Essen-Huttrop. Bei Hildegard Plaumann wurde Magenkrebs diagnostiziert. Therapiert wird sie im neuen Tumorzentrum in Huttrop. Wie es der Essenerin jetzt geht.
Eigentlich wollte Hildegard Plaumann (61) im vergangenen Juni beruflich noch einmal richtig durchstarten, den neuen Job hatte sie schon sicher. Doch irgendwie fühlte sie sich schlapp, hatte kaum noch Appetit. Ende Mai bekam sie die schockierende Diagnose: ein bösartiger Tumor im Magen. Warum die Essenerin trotzdem optimistisch in die Zukunft blickt und neue Pläne schmiedet.
Die Krebs-Diagnose traf die sportliche 61-Jährige völlig unerwartet. „Ich war vorher nie ernsthaft krank, habe mein ganzes Leben gearbeitet, lange bei Werbeagenturen, und wollte im vergangenen Sommer bei einer kleineren Firma anfangen“, blickt Hildegard Plaumann zurück. Dass etwas mit dem Magen nicht stimmte, habe sie schon geahnt. „Ich dachte an eine Magenschleimhautentzündung oder ähnliches.“ Doch während sie noch auf einen Termin zur Magenspiegelung wartete, kam sie wegen hohen Blutverlusts als Notfall ins Uniklinikum Essen.
Der Tumor im Magen der Essenerin wurde mit Chemotherapie bekämpft
Weil man sie dort eher behandeln konnte, wurde Hildegard Plaumann ins St.-Josef-Krankenhaus in Werden, das ebenfalls zum Uniklinikum gehört, verlegt. Nach der Magenspiegelung stand fest: ein Tumor im Magen, bösartig. „Dann ging alles ganz schnell“, sagt die Essenerin. Die Chemotherapie startete sofort, erst stationär, dann ambulant, alle 14 Tage. Zum Glück schlugen die Medikamente an, der Tumor schrumpfte.
Dass sie die Infusionen nicht im Krankenhaus, sondern im neuen Westdeutschen Tumorzentrum Huttrop bekomme, sei für sie ein Glücksfall. Hildegard Plaumann ist dort quasi Patientin der ersten Stunde, denn das Zentrum eröffnete erst im Mai 2021.
„Für viele Krebspatientinnen und -patienten ist die Therapie ein Begleiter fürs Leben. Sie verbringen viel Zeit damit, deshalb sollte das Umfeld so angenehm wie möglich sein“, sagt Dr. Karina Kostbade, die sich in Huttrop als Onkologin um die Patienten kümmert. Zum Team gehören auch fünf medizinische Fachangestellte und etliche Reinigungskräfte. Eine zweite Arztstelle sei in Planung.
Im Tumorzentrum wird Wert auf familiäre Atmosphäre gelegt
„Wir legen großen Wert auf familiäre Atmosphäre. Das funktioniert hier viel besser als im Krankenhaus, wo die Patienten teils auf zugigen Fluren warten müssen und es viel anonymer zugeht“, erklärt Karina Kostbade. Im Huttroper Tumorzentrum könne man persönlichen Kontakt mit den Vorzügen der Universitätsmedizin verbinden. „Hier wird viel gesprochen, auch mit Familienangehörigen, um ihnen die Angst zu nehmen“, sagt die Onkologin.
Das Tumorzentrum ist seit 2021 in Huttrop vertreten
Das Westdeutsche Tumorzentrum Ambulanz Essen-Huttrop an der Herwarthstraße 100 gehört zum Universitätsklinikum Essen. Es befindet sich in einem Haus mit dem Herzzentrum Huttrop.In dem Gebäude war bis Ende 2017 das Reha-Zentrum Hilarion untergebracht, zwischenzeitlich wurden die Räume als Labor genutzt. Im Mai 2021 bezog das Tumorzentrum die Räume, in denen acht Patientinnen und Patienten gleichzeitig ihre Therapie bekommen können.
Hildegard Plaumann weiß die Unterstützung durch ihren Mann und ihre beiden Söhne, aber auch die persönliche Betreuung im Tumorzentrum zu schätzen. „Ich habe viele Fragen, aber nie das Gefühl, dass ich damit nerve.“ Für sie geht die Behandlung alle drei Wochen mit einer Immun- und Antikörper-Therapie weiter. „Das ist zum Glück nicht ganz so anstrengend wie die aggressive Chemotherapie“, sagt sie. Während dieser sei ihr Übelkeit zwar erspart geblieben, aber schon nach der ersten Infusion seien ihr die Haare ausgefallen.
„Diese Nebenwirkung habe ich anfangs verdrängt, bis der Professor mich gefragt hat, ob ich schon einen Termin für die Perücke gemacht hätte. Das mit den Haaren ist mir schon sehr nahe gegangen, auch wenn einem der Verstand sagt, dass man eigentlich gerade ganz andere Probleme hat.“ Zum Glück habe es von da an keine schlechten Nachrichten mehr für sie gegeben. „Und für gute Nachrichten ruft die Ärztin auch schon mal abends an.“
Die anstrengende Phase der Chemotherapie, in der sie jedes zweite Wochenende schlafend auf der Couch verbrachte, liege hinter ihr. Nebenwirkungen wie Geschmacks- und Geruchsveränderungen oder das ständige Kribbeln in Händen und Füßen seien geblieben. Inzwischen sind die Haare nachgewachsen, Hildegard Plaumann hat sich mit ihrer neuen grauen Kurzhaar-Frisur angefreundet, „auch wenn ich vorher lange blonde Haare hatte“.
Der Verlust ihrer Haare nach der ersten Infusion ging der Patientin sehr nahe
Ihr Alltag ist nicht mehr der, der er vorher war, aber Hildegard Plaumann hat sich mit dem Krebs arrangiert. Ihre Lebensfreude lässt sie sich nicht nehmen und handelt dabei ganz im Sinne ihrer Ärztin. „Ich darf alles“, sagt die Patientin, die gerade aus dem Skiurlaub zurückgekommen ist.
Ob sie jemals wieder in den Berufsalltag zurückkehren wird, weiß sie allerdings nicht. „Das ist für mich schon eine große Belastung.“ Doch die 61-Jährige blickt nach vorn, freut sich auf ihr erstes Enkelkind, das in wenigen Monaten zur Welt kommen wird. Sie möchte sich auf jeden Fall eine regelmäßige Aufgabe suchen: „Ich kann ja ehrenamtlich tätig werden, vielleicht Kindern etwas vorlesen.“