Essen. Die Deilbach-Flut im Juli hat die Bahnstrecke Essen - Wuppertal schwer beschädigt. Die Bahn repariert mit Hochdruck.
Die Deutsche Bahn spricht von einem „Jahrhundertereignis“: Als der ansonsten so harmlose Deilbach am 15. Juli mit großer Zerstörungskraft über die Ufer trat, richtete er an der vielbefahrenen Bahnlinie zwischen Essen und Wuppertal einen hohen Millionenschaden an. Betroffen sind die S9 und der RE 49.
Seit mehr als zehn Wochen ist die Bahn unter Hochdruck dabei, die Schäden zu reparieren. Nun gibt es Licht am Ende des Tunnels. „Bis Ende des Jahres soll die Strecke wieder in Betrieb gehen“, sagt ein Bahnsprecher.
Deilbach tritt im Juli über die Ufer und nimmt das Gleisbett als neuen Bachlauf
Seit dem verheerenden Deilbach-Hochwasser fährt die S9 nur noch zwischen Haltern bzw. Recklinghausen und Steele, der Regionalexpress RE 49 (Abellio) nur zwischen Wesel und Essen Hbf. Auf der S9 entfallen deshalb auf beiden Seiten die Halte zwischen Steele und Wuppertal-Vohwinkel, ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet.
In den letzten Wochen war auf der Strecke der S9 zwischen Essen und Wuppertal eine sogenannte Bettungsreinigungsmaschine im Einsatz. Das Großgerät bewegt sich im Schneckentempo auf den Schienen und befreit den Gleisschotter nach dem Unwetter von Schlamm und anderen Sedimenten.
„Als der Deilbach im Juli über seine Ufer getreten ist, hat er das Gleisbett zum Teil als neuen Bachlauf genutzt“, berichtet Jan Henrik Koll, Leiter der DB Bauüberwachung. Die Deilbach-Flut verursachte etliche Unterspülungen und riss das Schotterbett abschnittsweise einfach weg. An einigen Stellen hingen die Gleise samt Bahnschwellen deshalb sogar frei in der Luft.
Schlamm im Gleisbett – das ist im Winter bei Frost ziemlich tückisch
Wo der Deilbach Unmengen Schlamm ins Schotterbett geworfen hat, lauern im Winter tückische Gefahren. „Die Sedimente saugen sich bei Regen voll und dehnen sich im Winter bei Frost wieder aus“, sagt der DB-Experte. Die Folge: Das hochgedrückte Schotterbett hebe die Gleise an, schlimmstenfalls verliere das Schotterbett seine Stabilität. Um dies zu verhindern, war in den letzten Wochen eine Spezialmaschine, eine sogenannte „Bettungsreinigungsmaschine“ im Einsatz.
Mit der Bettungsreinigungsmaschine, einem 150 Meter langen Stahlkoloss und Vielkönner auf Rädern, reinigt die DB nun 28 Kilometer Strecke zwischen Essen und Wuppertal. „Der Schotter wird Stück für Stück gesiebt“, sagt Koll. Der Bautrupp könne dabei eine Menge von 30.000 Tonnen Sediment filtern und durch dieselbe Menge Schotter ersetzen.
Das Deilbach-Hochwasser im Juli
In Essen hat der Deilbach beim Hochwasser im Juli große Teile von Kupferdreh überschwemmt. Die Museumsanlage Deilbachhammer wurde schwer beschädigt.Auf einer Länge von rund 500 Metern unterquert der Deilbach das Gewerbegebiet Prinz Friedrich in einer Betonröhre. Durch Unterspülungen stürzte diese ein. Es entstand ein Krater, in den auf dem Gelände der Spedition Torwesten ein ganzer Tanklastzug hinabstürzte. Verletzt wurde niemand.Die Stadt Essen schätzt die Hochwasserschäden auf rund 8,4 Millionen Euro.
In Deutschland, so schätzt Koll, sind lediglich gut ein Dutzend dieser Spezial-Giganten im Einsatz. In den nächsten Tagen werde die Großmaschine ihren Einsatz an der Bahnstrecke beenden. Danach sorge die sogenannte Stopfmaschine dafür, dass der Schotter verdichtet werde und die Gleise die erforderliche Lagestabilität zurückgewinnen.
Weil Schalthäuser überflutet wurden, ist auch Leit- und Sicherungstechnik beschädigt
Zu guter Letzt stünden umfangreiche Arbeiten auf der Strecke an – so müsse die Tiefenentwässerung in Teilbereichen erneuert und gespült werden. Auch elektrische Anlagen und Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik hat das Deilbach-Hochwasserschwer beschädigt.
Zum Teil seien ganze Schalthäuser überflutet worden. Jan Henrik Koll: „Die Reparaturen laufen auf Hochtouren, die Kolleginnen und Kollegen arbeiten bis Jahresende an allen Ecken und Enden mit Hochdruck weiter.“