Essen. Essener Museum Folkwang ist Teilnehmer eines bundesweiten Pilotprojekts. Auf dem Weg zur Klimaneutralität will das Haus rasch Erfolge erzielen.

Das Museum Folkwang will seine Ökobilanz aufbessern und beteiligt sich derzeit an einem Klimabilanz-Projekt der Kulturstiftung des Bundes. Das ehrgeizige Ziel, auf Sicht zu einer klimaneutralen Kunstadresse zu werden, hält der Museum-Direktor Peter Gorschlüter für erreichbar: „Wir sind willens, eine Vorreiterrolle in Deutschland einzunehmen“, sagt der Folkwang-Chef.

Unterstützung für das ambitionierte Projekt kommt aus Berlin. So gehört das Essener Museum zu einem von bundesweit 19 beteiligten Einrichtungen, die die Kulturstiftung des Bundes derzeit bei der Erstellung von Klimabilanzen unterstützt. Weitere Projekt-Teilnehmer sind beispielsweise das Lenbachhaus in München, das Konzerthaus Berlin, das Staatstheater Darmstadt und Kampnagel in Hamburg. Alle Häuser wollen in einem mehrmonatigen Recherche-Prozess herausfinden, wie man eine Klimabilanz im Kulturbereich überhaupt erstellen und welche Lehren man daraus ziehen kann. Denn die Klimawirkung der Kunst in Deutschland sei bislang ein blinder Fleck, heißt es bei der in Halle ansässigen Stiftung. Das Projekt wird mit 120.000 Euro finanziert. Schon im Frühjahr soll es erste Ergebnisse geben.

Museum Folkwang bezieht schon seit Jahren ausschließlich Ökostrom

Der Essener Kontakt zur Kulturstiftung besteht bereits durch die in diesem Jahr geplante Folkwang-Schau „Global Groove“ über den Tanz als globale Kommunikationsform. Nun soll auch in puncto Energiewende einiges in Bewegung kommen. Wobei das Essener Folkwang in Sachen Nachhaltigkeit schon einige Erfolge vorweisen kann. So bezieht das Museum nach Angaben Gorschlüters bereits seit 2010 ausschließlich Ökostrom. Weite Teile der Beleuchtung wurden im Zuge der 2019 abgeschlossenen Dachsanierung zudem auf energiesparende LED-Leuchtkörper umgestellt.

Auch die hauseigene Klimaanlage wurde umgerüstet und wird seit 2020 nur noch mit umweltfreundlichen Kältemitteln und Ökostrom betrieben. „Ein Riesenschritt“, sagt Gorschlüter. Denn insbesondere die Klimatisierung von Ausstellungsräumen auf konstant 20-22 Grad treibt den Verbrauch hoch. „Kunst aufzubewahren, erfordert nun mal einen hohen Energiebedarf“, weiß der Folkwang-Direktor. Umso wichtiger sei der Aspekt der nachhaltigen Energieversorgung. In diesem Zusammenhang lobt der Museums-Chef die „wirklich engagierte“ Zusammenarbeit mit der Grundstücksverwaltung GVE und den Stadtwerken Essen, die die energieeinsparenden Umbaumaßnahmen und den Strombezug aus regenerativen Energiequellen über langfristige Contracting-Verträge ermöglichen würden.

Im Gespräch ist auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach

Die Pläne gehen schon weiter: Im Gespräch sei beispielsweise die Einrichtung einer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach, berichtet Gorschlüter. Auch der Einsatz eines Blockheizkraftwerkes werde geprüft. Mit den Ergebnissen des laufenden Pilotprojektes will das Museum Folkwang den geplanten Vorhaben nun weiteren Schub geben.

Der Untersuchung zugrunde gelegt werden dabei Werte von 2019, das Corona-Jahr 2020 mit seinen Schließungszeiten schien nicht aussagekräftig genug. Erhoben wurden dafür etliche Daten von Strom- bis Wasserverbrauch, auch das Abfallmanagement und die Fragen von Transport und Leihverkehr fließen mit in die Klimabilanz ein. Wenn möglich, würde Gorschlüter das Prozedere gerne jedes Jahr wiederholen, „um zu schauen, wie die Maßnahmen wirken“. Die entsprechende Software, die alle gesammelten Daten und Aktivitäten in CO2-Emissionen umrechnet, wurde für das Pilotprojekt von der Kulturstiftung des Bundes zur Verfügung gestellt.

In der Museum-Tiefgarage gibt es auch eine Stromtankstelle

Die Meisterwerke im Folkwang Museum können nur in klimatisierten Räumen gezeigt werden. Das benötigt Energie.
Die Meisterwerke im Folkwang Museum können nur in klimatisierten Räumen gezeigt werden. Das benötigt Energie. © Jens Nober | Museum Folkwang

Gorschlüter will am Ende nicht nur sein Haus beim Klimaschutz gut aufgestellt wissen, sondern „auch Anreize für unsere Besucher schaffen“. Dazu zähle beispielsweise auch das Angebot von Fahrradstellplätzen und mit dem Museumsbesuch kombinierten ÖPNV-Tickets. Hinzu komme eine in bundesdeutschen Museen derzeit noch selten anzutreffende Stromtankstelle in der Museums-Tiefgarage.

Ein Museum ganz ohne internationalen Reiseverkehr kann sich der Folkwang-Chef indes nicht vorstellen. Auf Kunst-Transporte aus aller Welt werde man bei der Ausstellungs-Planung nie ganz verzichten können. Dennoch werde die Einbeziehung und Wertschätzung der eigenen umfänglichen Sammlung künftig sicher noch eine größere Rolle spielen, glaubt Gorschlüter. Über die finanzielle Kompensation des CO2-Fußabdrucks, wie er beispielsweise für Langstreckenflüge angeboten wird, gibt es indes noch keine Entscheidung: „Wir arbeiten jetzt erst einmal daran, die Treibhausgas-Emissionen des Museums weiter zu reduzieren. Ein klimaneutrales Museum zu werden, ist dann in greifbarer Nähe“, sagt Peter Gorschlüter.