Schönebeck. Der Essener Verein Bergbaukolonie Schönebeck hat eine neue Heimat gefunden. Damit endete für den Siedlerverein eine lange, beschwerliche Suche.
Die Bergbaukolonie Schönebeck hat eine neue Bleibe gefunden: Der 1993 gegründete Siedlerverein wird direkter Nachbar der SG Schönebeck an der Ardelhütte. Für den Vorsitzenden Karsten Fähndrich und seine gut 220 Vereinsmitglieder endet damit eine lange, beschwerliche Suche voller Ungewissheit.
Das Vereinsheim der Kolonisten steht künftig auf einem rund 1000 Quadratmeter großen Brachgelände, das nördlich dem Ende der Zufahrt Ardelhütte liegt; flankiert durch den dort neu angelegten Parkplatz und der Laufbahn des Sportvereins.
„Das Areal ist im Gegensatz zu unserem früheren Gelände an der Schacht-Kronprinz-Straße nicht rechteckig, sondern hat die Form eines Tortenstücks“, beschreibt es Karsten Fähndrich anschaulich. Für die Siedler kommt es einen Stück aus einem Geburtstagskuchen gleich. Denn als der Verein vor knapp zwei Jahren vom Eigentümer erfuhr, dass der Pachtvertrag zum Ende des Jahres 2020 definitiv nicht verlängert wird, saß der Schock erst einmal tief. Auch deshalb, weil ihr geliebtes Refugium bis heute kein Bauland ist. „Außerdem wollten wir natürlich unbedingt im Quartier bleiben“, erklärt Fähndrich, denn die Bergbaukolonie ist schließlich unsere Heimat. „Doch wir wussten auch, dass es dort praktisch kaum eine Alternative gab.“
Politik und Stadtverwaltung halfen bei der Suche nach einem neuen Standort
Zum Glück erhielt sein Verein Hilfe von der Politik und Stadtverwaltung. Allen voran von der damaligen Schönebecker Ratsfrau Angelika Weihnacht (SPD), dem SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Kutschaty sowie der SPD und der Grünen aus dem Bezirk IV. Ulrich Schulte-Wieschen, Fraktionschef der Sozialdemokraten im Stadtteilparlament, erinnert sich: „Gleich nach Bekanntwerden der Pläne, hatten wir uns gegen eine Bebauung das Areals Schacht-Kronprinz-Straße ausgesprochen. Später dann, im Dezember 2019, formulierten wir einen Dringlichkeitsantrag in der BV, eine neuen Standort für den Siedlerverein zu suchen und zu finden.“
Nun also gab es ein spätes Happy-End. „Wir sind sehr dankbar, dass sich nun alles zum Guten wendet“, freut sich Karsten Fähndrich. „Die Baugenehmigung ging uns in diesem Monat zu.“ Dabei sei auch die Stadt dem Verein entgegengekommen, denn normalerweise sind Bauaktivitäten nach Beginn der Brutzeit aus Gründen des Naturschutzes nicht gestattet. „Doch sonst hätten wir mit dem Start der Arbeiten erst im Oktober beginnen können“, so Fähndrich weiter.
Dass die Stadt eine Sondererlaubnis erteilte, dürfte dem Naturschutz, aber auch der Sicherheit geschuldet sein. „Auf dem Grundstück stehen ein paar alte Bäume“, erklärt Fähndrich. „Einige davon sind krank und müssten deshalb gefällt werden, damit die nicht umstürzen. Der Rest der Bäume bleibt stehen.“ Dennoch entstanden der Kommune immer wieder Kosten für eine gewisse Pflege des ungenutzten Areals, das nun sogar etwas Pachtgeld in die klamme Haushaltskasse spült. „Es handelt sich also um eine klassische Win-Win-Situation“, freut sich Fähndrich.
Die Rodungsarbeiten auf dem Brachgelände haben in dieser Woche begonnen
Die Arbeiten vor Ort haben am Donnerstag dieser Woche begonnen. Es wird gerodet, Gras gemäht und das Gelände begradigt. „Wir werden unser Vereinsheim auf dem breiten, vorderen Teil errichten“, so Fähndrich. Dort können wir alles so gestalten, wie wir es von früher gewohnt sind.“ Und sogar noch etwas mehr, denn es wird zusätzlich eine barrierefreie Toilette für Menschen mit Handicap im Vereinsheim geben.
