Essen-Rüttenscheid. Immer wieder geraten Radfahrer und Fußgänger an der Fahrradstraße in Essen-Rüttenscheid aneinander. Welche Maßnahme deshalb nun geplant ist.

Knapp anderthalb Jahre nach Eröffnung der Fahrradstraße in Rüttenscheid kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmerinnen- und -teilnehmern. Um Streit zwischen Fußgängern und Radfahrern vorzubeugen, sollen dort nun abgeplatzte Piktogramme wieder aufgebracht werden. Diese Symbole zeigen Fahrradfahrern an, dass der frühere Radweg nun ausschließlich für Menschen reserviert ist, die zu Fuß unterwegs sind.

Zum Hintergrund: Vor den Zeiten der Fahrradstraße war der Radweg an der Rüttenscheider Straße durch eine rote Pflasterung gekennzeichnet. Dieser Weg besteht immer noch, ist aber inzwischen den Fußgängern vorbehalten – denn Fahrradfahrer haben ja jetzt auf der Straße Vorrang. Durch die rote Farbe kann es jedoch schnell so wirken, als handele es sich immer noch um einen Fahrradstreifen. Deshalb entschied sich die Stadt für Fußgänger-Piktogramme als optisches Hilfsmittel, um Radfahrer daran zu erinnern.

Farbe auf dem Gehweg in Rüttenscheid platzte schnell ab

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Nach relativ kurzer Zeit war allerdings die Farbe – genauso wie an mehreren Stellen auf den Fahrradstraßen der Stadt – abgeblättert. Das Amt für Straßen und Verkehr geht davon aus, dass die Beschaffenheit des Untergrundes für diese Panne verantwortlich ist. Im September 2021 kündigte Stadtsprecher Patrick Betthaus an, die Verwaltung wolle an verschiedenen Stellen testen, welche Farbe sich besser eignen würde.

Die Bezirksvertretung (BV) II hat nun beschlossen, die Verwaltung mit der Aufbringung neuer Fußgänger-Piktogramme zu beauftragen und übernimmt die Kosten dafür aus dem eigenen Haushalt. Markus Panofen, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtteilparlament, hatte den entsprechenden Antrag eingebracht. Der Bezirksvertreter erlebt, dass es auf der Rüttenscheider Straße regelmäßig zu kleineren Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern kommt.

Essener CDU-Bezirksvertreter: Problem kann man mit wenig Aufwand beheben

Eine Situation ist ihm dabei besonders im Kopf geblieben. „Ein Radfahrer beschwerte sich auf Facebook, er sei auf dem roten Streifen gefahren und dann von Fußgängern und einem Gastronomen angegangen worden“, berichtet Panofen. „Daraufhin gab es heftigen Gegenwind für ihn, weil er ja falsch gefahren war.“ Viele Verkehrsteilnehmer wüssten einfach immer noch nicht, welche Regeln gelten. „Es ist ein relativ kleines Problem. Aber eines, das wir mit wenig Aufwand beheben können“, so der CDU-Politiker. „Und möglicherweise können wir so verhindern, dass das Problem groß wird.“

Radfahrer fahren seit Einrichtung der Fahrradstraße in Rüttenscheid auf der Straße, nicht mehr auf dem roten Radstreifen.
Radfahrer fahren seit Einrichtung der Fahrradstraße in Rüttenscheid auf der Straße, nicht mehr auf dem roten Radstreifen. © FUNKE Foto Services | Tobias Harmeling

Wie Stadtsprecher Betthaus mitteilt, sollen die neuen Gehweg-Piktogramme an den Standorten aufgebracht werden, an denen Radfahrer in der Vergangenheit auf die rot gepflasterten Radwege auffahren konnten. „Dies ist in der Regel in Fahrtrichtung nach einmündenden Querstraßen“, so Betthaus. „Die Piktogramme werden dann am Beginn des heutigen Gehweges aufgebracht.“ Unter Berücksichtigung von Lieferzeiten und der Wetterverhältnisse gehe das Amt für Straßen und Verkehr allerdings derzeit davon aus, dass das erst Mitte April passieren wird.

Essener ADFC Vorsitzender: Konflikte existieren, weil Radstraße nicht funktioniert

Und wie will die Stadt verhindern, dass die Piktogramme wieder innerhalb kurzer Zeit abplatzen? „Auf Gehwegen sind sie nicht so starken Abnutzungserscheinungen ausgesetzt wie die Markierungen auf der Fahrbahn. Auf der Fahrbahn werden Markierungen von schweren Fahrzeugen überrollt, was die Haltbarkeit in der Regel vermindert“, erklärt Betthaus. Dennoch wolle man auch für die Gehweg-Piktogramme ein hochwertigeres Material verwenden, um eine bessere Haltbarkeit zu gewährleisten.

Mirko Sehnke, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Essen, beobachtet ebenfalls, dass Fußgänger und Radfahrer auf der Rüttenscheider Straße ein ums andere Mal aneinandergeraten. Daran ist seiner Ansicht nach allerdings nicht die Unwissenheit der Radfahrer schuld – weshalb er die Wirksamkeit der Piktogramme eher gering einschätzt. „Die Konflikte gibt es, weil die Fahrradstraße nicht funktioniert“, sagt Sehnke. „Die Radfahrer stehen dort nur im Stau, was sie dazu verleitet, auf dem Gehweg zu fahren. Auch, wenn das natürlich nicht richtig ist.“

Kinder dürfen weiter auf dem Gehweg fahren

Aus Sehnkes Sicht müsste die rote Pflasterung komplett entfernt werden, wenn man es richtig machen wollte. „Wer nicht ortskundig ist, sieht die Piktogramme vielleicht gar nicht und denkt automatisch, er dürfte auf dem roten Streifen fahren“, so der ADFC-Vorsitzende. Für ihn außerdem ein wichtiger Punkt: „Kinder bis bis acht Jahre müssen auf dem Gehweg fahren, bis zehn Jahre dürfen sie es – auch in Begleitung eines Erwachsenen.“ Leider habe er schon häufig erlebt, wie zum Beispiel Mütter heftig angegangen worden seien, weil sie mit ihren Kindern auf dem roten Streifen unterwegs waren.