Essen-Nordviertel. In Essen fehlen weiterhin Kitaplätze. Im Nordviertel wird jetzt mit der Kita „Karlsson“ ein Neubau entstehen. So soll er aussehen.
Dort, wo einst das Zwingli-Jugendhaus stand, entsteht ab der Zwinglistraße im Essener Nordviertel jetzt die Kindertagesstätte „Karlsson“. Es wird dort Platz geben für vier Gruppen mit insgesamt 83 Kindern, zudem kommt im Zuge der Jugendhilfe eine Inobhutnahme für Mädchen unter. Als Träger wird die Caritas-SkF-Essen fungieren, dessen elf Kita-Standorte alle benannt sind aus den Werken von Astrid Lindgren.
Aktuell fehlen rund 1000 Kita-Plätze in Essen
In Essen fehlt es weiter an Betreuungsplätzen für Kinder, obwohl kräftig gebaut wird. Bis zum Ende des laufenden Kita-Jahres sollen nach Angaben der Stadtverwaltung 1251 neue Plätze entstanden sein, damit würden insgesamt 24.252 Plätze zur Verfügung stehen. Ziel ist aber eine Versorgungsquote von 40 Prozent im U3-Bereich und 100 Prozent im Ü3-Bereich. Da mit zurzeit 35.638 Kindern im Alter von null Jahren bis zur Schulpflicht gerechnet wird, werden mindestens noch 1000 Plätze fehlen in Essen. An der Zwinglistraße werden die Plätze jedoch erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen – am Dienstag fand zunächst der symbolische erste Spatenstich statt.
Der Bau selbst soll eine gelungene Mischung aus altem Bestand und Neubau werden. Architekt Jan Neuse erläutert: „Wir haben drei Etagen mit jeweils 432 Quadratmetern Bruttofläche. In Erdgeschoss und im ersten Stock werden die Räumlichkeiten der Kita untergebracht, für jeweils eine U3- und eine Ü3-Gruppe. Das sind Tagesräume, Nebenräume, Toiletten und Waschräume, für die Kleineren Schlafräume, dazu ein großer Bewegungsraum.“ Geplant ist zudem ein großzügiges Außengelände.
Fernwärmenetz der Steag wird für die Heizung genutzt
Der Bau ist im KfW 55-Standard gefördert, für die Heizung wird das Fernwärmenetz der Steag genutzt: „Das gebietet alleine die räumliche Nähe.“ Die Herausforderung sei es gewesen, Alt und Neu zu vereinbaren: „Zum Beispiel mussten die Geschosshöhen angepasst werden. Das Bestandsgebäude sollte ja integriert werden und macht knapp über 40 Prozent der Gesamtflächen aus. Das macht absolut Sinn, wir können ressourcenschonend mit der vorhandenen Substanz umgehen.“ Auf allen drei Etagen werde es in den Flurbereichen Durchbrüche geben, die das gesamte Stockwerk öffnen.
Das Grundstück gehört dem Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte, der gleichzeitig auch Bauherr ist. Vor etlichen Jahren hatte der SkF das rund 1500 Quadratmeter große Areal dem evangelischen Kirchenkreis abgekauft. Etliche Hindernisse bremsten das Vorhaben aus, doch nun können die Arbeiten beginnen. Rund 4,5 Millionen Euro wird der Sozialdienst katholischer Frauen investieren in dieses Projekt, welches der Vorstandsvorsitzenden Annegret Flügel am Herzen liegt: „Hier können wir ganz konkret die Kinder und ihre Familien unterstützen. Genau darin liegt unsere Tradition.“
Eltern sollen in neuer Essener Kita mit einbezogen werden
Auch der Name der Kita gefällt Annegret Flügel. Dieser Karlsson vom Dach entstamme der wunderbar bunten Welt der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Doch wer deren Leben kenne, der wisse, wie sie sich als junge Mutter ganz allein auf sich gestellt durch harte Zeiten schlagen musste. Auch mit Blick auf die Inobhutnahme für Mädchen passe das also umso besser.
Oberbürgermeister Thomas Kufen weiß um die fehlenden Betreuungsplätze. Da sei er umso dankbarer für die Unterstützung durch die verschiedenen Träger von Kindertagesstätten in Essen: „Die Stadt alleine schafft es nicht.“ Kufen betont, hier entstehe ein besonderes Haus, welches sich nicht nur den Kindern widme, sondern auch deren Familien: „Eltern werden mit einbezogen, bekommen Informationen rund um Themen wie Ernährung und Gesundheit.“ Wenn denn alles klappt, soll die Eröffnung im Sommer 2023 gefeiert werden.
Caritasdirektor Björn Enno Hermans wies darauf hin, dass der Kita-Bau die schwierige Versorgungslage im Nordviertel verbessern soll: „Genau in solchen Regionen wollen wir uns engagieren.“ Dabei ist rein rechnerisch der Bedarf gedeckt im Quartier. Doch in der Realität werden händeringend Kita-Plätze benötigt, denn hier haben viele Eltern ihre Kinder nicht am Wohnort, sondern in Nähe der Arbeitsstelle zur Betreuung gegeben. Das Nordviertel müsse in diesem Fall unter seinen zentralen Lage am Rande der City leiden.