Essen.. Betreuung vom Bauch bis ins Kinderzimmer: Das Projekt „Frühstart“ am Uniklinikum Essen gibt Starthilfe auf dem Weg ins Leben. Ein Team aus Krankenschwestern und Ärzten der Uniklinik betreut werdende Eltern schon vor der Geburt - und auch weit darüber hinaus.

Kommt ein Kind zu früh auf die Welt, ist der Start ins Leben oft nicht leicht. Das gilt für das Kind – und für seine Eltern. Das Uniklinikum hat daher 2007 ein spezielles Betreuungsprogramm entwickelt, das „Starthilfe“ anbietet für Säuglinge, die deutlich vor dem normalen Geburtstermin zur Welt kommen – und das ist immerhin jedes zehnte Kind insgesamt.

Die Elternberatung „Frühstart“ ist damals auf Initiative von Kinderkrankenschwestern und Ärzten der Neugeborenen-Intensivstation gegründet worden. Seitdem wurde das Projekt mit Spendengeldern kontinuierlich weiter aufgebaut.

„Frühchen haben keine Lobby“

Die einfache Regel laute: Je mehr Geld verfügbar, desto mehr Kinder können betreut

werden. Aktuell könne die große Nachfrage nicht bedient werden. Einen Grund nennt Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung Universitätsmedizin: „Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist sehr schwierig, und nur in streng definierten Fällen wird sie auch bewilligt“. In Zeiten, in denen Krankenkassen sogar Geld an Versicherte zurückzahlen, sei dies eine schwer zu verstehende Situation. „Aber die Frühchen haben halt keine Lobby.“

Betreuung für früh geborene Kinder

Frühstart“ sei ein einzigartiges Angebot im Ruhrgebiet. In dieser Form wohl sogar bundesweit. Nirgends sonst, sagen die Verantwortlichen des Projekts, bekämen zu früh geborene Kinder und deren Eltern eine so umfassende Betreuung: vom Bauch bis ins heimische Kinderzimmer. Es ist quasi eine Brücke zwischen der Klinik und dem Zuhause. Wie wichtig das ist, berichtet die Professorin Ursula Felderhoff-Müser: „Kinder, die gut gefördert werden, können sich auch sehr gut entwickeln.“ Durch „Frühstart“ sei vielen Kindern bereits das Leben gerettet worden.

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Gezielte Förderung braucht Wissen. Daher werden die Eltern in dem Programm fit gemacht für die Zeit nach der Entlassung aus der Klinik. Vorbereitet werden sie auch auf Alltagsfragen: Sie lernen wie sie einen Wickelplatz einrichten, wo sie Kleidung für „Frühchen“ kaufen können, was bei der Ernährung des Kindes zu beachten ist. „Die Situation ist für Eltern von Frühgeborenen viel schwieriger als für Eltern von gesunden Kindern“, sagt Britta Hüning, die ärztliche Leiterin von „Frühstart“.

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Und mit der Entlassung aus der Klinik endet die Betreuung keinesfalls. Es wird ein engmaschiges Netz gesponnen. Wichtig für die Eltern sei dabei, dass ihnen stets die selben Ansprechpartner zur Seite stehen. Das schaffe Vertrauen und gebe ein Gefühl von Sicherheit: Die Eltern kennen die Pfleger, die Pfleger kennen die Eltern – und natürlich die Kinder.

Der „Frühchen-Flitzer“

Auch eine mobile Betreuung gehört zum Programm: Mit dem so genannten „Frühchen-Flitzer“ ist ein Team des Uniklinikums rund um die Uhr im Einsatz, um Eltern von Frühgeborenen in der schwierigen Phase nach der Entlassung unterstützend zur Seite zu stehen.