikel aus einer Box, reicht es ihm und ruft dann: „Spuck“. Sofort lässt der weiße Rüde das Leckerchen fallen und erntet eine Belohnung. „Das muss jetzt natürlich etwas besonders Leckeres sein – ein Jackpot“, erläutert die Hundetrainerin die Gehorsamkeit.

„Aber der Befehl, dass der Hund etwas ausspucken soll, den sollte jeder beherrschen“. Begonnen wird diese Übung natürlich mit noch weitaus unattraktiveren Dingen wie einem Stückchen Holz oder einem Kugelschreiber, gegen den sich ein Tausch gegen Leckerchen für den Hund noch mehr lohnt.

Dagmar Michalik von der Hundeschule „Casa Canis“ trainiert mit Mensch und Tier.
Dagmar Michalik von der Hundeschule „Casa Canis“ trainiert mit Mensch und Tier. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Doch nicht nur Befehle werden mit den Menschen und ihren Hunden beim Anti-Giftköder-Training geschult, sondern auch, wie man gefährliche beziehungsweise bedrohliche Veränderungen an dem Tier erkennt und wie man mit ihnen umgeht. Die Vitalwerte zu kontrollieren, ist dabei unerlässlich. „Man sollte schon wissen, wie man den Puls bei seinem Hund misst“, sagt Michalik. Auch Fiebermessen und Schleimhäute kontrollieren sollte jeder Hundebesitzer können – und wissen, wie Puls, Temperatur und Schleimhäute im Normalzustand sind.

Für Hund Trüffel ist das Anti-Giftködertraining mit der Hundeschule „Casa Canis“ aus Velbert ein tolles Spiel. Für die Besitzerin ein wertvolles Training.
Für Hund Trüffel ist das Anti-Giftködertraining mit der Hundeschule „Casa Canis“ aus Velbert ein tolles Spiel. Für die Besitzerin ein wertvolles Training. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

In dem Gassibeutel von Trüffels Besitzerin schlummert stets ein Beutel Katzenfutter – der Jackpot eben. „Ein absolutes Highlight für ihn“, weiß die Besitzerin – die froh ist, dass sie den schon lange nicht mehr benutzen musste. Denn das Futter ist quasi das Tauschgeschäft für Hund Trüffel. Schon als er den Beutel sieht, richtet er seine komplette Aufmerksamkeit auf sein Frauchen.

Weitere Informationen

Wer sich für den Antigiftköderkurs interessiert, kann sich bei der Hundeschule „Casa Canis“ melden. Die Hundeschule trainiert in Essen, Velbert und Hattingen.Zum Konzept der Hundeschule gehört es, individuell in Kleingruppen von höchstens vier bis sechs Mensch-Hund-Teams oder auch im Einzeltraining zu arbeiten. So könne auf jeden der Teilnehmenden – Hund sowie Mensch – am besten eingegangen werden. Eine Aufgabe sei es, die Kommunikation mit dem Tier zu unterstützen.Alle Infos zu Kursen sind im Internet zu finden auf www.gewaltfreies-training.de. Die Inhaberin der Hundeschule, Angela Dachavi, gibt Auskunft unter 0177  916 62 33.Auch per E-Mail ist sie zu erreichen: info@casacanis.de

Katzenfutter als Belohnung im Tausch gegen Giftköder

Doch heute wandert der Notfallbeutel wieder in die Tasche, denn diese Belohnung bekommt Trüffel nur dann, wenn es mal wirklich etwas zu melden gibt, wie vor einigen Wochen. Da entdeckte er eine noch verpackte Leberwurst. „Ich war natürlich sehr stolz, dass unser Training sich lohnt und auch in der Praxis funktioniert“, sagt die Besitzerin lächelnd. Doch sie weiß auch: „Es war ein langer Weg bis dahin und wir üben es immer wieder.“

Denn auch wenn das Anti-Giftköder-Training dem Menschen das nötige Handwerkszeug mitgibt: „Es liegt natürlich an den Besitzern, mit dem Hund immer und immer wieder zu üben. Denn nur, weil er es einmal gelernt hat, heißt es ja nicht, dass er es nicht wieder vergisst.“ Und, das weiß die versierte Trainerin: „Fressen geht immer, bei allen Hunden.“