Essen. Ein Unternehmen vermietet in Essen Büro-Arbeitsplätze. Stichwort: Coworking. Nach dem Start 2020 samt Corona ein nicht einfaches Unterfangen.
Coworking: Das ist, wenn sich viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen ein Büro teilen. Im Normalfall herrscht also richtig Betrieb. Die Idee: An Schreibtischen, Stühlen und vor Kaffeemaschinen sollen sich die Menschen gegenseitig inspirieren und miteinander Gedanken teilen. Es geht also ums Netzwerken.
Wie geht sowas in Zeiten von Corona, wo Abstand das Gebot der Stunde ist? Das zeigt in Ortsbesuch bei der Firma Design Office, die im denkmalgeschützten Thyssenhaus in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs mehrere Etagen angemietet hat, um dort wiederum Arbeitsplätze zu vermieten – und: die mit ihrem Angebot ein paar Monate vor dem ersten Lockdown im Jahr 2020 an den Start gegangen ist.
Mülheimerin nach dem vielen Homeoffice: „Ich brauchte mal einen Tapetenwechsel“
Im ersten OG ist an diesem Tag im Lockdown-Februar genau ein Arbeitsplatz besetzt. Martina Rahmsfeld sitzt mit aufgeklapptem Laptop, Notizheft und Smartphone vor einer kleinen Kamera.
Die Linse und ein Mikrofon sind ihre Verbindung nach Hamburg. Sie arbeitet für eine dort ansässige Unternehmensberatung. In der letzten Zeit war sie vor allem im Homeoffice in Mülheim. „Ich brauchte mal einen Tapetenwechsel“, sagt sie. Und da sitzt sie nun tatsächlich vor einer anderen Tapete – einer großflächigen Schwarz-Weiß-Aufnahme, die Essen auf einem Satellitenbild zeigt.
Schick ist es hier. Neben Design-Möbeln von Vitra und Brunner, findet sich hochpreisige Artemide-Beleuchtung im Inneren des Thyssenhauses, das derzeit als „Ruhr-Tower“ vermarktet wird.
Zu den Kunden die sich einmieten gehören Rechtsanwälte, ITler, Marketingleute und andere, sagt Christine Lingemann, General-Managerin der Firma in Essen. „Wir haben hier das Gemischte.“ Rund 600 Arbeitsplätze stehen bei Design Office im Thyssenhaus auf insgesamt rund 7000 Quadratmetern zur Verfügung.
Coworking-Bereich befindet sich auf der ersten Etage
Der Coworking-Bereich, in dem Martina Rahmsfeld arbeitet, befindet sich in der ersten Etage. In den anderen Etagen mieten sich nicht nur Einzelpersonen ein, sondern ganze Firmen oder Abteilungen. Diese können sich in Einzel- und Zweierbüros mittlerer Größe einquartieren oder gleich ein sogenanntes „Workloft“ mit 160 Quadratmetern mieten.
Darin sieht Dennis Stahl von Design Offices einen Vorteil, denn Unternehmen könnten im Thyssenhaus wachsen, zum Beispiel Start-Ups, die klein und mit weniger Personal starten und dann größer werden.
Design Offices im Januar 2020 in Essen gestartet
Apropos starten. Design Offices gibt es seit dem 6. Januar 2020 in Essen. Nach dem ersten macht sich auch der zweite harte Lockdown bemerkbar. „Im Mai, Juni und Juli wurde viel abgesagt. Corona hat uns da schon geschadet“, sagt General-Managerin Christine Lingemann, über Neben weniger genutzten Büroflächen zum Arbeiten finden derzeit auch keine Veranstaltungen statt. Auch diese gehören eigentlich zum Angebot, sagt Lingemann im 19. Obergeschoss mit Blick auf Essen.
Im Spätsommer, als die Coronazahlen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau waren, sah das noch anders aus. „Da haben hier oben vier Mal pro Woche Veranstaltungen stattgefunden“, so Lingemann. „Die letzte im Oktober, mit 50 Teilnehmern.“ Trotz der Lage gibt sie sich selbstbewusst: „Wir sind Marktführer im Coworking-Bereich.“ Auf alle Standorte ihrer Firma hochgerechnet mag das stimmen. Design Offices gibt es deutschlandweit in 15 Städten mit 40 Standorten – darunter Köln, Düsseldorf, Hamburg, Berlin und München. „70 bis 90 Prozent der Büroflächen sind dort belegt“, sagt Lingemann über die etablierteren Standorte.
„Wenn Corona nicht wäre, dann wäre es auch bei uns voller“, ist sich die General-Managerin sicher – ohne genaue Zahlen für ihren Standort zu nennen. Ihr Kollege Dennis Stahl setzt darauf, dass durch Corona ein generelles Umdenken stattfindet und Firmen sich fragen: „Brauchen wir wirklich noch das Großraumbüro für 40 Leute, oder reicht nicht etwas Kleineres?“
Zurück zum Netzwerken. Das ist trotz Hygienekonzept schwierig. Martina Rahmsfeld, die ihr Homeoffice gegen einen Coworking-Platz getauscht hat, sagt: „Man sieht hier aktuell zwei, drei Leute – es ist nicht viel los. In der Corona-Zeit finde ich das gut.“ Sie brauchte vor allem den Tapetenwechsel.
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