Essen. Die umstrittene Homeoffice-Pflicht soll nun doch kommen. Der Essener Unternehmensverband findet dafür deutliche Worte.

Der Essener Unternehmensverband (EUV) geht mit den verschärften Corona-Regeln für die Wirtschaft hart ins Gericht. Vor allem die Pflicht zum Homeoffice, auf die sich die Länder geeinigt hatten, stößt bei den Wirtschaftsvertretern auf großes Unverständnis. "Das geht weit an der Unternehmensrealität vorbei", erklärte EUV-Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders.

Die Unternehmen auch in Essen hätten in den vergangenen Monaten viel in den Infektionsschutz ihrer Mitarbeiter investiert und Homeoffice, da wo es umsetzbar ist, möglich gemacht. "Unsere ohnehin stark belasteten Unternehmen sehen sich nun mit wirklichkeitsfremden Regularien im Arbeits- und Hygieneschutz sowie einem extrem hohen Bürokratieaufwand konfrontiert", so Kanders.

Im Frühjahr bescherte Kurzarbeit mehr Homeoffice

Dass im Frühjahr während des ersten Lockdown mehr Mitarbeiter im Homeoffice waren als derzeit, führt Kanders auf mehrere Gründe zurück: Erstens hätten sich im Frühjahr mehr Unternehmen in Kurzarbeit befunden. Zweitens würden einige Unternehmen inzwischen sogar wieder Mehrarbeit fahren.

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Schließlich seien die Hygienekonzepte in den Unternehmen verbessert worden. "Überspitzt kann man sagen, dass es fast keinen sichereren Ort gibt als den Arbeitsplatz“, meinte Kanders und verweist auf die aktuelle Auswertung des Robert Koch Institutes (RKI), die zeigt, wo sich Menschen anstecken. Auf Platz eins der Infektionen stünden demnach die Alten- und Pflegeheime mit einem Anteil von etwa 44 Prozent. Der Arbeitsplatz liege bei 2 bis 4 Prozent und damit auch deutlich unter dem Wert der privaten Haushalte mit 25 Prozent. Allerdings, das betont das RKI auch, kann in den allermeisten Fällen die Ansteckung nicht zugeordnet werden.