Essen. Für die einen ist es Sportstätte, für die anderen Heimat: das Schwimmbad. Wir testen jetzt Essens Hallenbäder – los geht’s mit dem Stadtbad Nord-Ost.

Wenn Essens Schwimmbäder heute Schlagzeilen machen, dann meist weil sie alt, sanierungsbedürftig und teuer im Unterhalt sind – und am besten geschlossen werden sollten. Doch wenn so ein Bad vom Netz geht, stirbt immer ein Stück Heimat für die treuen Badegäste, die über fehlenden Komfort jahrelang großzügig hinweggesehen haben. Zuletzt konnte man das im Dezember 2014 beim Bad am Südpark erleben, in dem bei Kerzenschein wehmütig Abschied gefeiert wurde.

Während Essen in den 1960er Jahren die Devise „Jedes Jahr ein Bad im Bau“ ausrief, werden wir uns zum Jahresende erneut von einem Bad verabschieden: Die Tage des Hauptbades sind gezählt. Und trotzdem: Es gibt noch immer zehn öffentliche Hallenbäder in der Stadt, das elfte ist am Thurmfeld im Bau. Was die vorhandenen Bäder bieten, wollen wir in den kommenden Wochen beleuchten.

Mit dem Stadtbad Nord-Ost in Schonnebeck geht’s los.

Erster Eindruck

Alles so schön freundlich hier: Das Bad hat einen helles Foyer, an das eine kleine Cafeteria und ein Fitness-Studio grenzen. Das belebt den Eingangsbereich, auch wenn es hier wie in den meisten öffentlichen Schwimmbädern kein Kassenhäuschen mehr gibt – sondern Ticketautomat und Drehkreuz.

Das Stadtbad Nord-Ost liegt an der Straße Schonnebeckhöfe 60 in Essen-Schonnebeck.
Das Stadtbad Nord-Ost liegt an der Straße Schonnebeckhöfe 60 in Essen-Schonnebeck. © Unbekannt | Unbekannt

Hier zahlt man den stadtweit üblichen Tarif von 3 Euro (ermäßigt 2 Euro); wer bis acht Uhr kommt, schwimmt zum Frühtarif (2 Euro/1,50 Euro), am Warmbadetag wird ein Euro Zuschlag fällig. Sollte man an Tarifsystem oder Technik scheitern, kommt einer der Mitarbeiter zu Hilfe.

Umkleide, Dusche & Toilette

Auf den ersten Blick scheint es hier nur Sammelkabinen zu geben, doch das täuscht: An den Seiten des Raumes finden sich drei Einzelkabinen für schamhaftere Naturen. Der Umkleidebereich ist überschaubar, aber sehr sauber und hübsch gestaltet, es mangelt nicht an Spinden. Kleines Manko: Zur Dusche gelangt man über den selben Gang, über den man in die Umkleide gekommen ist; die klassische – und zweckmäßige – Unterteilung in Barfuß- und Stiefelgang fehlt hier.

 Dafür sind die Duschen modern, der Wasserdruck ist gut, der Boden so modelliert, dass das Wasser gut abfließt. Shampoo kann man auf den gemauerten Ablagen abstellen. Einzelkabinen gibt es nicht, aber Seitenwände sorgen für etwas Sichtschutz. Die Toiletten sind in einwandfreiem Zustand.

Schwimmhalle und Becken

Hier atmet nichts mehr den Geist von 1969, als das Bad erbaut wurde. Die dunkle Holzdecke ist bei der fast fünf Millionen Euro teuren, im Jahr 2011 vollendeten Kernsanierung gewichen. Nun hängen hier Decken-Segel in Grün, Weiß und Rot, jenen Farben, die das gesamte Bad beherrschen. Am Beckenrand stehen Strandkörbe, an der Wand hängen Schließfächer für Wertsachen. Das Bad hat eine 1- und 3- Meter-Sprunganlage und ein Mehrzweckbecken mit Standardmaß von 12,5 mal 25 Meter. Nur: Wer hier etwa Freitagmorgen seine 25-m-Bahnen ziehen will, hat Pech. Denn eine Querleine trennt den flachen Teil des Beckens ab – dort tobt sich gerade ein Wassergymnastik-Kurs aus.

Für Karin und Heinz Brauer liegt just hier das Plus des Bades: „Wir kommen jede Woche zum Reha-Sport“, sagen die Senioren. „Die Trainer sind super, das Bad familiär, das Wasser warm. Gesamtnote: sehr gut!“ Freitag ist Warmbadetag mit gut 30 Grad Wassertemperatur, an anderen Tagen sind es immerhin etwa 28 Grad. Heinz Brauer, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, lobt, dass das Bad barrierefrei und mit einer großzügigen Behinderten-Dusche und -Umkleide ausgestattet ist.

Die beiden Siebenjährigen Till und Lucien richten ihr Augenmerk eher auf das kleine Lehrschwimmbecken (12,5 x 9 m), in dem man prima plantschen kann. Seit der Sanierung ist hier ein besonders flacher Mini-Bereich für Kleinstkinder abgetrennt, die sich von einer Wasserschlange vollspritzen lassen können. „Wir kommen aus Herne, weil Till hier sein Seepferdchen macht“, erzählt Luciens Vater Klaus Witta. Das Personal sei sehr freundlich: „Wenn die Jungs springen wollen, wird das Sprungbrett geöffnet.“

Das Team und die Bewertung für das Stadtbad Nord-Ost

Wie auch in anderen Bädern arbeitet die Stadt im Nord-Ost-Bad mit dem Essener Sportbund zusammen: Der Espo ist hier seit 2007 Betriebsführer und betreibt das angeschlossene Sport- und Gesundheitszentrum, das wiederum von Jörg Krauß geleitet wird. Der 38-Jährige ist seit Jahresanfang an Bord und will das Sportangebot zu Wasser und zu Lande erweitern. Vom Babyschwimmen bis zum Seniorensport, von anspruchsvoller Fitness bis zum Kurs auf Rezept. Einen Konflikt zwischen Schwimmsport und Wassergymnastik sieht er nicht: „Es gibt ein harmonisches Miteinander.“

Stolze 115 954 Gäste in Schonnebeck

Dass das Bad Samstag wie Sonntag um 13 Uhr schließt, ist freilich nicht sehr familienfreundlich. Doch Rudt verweist auf ein exklusives Angebot: Ab 90 Euro kann man das Bad am Wochenende für einen Kindergeburtstag mieten.