Bis die selbstgezimmerte Holzhütte wieder steht, wird jedoch noch einige Zeit ins Land ziehen. Die Hütte lagert derzeit noch immer in Einzelteilen in einem Container auf dem Gelände der Landschaftsbau-GmbH Trautmann an der Aktienstraße. „Das ist ein Puzzle mit 1000 Teilen“, sagt Fähndrich. „Der Aufbau soll in vielleicht vier Wochen starten, doch da nehmen wir uns alle Zeit, die wir brauchen.“ Zumal die zahlreichen Exponate aus dem Bergbau, die die Siedler über die Jahre zu einem kleinen Bergbaumuseum zusammengetragen haben, auf etliche private Haushalte verteilt wurden, als der Abbau an der Schacht-Kronprinz-Straße begann.
Auch mit der Bearbeitung des hinteren, spitz zulaufenden Geländes will man bis zum Ende der Brutzeit warten. „Vor Oktober dieses Jahres passiert da nichts. Doch bei allem werden wir sorgsam den Naturschutz im Auge behalten. Dem fühlen wir uns ebenso verpflichtet wie dem Brauchtum und der Heimatpflege“, sagt Fähndrich.
Verpflichtet fühlen sich die Siedler seit jeher auch ihren Nachbarn, die immer wieder einmal auf Einladung des Vereins die Holzhütte für Treffen nutzen durften. Das wird auch am neuen Standort so sein. „Wir haben unseren neuen Nachbarn schon einen Brief samt Einladung geschickt“, sagt Fähndrich. Auch Gespräche mit der SG Schönebeck hat es bereits gegeben, die nachgefragt hat, ob ihre Jugendmannschaften eventuell die Hütte nutzen können. „An uns soll es nicht liegen“, verspricht Fähndrich. „Wir Siedler standen schon immer für eine starke Gemeinschaft.“
Siedlerverein will Kinder zu Ostern überraschen
Seit Jahren feiert die Bergbaukolonie Schönebeck das Osterfest mit einem stattlichen Osterfeuer, das als größtes jenseits der A 40 gilt. „Für unseren Verein war dieses Fest bislang das bedeutendste Fest im Jahr“, erklärt der Vorsitzende Karsten Fähndrich. Wegen der Pandemie muss das Osterfeuer – wie schon im letzten Jahr – ausfallen. Doch Ostern gefeiert werden soll dennoch.
Alljährlich lockte im Frühling das Osterfeuer der Bergbaukolonie Schönebeck Nachbarn und Freunde des Vereins auf den Festplatz an der Schacht-Kronprinz-Straße. Doch bereits am 18. März teilte das Umweltministerium den Kommunen in NRW mit, dass Osterfeuer noch immer nicht möglich seien.
Auf den Osterhasen will der Schönebecker Verein jedoch nicht verzichten und besinnt sich auf eine Tradition, die bereits vor 20 Jahren in der Bergbaukolonie praktiziert wurde: Am Ostersamstag, 3. April, wird der Osterhase die Straßen im Bereich Ardelhütte, Schacht-Kronprinz-Straße und An der Seilbahn ab 18 Uhr besuchen und wird an fünf verschiedenen Stellen unterschiedliche, kleine Osterüberraschungen für die Kinder bereit halten. Dabei wird sogar ein wenig gezündelt – allerdings nur im erlaubten Rahmen, wie Karsten Fähndrich sagt. „Jede Station wird mit einer handelsüblichen Gartenfackel erleuchtet sein. Kleine Osterfeuer, sozusagen.“
Abstand muss eingehalten werden
„Alle Eltern und Familien werden gebeten, Corona-konform Abstand zu halten und nur mit den Mitgliedern eines einzelnen Haushaltes auf die Ostereier-Suche zu gehen“, so Fähndrich. Denn neben „Frohe Ostern!“ wünscht der Verein allen Gesundheit. „Und dass wir im nächsten Jahr wieder alle vereint um das große Osterfeuer tanzen werden.“
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