Essen. An der Uni Duisburg-Essen beginnt das Wintersemester. Das Meiste findet digital statt, die Hochschule ist leer. Ein Rundgang am Campus Essen.
Auf dem Campus der Uni startet am Montag die Vorlesungszeit, doch das gesamte Gelände der Hochschule (knapp 43.000 Studenten insgesamt in Duisburg und Essen) ist weitgehend menschenleer. „Hybrid-Semester“ nennt die Uni das: Es gebe eine Mischung aus Präsenz-Veranstaltungen und solchen, die übers Internet übertragen werden. Doch klar ist: Die Zahl der Seminare und Kurse, die nicht virtuell, sondern ganz real stattfinden, ist ausgesprochen überschaubar.
Die Uni am Montagmittag: Mitarbeiter von „Kötter Security“, die die Pforten sämtlicher Hochschul-gebäude bewachen, stehen in Kleingruppen vor den Türen und rauchen. Hier und da läuft ein Mensch über das weitläufige Uni-Gelände, der Wind pustet das Herbstlaub über das Pflaster. Vor der Bibliothek sitzt Erstsemester-Studentin Sude (20), sie ist erst vor zwei Tagen aus Tübingen hergereist, um hier Kunstwissenschaften zu studieren.
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Mit ihrem Laptop auf den Knien sitzt sie im frühlingshaften Wind, loggt sich ins Uni-Netzwerk ein. „Ich muss mich erst mal orientieren“, sagt sie. 20 Meter weiter wartet ein Student – der Englisch auf Lehramt macht – auf seinen Arbeitsplatz in der Bibliothek, den man vorher online anmelden muss: „Zu Hause Lernen ist schwierig, da wird man zu viel abgelenkt.“
Verblasste Plakate werben für Parties am 13. März – dem Tag des ersten Lockdown
Seit sieben Monaten ist die Uni weit weg von dem, was man Regelbetrieb nennt. Mitte März kam der erste Lockdown, irgendwo zwischen den Eingängen R 11 und R 13 auf dem Uni-Campus hängen heute noch verblasste Partyplakate, die für Veranstaltungen werben. Termin: Freitag, 13. März. Das war der Tag, als bekannt wurde, dass alles schließt, auch die Schulen und Hochschulen.
Seitdem hat die Hochschule das Meiste ins Netz verlagert, vor allem die Veranstaltungen der so genannten „Buchwissenschaften“, so nennt es Uni-Sprecherin Cathrin Becker. Der Anteil von Präsenzveranstaltungen sei am höchsten in der Medizin und den Naturwissenschaften – dort, wo echte Übungen an Modellen durchzuführen seien oder die Arbeit im Labor nicht zu Hause am Laptop simuliert werden kann.
„Ganz schön chaotisch“ sei das am Anfang gewesen, berichtet Lehramts-Student Leo (20), der am Montag über den Campus irrt und einen Raum sucht, in dem es angeblich eine Präsenz-Veranstaltung geben soll. „Für manche Studenten ist das Distanzlernen gut, für andere nicht so. Für mich eher nicht.“
Kaum Lockerungen zwischendurch
Auch wenn – zumindest in der Rückschau betrachtet – die Sommermonate trotz Corona annähernd normal verliefen: An der Uni gab es nur geringfügige Lockerungen, berichtet Uni-Sprecherin Cathrin Becker. Große Vorlesungssäle seien nur für Prüfungen mit maximal 50 zugelassenen Kandidaten benutzt worden, und die Uni müht sich nach Kräften, vor allem die Studienanfänger zu betreuen, denen jetzt alles fehlt, was den Start an der Hochschule eigentlich ausmacht: Gemeinsam mit anderen Erstsemestern in der Cafeteria über Stundenplänen brüten, gemeinsam im Hörsaal erste Eindrücke sammeln – und nicht zuletzt: gemeinsames Feiern, neue Leute.
Viele Infos für Erstsemester auf der Uni-Homepage
Die Uni Duisburg-Essen hat so gut wie das gesamte Portal ihrer Homepage für Erstsemester freigeräumt. Wer die Internet-Seite der Hochschule aufruft, hat sofort die Wahl zwischen Erstsemester-Specials, einer virtuellen Campus-Führung, Checklisten für den Studienstart und Terminübersichten für Einführungsveranstaltungen: www.uni-due.de
Ob im letzten Sommersemester, dem ersten Semester mit Corona, die Zahl der Studienabbrecher gestiegen ist, kann die Hochschule derzeit noch nicht sagen. Die aktuelle Studentenzahl der Uni Duisburg-Essen liegt bei knapp 43.000 und somit konstant bis leicht steigend.
Um mehr Orientierung zu bieten, hat die Uni Duisburg-Essen seit Juli ein Erstsemesterportal aufgebaut, das ständig erweitert wird. Das Mentoring-System, bei dem ältere Studenten die neuen begleiten, sei ausgeweitet worden, das Gleiche gilt für die Sprechstunden von Studienberatung und anderen Servicestellen.
Und die Mensa am Campus Essen? Feierte nach Monaten des Lockdown groß die Wiedereröffnung am 19. Oktober, und jetzt, Anfang November, gibt es schon wieder massive Beschränkungen. Zwei Leute maximal dürfen an einem Tisch sitzen. Die gelbe Cafeteria hat komplett auf „to go“ umgestellt, die rote Cafeteria bleibt ganz geschlossen.
Aushänge in den Schaukästen: verblichen. Bänke und Sitze: gesperrt mit Flatterband. Die Uni gleicht einem Geisterhaus. Uni-Sprecherin Cathrin Becker sagt: „Gewünscht ist, dass es mehr Präsenzanteile gibt, vor allem in der Studien-Eingangsphase. Aber eine komplette Rückkehr in die Hörsäle, Seminarräume und auch Forschungslabore wird es nicht geben.“
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