Das Schwimmzentrum Rüttenscheid im Essener Bäder-Test
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Essen. Im Schwimmzentrum Rüttenscheid trainieren Spitzensportler und Hobbyschwimmer in Essens einzigem 50-m-Becken. Fast 300.000 Badegäste kommen im Jahr.
Das Schwimmzentrum Rüttenscheid ist gar kein Hallenbad – sondern zwei: ein Trainingsstützpunkt für Leistungsschwimmer, die ab Kilometer drei erst warm werden, und ein Jedermannbad, in dem Kinder erste ungelenke Züge machen.
Der erste Eindruck
Im Foyer gibt es einen gutsortierten Shop, der Badekappen, Flossen, Schwimmbrillen und – teils kostspielige – Badebekleidung anbietet. Weitere Besonderheit: Man kann das Drehkreuz nutzen, aber hier ist auch die Kasse stets besetzt. Behinderte können den Aufzug nehmen; das Bad ist absolut barrierefrei.
Umkleiden und Duschen
Beide Badbereiche verfügen über eigenen Umkleide- und Duschtrakt, es kommt also nicht so leicht zu Gedrängel. Weil die letzte Sanierung erst ein paar Jahre zurückliegt, ist auch die Technik in Topzustand. Angesichts von jährlich 350 Öffnungstagen und 285.584 Badegästen im Jahr 2014 spricht Badbetriebsleiter Christian Radloff von einem „enormen pflegerischen Aufwand“. Nur an einer Stelle scheitern er und sein Team: Im Duschraum dringt Feuchtigkeit durch die Rückseiten der Fliesen und sorgt immer wieder für hässliche Flecken, vor allem bei der Einzelduschkabine. Anders als viele Badegäste glauben, sei das kein Schimmel und es gebe keine Gesundheitsgefahr. Dennoch müssten die Fliesen eigentlich erneuert werden, so Radloff.
Die Schwimmhallen
Allein in der „Jedermann-Halle“ finden sich ein Babybecken (5,5x4m), ein Lehrschwimmbecken (12,5 x 8 m) und ein Mehrzweckbecken mit den klassischen 12,5 x 25 Metern. Was in dem so gut ausgestatteten Bad fehlt, ist kurioserweise der Sprungturm – für den war 1975 offenbar kein Geld mehr da.
Im 25 m-Becken sind Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich immer durch eine Strippe getrennt; ob morgens Wassergymnastik stattfindet oder am Samstag der Spielnachmittag für Kinder. Das Becken eignet sich wegen der vielen und vielfältigen Nutzer eher für gemächliche Schwimmer. Wer wirklich Bahnen ziehen will, kommt ohnehin dann, wenn das 50 m-Sportbecken mitgenutzt werden darf.
Einziges 50 m-Becken Essens
Die Hallenbäder in Essen
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Was ursprünglich nur als Trainingsort für Schwimmsportler geplant war, ist längst bei Hobbyschwimmern höchstbeliebt: Vor allem morgens drängen sie sich in Essens einzigem 50 m-Becken. „Wenn man nicht bloß quasseln und plantschen will, ist es hier am schönsten“, sagt Britta Unruhe, die sich mit Elisabeth Schröder (beide 30) ein bis zweimal wöchentlich trifft, um ein, zwei Kilometer zu schwimmen. Im selben Becken, aber in einer anderen Liga schwimmt Ensar Hajder, 23 Jahre alt und Olympiateilnehmer: 6 bis 8 km ist sein morgendliches Pensum, zehn mal die Woche ist er im Wasser, fünfmal trainiert er im Kraftraum. Er stammt aus Bosnien, kam vor fünf Jahren nach Essen, um hier Medizin zu studieren – und zu schwimmen. „Die Bedingungen in Rüttenscheid sind optimal, ich gebe 10 von 10 Punkten.“
Bewertung
Plus: Das 50-m-Becken ist Rüttenscheids Alleinstellungsmerkmal und großes Plus. Wer keine Bahnen ziehen will, findet alles von Lehrschwimm- bis Babybecken. Es gibt Warmbadetag, Spielnachmittag und viele Kurse. Und: An drei Tagen ist bis 21.45 Uhr geöffnet!Minus: Schade, dass man einst Tribüne und Sprungturm sparte: Für Schwimmabzeichen müssen Kinder in anderen Bädern ihre Sprünge machen. Und bei Wettkämpfen behilft man sich mit Klappstühlen. Ärgerlich ist, dass auch dieses Top-Bad Sonntagnachmittag dicht ist.
Stolz ist selbst Ex-Handballer Radloff auf sein Bad: „Wir haben verbürgt und vermessen ein wettkampf- und rekordfähiges Bad.“ Mit optimaler Ausstattung vom Kraftraum bis zu den Startblöcken, bestätigt der Vorsitzende der Startgemeinschaft Essen, Bernhard Gemlau. Bloß eine Tribüne hat man sich beim Bau gespart, und so herrscht schon bei Jugendwettkämpfen Chaos am Beckenrand, wenn Familien mit Campinghocker und Klappstuhl anrücken. „Dass die Tribüne fehlt, ist bedauerlich“, räumt Gemlau ein. „Mit viel Phantasie und Unterstützung der Sport- und Bäderbetriebe klappt es aber immer.“ Will heißen: Für Großveranstaltungen schaffen Radloff und seine Leute jedesmal Stühle aus anderen Ecken der Stadt heran, leihen sich allein 200 im Polizeipräsidium: Stühlerücken für den Spitzensport.
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