Essen. Rabia Kurt (15) braucht dringend eine neue Leber. Wie die Schülerin die Zeit des Wartens im Uniklinikum Essen erlebt und was ihr Traum ist.

In diesem Jahr hat Rabia Kurt zu Weihnachten nur einen Wunsch: eine neue Leber. Die 15-Jährige leidet unter einer Autoimmunerkrankung und ist auf eine Organtransplantation angewiesen. Seit acht Monaten steht sie nun auf der Warteliste. Wann es so weit sein wird, das wissen weder sie noch ihre Ärztin. „Es wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagt Rabia. Doch sie wird sich wohl noch etwas länger gedulden müssen.

Den Advent verbringt Rabia zum Teil in der Essener Uniklinik, wie schon so viele Tage in den vergangenen zwei Jahren. Seitdem weiß die Dortmunderin von ihrer schweren Erkrankung. „Ich habe eine Autoimmun-Hepatitis, mein Körper zerstört meine Leber“, erklärt Rabia. Das Tückische an der Erkrankung: Sie ist anfangs recht unauffällig. Auch Rabia ahnte zunächst nichts von ihrer kranken Leber.

Untersuchungen zeigen: Rabias Leber ist stark geschädigt

„Meinen Eltern ist zuerst aufgefallen, dass ich etwas schlapper war als sonst“, sagt Rabia. Sie baten um eine Untersuchung, bei der erhöhte Leberwerte auffielen. Es bestand der Verdacht auf Leukämie, doch über eine Knochenmarkpunktion konnte das ausgeschlossen werden. Die Untersuchung der Leber hingegen lieferte erschreckende Ergebnisse. Sie war schon stark geschädigt.

Ein Schock für die leidenschaftliche Leistungsturnerin Rabia und ihre Familie. Endlich wieder bei Wettkämpfen zeigen zu können, wie gut sie Salto, Flickflack und Co. beherrscht, das wünscht sich die 15-jährige Schülerin sehnlichst. Als die Diagnose kam, war sie gerade in der Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft. Doch aktuell lässt ihr Gesundheitszustand das kräftezehrende Training nicht zu, sie kann nur am Rand sitzen und ihre Teamkolleginnen anfeuern. „Ich darf keinen Leistungssport mehr machen, aber ich darf selbstbestimmt trainieren“, sagt Rabia. In der Schule konnte sie trotz der vielen Krankenhausaufenthalte gut mithalten, besucht jetzt die Oberstufe des Goethe-Gymnasiums in Dortmund.

Stiftung Universitätsmedizin Essen bittet um Weihnachtsspenden

  • Rabia und die anderen Kinder und Jugendlichen im Uniklinikum Essen leiden zusätzlich unter der Corona-Pandemie.
  • Besuche sind eingeschränkt und die Spielzimmer geschlossen, so dass nur das kleine Patientenzimmer bleibt, in dem manche Wochen und Monate verbringen müssen.
  • Für Abwechslung versucht die Stiftung Universitätsmedizin zu sorgen, mit Besuchen der Klinikclowns, Spielzeug und Angeboten wie Kunst- und Musiktherapie.
  • „Wir sind dafür auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, sagt Geschäftsführer Jorit Ness.
  • Insgesamt drei Millionen Euro hat die Stiftung nach eigenen Angaben in diesem Jahr ausgeschüttet, so viel wie nie zuvor.
  • Doch ausgerechnet in diesem Jahr, wo der Bedarf besonders hoch sei, sei das Spendenaufkommen um etwa 30 Prozent zurückgegangen.
  • Wer die Arbeit unterstützen möchte, kann unter dem Betreff „Weihnachtsspende“ einen Betrag auf das Spendenkonto der Stiftung Universitätsmedizin überweisen – die Daten finden sich hier.

Bis zum Abitur wird sie wahrscheinlich aber auch noch viel Zeit in Essen verbringen müssen. So wie aktuell für einen Eingriff an der Speiseröhre. „Vor einigen Monaten wurde mir in der Nacht ganz schlecht und ich habe viel Blut gespuckt“, sagt Rabia. Krampfadern waren geplatzt, die nun behandelt werden. Ihre Mutter Birgit Kurt darf dieses Mal bei Rabia in der Kinderklinik bleiben, denn seit dem Schreck in der Nacht hat Rabia Sorge, dass sie im Schlaf wieder heftige Blutungen erleiden könnte.

Warten auf den Tag der Transplantation im Essener Uniklinikum

Die Transplantation soll Rabia neue Lebensqualität verschaffen, aber regelmäßige Untersuchungen werden Rabia ihr Leben lang begleiten. Auch ihre behandelnde Ärztin in der Kinderklinik, Elke Lainka, hofft für Rabia, dass sie bald eine neue Leber bekommt. „Man kann nie wissen, wann es so weit ist, das Organ muss passen“, sagt die Oberärztin. Etwa 20 bis 25 Kinder und Jugendliche bekommen in Essen pro Jahr eine neue Leber. Während bei Säuglingen manchmal auch Eltern einen kleinen Teil ihres Organs spenden können, ist eine Lebendspende bei Rabia aufgrund ihres Alters nahezu ausgeschlossen.

Oberärztin und Transplantationsmedizinerin Elke Lainka betreut Rabia in der Kinderklinik des Uniklinikums Essen.
Oberärztin und Transplantationsmedizinerin Elke Lainka betreut Rabia in der Kinderklinik des Uniklinikums Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Wenn ein passendes Organ zur Verfügung steht, dann muss es schnell gehen. Innerhalb von 12 Stunden wird es in der Regel transplantiert. Für Rabia bedeutet das, dass sie bis dahin keine Reisen unternehmen kann. Vielmehr will sie das nicht, denn dann müsste sie sich zeitweise von der Warteliste abmelden und sie will auf keinen Fall eine Chance verpassen. Wobei ihr vor der großen Operation auch etwas mulmig zumute ist. Beruhigende Worte bekommt sie aus ihrem Umfeld. „Mein bester Freund hat hier eine neue Niere bekommen und mir gesagt, dass es gar nicht so schlimm ist, die Narkose ist ja wie schlafen“, sagt Rabia. Mit dieser Einstellung wartet sie weiter auf den großen Tag.