Essen. In Essen fehlen derzeit 1400 Kitaplätze. Bis Sommer 2023 soll diese Lücke deutlich kleiner werden – doch gut ist die Lage dann immer noch nicht.
Die Stadt Essen will den gegenwärtig gravierenden Mangel an Kitaplätzen bis Sommer 2023 deutlich entschärfen. Im Moment fehlen – trotz intensiver Ausbau-Aktivitäten – etwa 1400 Plätze. Im übernächsten Sommer sollen es nur noch etwa 570 fehlende Plätze sein. Schwacher Trost für jene, die leer ausgehen: Der Ausbau des Betreuungsangebotes kommt zwar langsam, aber doch erkennbar voran. Noch im Sommer 2020 fehlten 2500 Plätze.
Die neuen Prognosen gehen aus aktuellen Zahlen der Planung des Betreuungsangebots hervor, die dem Jugendhilfeausschuss in der kommenden Woche vorgestellt werden. Im laufenden Jahr werden elf neue Kita-Bauprojekte umgesetzt, wobei damit nicht nur Neu-, sondern auch Um- oder Anbauten gemeint sind. So entsteht in Heidhausen auf dem alten Sportplatz am Volkswald eine Wald-Kita, und in Bochold oder im Nordviertel wurden zuletzt neue Kitas oder Erweiterungsbauten eingeweiht.
Auch die Platz-Zahl bei Tagesmüttern und -vätern in Essen wächst
Auch der Bestand der Plätze bei Tagesmüttern und -vätern wächst und erreicht im August 2022 etwas mehr als 3000. Diese sogenannte „Kindertagespflege“ ist besonders für Kinder unter drei Jahren interessant, weil es sich um Kleingruppen von bis zu fünf Kindern handelt, die von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreut werden – häufig zu Hause, immer öfter aber auch in ehemaligen Ladenlokalen, die nicht selten als „Großtagespflegen“ von mehreren Tageseltern betrieben werden und somit fast kleinen Kindergärten ähneln.
Im kommenden Sommer 2022, prognostiziert die Verwaltung, werden noch rund 1400 Plätze fehlen, wenn man als Bemessungsgrundlage die angepeilten Versorgungsquoten von 40 Prozent (U3) und 100 Prozent (Ü3) annimmt. Eltern haben für ihre Kinder ab drei Jahren (Ü3) einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung.
Warum geplante Kita-Projekte manchmal scheitern
Die Lücke von 1400 Plätzen soll im dann kommenden Kindergartenjahr 2022/23 durch weitere Bauprojekte zu zwei Dritteln geschlossen werden; 965 neue Plätze sind angepeilt in insgesamt mehr als 20 Vorhaben, verteilt aufs gesamte Stadtgebiet. „Bei Realisierung dieses geplanten Ausbaus“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Jugendhilfeausschuss, „wird sich die Versorgungslage im kommenden Jahr weiter deutlich verbessern.“
Das stimmt, aber erfahrungsgemäß sind Planung und Realität nie deckungsgleich – eine ganze Reihe der Maßnahmen, die im Kindergartenjahr 22/23 umgesetzt werden sollen, sind bereits verschobene Maßnahmen aus dem Jahr, das jetzt läuft (21/22). Jüngstes Beispiel für ein Scheitern von Vorhaben: In Steele kann eine geplante Kita nicht gebaut werden, weil erst bei Messungen des Grundstücks festgestellt wurde, dass der Abstand zu den Nachbargebäuden nicht den Vorschriften entspricht. Andere Gründe, warum Kita-Projekte scheitern: Bei einem Vorhaben, heißt es in der Vorlage, hätten sich die Beteiligten vertraglich nicht einigen können.
Im August 2023 soll es „nur noch“ 569 fehlende Plätze geben
Fest steht jedenfalls, dass laut Planung im Sommer 2023 die Zahl der fehlenden Plätze auf 569 gesunken sein soll – vorausgesetzt, dass die Zahl der Essener Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren gleich bleibt. Das sind derzeit etwas mehr als 35.600. Diese Zahl erhöht sich seit 2014 kontinuierlich.
Am meisten gefragt: 45 Stunden Betreuung pro Woche
Eltern können in der Regel zwischen 25, 35 oder 45 Betreuungsstunden pro Woche wählen. Auffällig ist seit Jahren, dass der Bedarf an den 25-Stunden-Kontingenten abnimmt; diese Kategorie spielt praktisch keine Rolle mehr. Von den derzeit rund 20.700 Kita-Plätzen sind nur noch knapp 190 im 25-Stunden-Kontingent angesiedelt; Tendenz weiter abnehmend. 8600 Plätze sind mit 35 Stunden in der Planung verankert, und knapp 12.000 Plätze entsprechen dem 45-Stunden-Kontingent. Diese Zahl wird weiter wachsen.
Die Lücke von knapp 570 Plätzen bestünde übrigens weitgehend bei den Kindern von drei bis sechs Jahren (Ü3) – die Ü3-Versorgungsquote würde im Sommer 2023 selbst bei perfekter Umsetzung der Planung immer noch bei nur 96,6 Prozent liegen, während die zu erzielende U3-Versorgungsquote von 40 Prozent sogar etwas überschritten werden würde. Die derzeitige Ü3-Versorgungsquote liegt in Essen bei mageren 93,1 Prozent.