Essen. Das Kombibad in Essen-Kettwig hat ein schräges Dach und einen verstellbaren Boden. Vor allem aber besticht es durch die beschauliche Atmosphäre.
Diesen Luxus gibt es nur zweimal in der Stadt: Hallen- und Freibad an einem Standort. In Freisenbruch und eben hier in Kettwig, wo das Kombibad an seiner Vorderseite mit einem kostenlosen Parkplatz und der Bushaltestelle „Schwimmbad“ punktet – und dahinter mit einer weitläufigen Grünfläche.
Der erste Eindruck
Das Bad ist schön gelegen, das Gebäude von 1974 aber eher schmucklos. Vom Foyer gehen eine Gastronomie ab, das Büro der Badbetriebsleiter und die Kabine der Schwimmmeister mit Blick auf das Bad. Wer also am Kartenautomat scheitern sollte, der findet leicht einen Mitarbeiter, der durchs Drehkreuz hilft.
Umkleiden und Föne
Die Kabinen- und Spindtüren in verblasstem Gelb, Hellblau oder Orange entfalten einen etwas gestrigen Charme, aber alles ist sauber und top in Ordnung. Woran das liegt, merkt man gleich, wenn man sich von Badbetriebsleiter Karl-Heinz „Kalle“ Mallouschek herumführen lässt: Nebenbei sammelt er vergessene Bügel aus Umkleiden, hängt sie zurück in den Gang. Dort sind auch die Föne, von denen zwei unverrückbar angeschraubt sind, zwei flexibel bedient werden können.
Duschen und Toilette
Preise, Öffnungszeiten, Erreichbarkeit
Schwimmzentrum Kettwig, Im Teelbruch 10-12, 02054-79 34; Info: www.essenerbaeder.de
Geöffnet: Mo, 6-10 Uhr; Di, 6 - 10 Uhr u. 16-21 Uhr; Mi, 6.30 - 10 Uhr; Do 6.30 - 21 Uhr (Warmbadetag); Fr, 6.30-18 Uhr; Sa, 6.30 - 16 Uhr; So, 8-13 Uhr; Feiertag: –
Angebot: Becken (12,5 x 25 m), 1 m u. 3 m Sprunganlage, Kinderbecken (4x 2,5 m), Solarium. Lokal: Mo, 16-21; Di, 15-19; Mi, 9-11 u. 15.30-21; Do: 9-11 u. 16-21; Fr, 16-21 Uhr;Sa/So geschlossen).
Auch hier gibt’s in puncto Hygiene nichts zu mäkeln, obwohl die Sanitäranlagen etwas betagt sind. Die separate Duschkabine ist verschwunden; „Materialermüdung“, sagt Mallouschek. Die Duschen sind warm, aber die Wassertemperatur lässt sich nicht individuell verstellen. Ein Schild verweist darauf, dass man in der Halle kalt duschen könne, tatsächlich gibt es inzwischen auch eine Kaltdusche im Duschraum.
Die Schwimmhalle
Das schräge Dach und die breite Fensterfront sorgen für einen ungewöhnlichen Raumeindruck, der Blick nach draußen fällt auf Freibad, Tribüne, Grün! An der Stirnseite warten 1- und 3-Meter-Brett; daneben hat eine Kabine mit Sonnenbank ihren Platz gefunden.
Becken und Besonderheiten
Die Hallenbäder in Essen
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Das Babybecken hat wahrlich putzige Abmessungen von 4 x 2,5 m und ist so flach, dass man gut darin sitzen kann. Wer schon mal mit Kleinkind hier gewesen ist, weiß aber zu schätzen, dass hier Plantschen, Ballspiel und gefahrlose Wassergewöhnung bei 30 Grad möglich sind. Für alles andere gibt es das Mehrzweckbecken mit dem Standardformat 12,5 x 25 m und dem gar nicht standardmäßigen Hub-Boden: Im vorderen Drittel des Beckens kann die Wassertiefe dank des variablen Bodens von 30 cm bis 1,70 m verstellt werden; je nachdem, ob hier gerade Nichtschwimmer unterrichtet oder Wassergymnasten angeleitet werden. Die Wassertemperatur liegt bei hier bei 27 Grad, Donnerstag ist Warmbadetag mit 30 Grad.
Die Badegäste
62.988 Besucher kamen im vergangenen Jahr ins Hallenbad, 2013 waren es noch 57.385. Trotz des Zuspruchs bleibt das Bad beschaulich: An einem frühen Samstagnachmittag herrscht friedliche Koexistenz von spielenden Kindern, springenden Jugendlichen und Sportlern, die ihre Bahnen ziehen: Keine Leine trennt Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich; dafür geben Mallouschek und seine Kollegen besonders gut Acht. Das gilt auch an einem Wochentag, wenn morgens Aquafitness-Kurs und Frühschwimmer das Becken teilen. „Ich mag die Ruhe; im Schwimmzentrum Rüttenscheid ist’s mir zu laut und trubelig. Außerdem schätze ich, dass man hier um halb elf noch schwimmen kann“, sagt Margret Rest, die aus Haarzopf kommt. Andere Bäder sind um diese Zeit schon dicht.
Es gibt in Kettwig weder Spielnachmittag noch Angebot für Kindergeburtstage. Trotzdem sagt der stellvertretende Badleiter Nader Monjezi: „Wir sind ein familiäres Bad.“ Wer mit einer Geburtstagsgesellschaft von einem Dutzend Kindern komme, der bekomme Pool-Nudeln und dürfe den Wickeltisch am Babybecken als Buffet nutzen...
Karl-Heinz Mallouschek und Nader Monjezi sind beide seit rund 20 Jahren in Kettwig. „Jeder kann uns ansprechen, Kritik üben, wir sind nicht beleidigt“, versichert Monjezi. Und Mallouschek, der früher im Freibad arbeitete und im Winter den Arbeitsplatz wechseln musste, lobt das Kombibad: „Ich kann hier sommers wie winters arbeiten. Es kribbelt, wenn es wieder raus geht!“ So geht es auch Badegast Franz Püll (87), der aus Mülheim anreist, „weil Bad und Bademeister so sympathisch sind“. Dreimal wöchentlich ist er da, im Sommer sogar täglich.
Handlungsbedarf
Obwohl das Bad einen guten Eindruck macht: Es ist nicht barrierefrei, Technik und Dach sind marode. Bereits im Bäderkonzept von 2008 wurde der Sanierungsbedarf mit 2,3 Millionen Euro beziffert. Heute dürfte es teurer werden.
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