Essen. Der Chef der Uniklinik Essen sieht die Gesundheitsversorgung aufgrund der Streiks massiv beeinträchtigt. 10.000 Operationen NRW-weit verschoben.
Der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Essen, Professor Jochen A. Werner, sieht die gesundheitliche Versorgung wegen der bereits seit zehn Wochen andauernden Streiks „massiv“ beeinträchtigt. Durch den Personalmangel und Engpässe gebe es zuweilen auch „akut bedrohliche Situationen“, sagte Werner der Deutschen Presse-Agentur.
Die Gewerkschaft Verdi führt mit den Beschäftigten an sechs NRW-Unikliniken in Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster einen Arbeitskampf, um Verbesserungen insbesondere in der Pflege, aber auch in anderen Krankenhausbereichen zu erreichen. Dabei soll am Ende ein sogenannter „Tarifvertrag Entlastung“ vereinbart werden, den es in anderen Teilen Deutschlands zum Teil bereits gibt.
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„Ich hätte mir gewünscht, gerade vor dem Hintergrund einer prinzipiellen Einigkeit in vielen Sachfragen, dass Verdi während der laufenden Gespräche die Intensität des Streiks zurückgefahren hätte, so wie es in vielen Tarifverhandlungen üblich ist, die mit dem festen Willen der Einigung geführt werden“, sagte Werner.
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Streik an Unikliniken in NRW: Mehr als 10.000 Operationen verschoben
Dabei kann der 63-jährige Mediziner die Forderungen nach Entlastung „nicht nur verstehen, sondern unterstütze „sie sogar prinzipiell“. Auch die Klinikchefs „sehen seit langem eine steigende Arbeitsbelastung insbesondere im pflegerischen Bereich auf den Stationen“, sagte Werner. „Man muss allerdings auch sagen, dass eine steigende Arbeitsbelastung nicht das Privileg der Medizin ist, sondern in der gesamten Industrie und den Dienstleistungsbranchen eine seit vielen Jahren ebenso zu beobachtende Entwicklung. Die Situation an den Flughäfen oder beim Handwerk spiegelt dies ja derzeit besonders akut wieder.“
Mehr als 10.000 Operationen hätten NRW-weit wegen der Streiks bereits verschoben werden müssen, erklärte der Essener Klinikchef. Mit einer Prognose, wann eine unterschriftsreife Einigung vorliegen könnte, tut sich der HNO-Spezialist schwer: „Von ganz wenigen Tagen bis zu vielen Wochen.“ (dpa)