Essen. Nach anderthalb Jahren will die Uni Duisburg-Essen zurück in den Präsenzbetrieb. Welche Details dabei noch offen sind und was Studierende sagen.
Nach anderthalb Jahren im weitgehenden Digital-Betrieb will die Uni Duisburg-Essen ab Oktober Forschung und Lehre wieder in Präsenz stattfinden lassen. Das kündigte die Hochschulleitung an. Obwohl einige Detailfragen noch nicht geklärt sind, sollen die meisten Veranstaltungen wieder regulär ablaufen. An Seminaren und Vorlesungen kann teilnehmen, wer getestet, geimpft oder genesen ist. Hochschul-Rektor Ulrich Radtke appelliert an alle Studierenden und Beschäftigten der Hochschule, sich gegen Corona impfen zu lassen.
„Die vergangenen drei Semester haben gezeigt, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden ist“, sagt Radtke. „Auch wenn Online-Formate gut funktioniert haben, ist die Präsenz für einen normalen Betrieb der Universität unverzichtbar. Damit wir dahin zurückkommen, ist die Impfung der beste Weg.“ Der nächste Impftermin für Hochschul-Angehörige auf dem Campus Essen ist am 18. September.
Maskenpflicht nur noch auf dem Gang
Die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW macht den Schritt der Uni möglich. Für öffentlich zugängliche Innenräume gilt nur noch die 3G-Regel; auf Abstandsregeln muss zum Beispiel nicht mehr geachtet werden. Für Bildungseinrichtungen gilt dabei grundsätzlich auch, dass an festen Sitzplätzen die Maskenpflicht entfällt, wenn alle Personen im Raum getestet, genesen oder geimpft sind.
„Müsste in den Seminarräumen weiterhin die Abstandspflicht eingehalten werden, könnten wir nicht den regulären Betrieb in Präsenz wieder aufnehmen“, erklärt Uni-Sprecher Thomas Wittek. Nichtsdestotrotz sei noch nicht klar, ob ab Mitte Oktober, wenn das Wintersemester beginnt, auch die großen Vorlesungen mit mehreren hundert Teilnehmern stattfinden könnten. Denn die aktuellen Gesetze gelten nur bis Mitte September. Die Vorlesungen starten aber erst am 11. Oktober.
Rund 42.000 Studierende in Essen und Duisburg
Die Uni Duisburg-Essen wird derzeit von insgesamt etwa 42.000 Studierenden besucht. Als Vorreiter bei der Rückkehr in den Präsenzbetrieb gilt die Medizinische Fakultät – das liegt daran, dass viele medizinische Lehrveranstaltungen nicht online übertragbar sind. Vor allem dann, wenn es um Übungen geht, die nicht digital oder an Modellen simuliert werden können.Die so genannten „Buchwissenschaften“ hingegen waren in den vergangenen anderthalb Jahren weitgehend auf Digital-Formate ausgewichen.
Anderthalb Jahre lang gab es die meisten Seminare und Vorlesungen als digitale Angebote. Ausnahmen wurden bei Prüfungen gemacht oder Veranstaltungen, die nicht als Internet-Stream funktionieren – zum Beispiel praktische Übungen für Mediziner oder Labor-Stunden in den Naturwissenschaften.
Studierende kritisieren kurzfristige Ankündigung
Die Vertreter der Studierenden begrüßen den Schritt zurück in den Präsenzbetrieb, merken aber kritisch an: „Die Ankündigung, schon Mitte Oktober wieder voll auf Präsenz zu setzen, kommt kurzfristig“, sagt Aylin Kilic, die Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA). „Das ist ein Problem für alle, die während des Lockdowns ihr Studium aufgenommen haben, aber noch weit weg wohnen und noch nicht in die Nähe der Uni gezogen sind.“
Aylin Kilic fragt sich auch, wie der gefahrlose Betrieb von Seminaren in fensterlosen Räumen stattfinden soll, von denen es zahlreiche gibt, und die entsprechend mangelhaft belüftet sind. Uni-Sprecher Thomas Wittek verweist darauf, dass die neue Schutzverordnung keine Lüftungskonzepte für Innenräume vorsieht, wenn unter den Teilnehmenden die 3G-Regeln eingehalten werden.
Kostenlose Tests wird es aber ab 11. Oktober auch an den Hochschulen nicht mehr geben. Dafür weist die Uni auf ihrer Internet-Seite nicht nur auf die kommenden Impftermine an beiden Hochschul-Campi in Duisburg und Essen hin, sondern auch auf Impfangebote in direkter Nähe – in Essen wird zum Beispiel regelmäßig in der AOK-Geschäftsstelle an der Friedrich-Ebert-Straße geimpft.
Die AStA-Vorsitzende Aylin Kilic merkt kritisch an, dass zum Beginn des Wintersemesters so genannte Hybrid-Vorlesungen geeigneter für alle Studierenden gewesen wären – also Veranstaltungen, die in Präsenz stattfinden, zeitgleich aber ins Internet übertragen werden. „Damit hätte man eine Lösung gefunden auch für jene Studierenden, die noch weit weg wohnen.“