Essen. Die Stadt hat Radfahrer und Fußgänger zu zwei neuen Fahrradstraßen in Essen befragt. Was der ADFC zu den Ergebnissen sagt.
- Die Stadt Essen wollte wissen, ob und wie die neuen Fahrradstraßen funktionieren.
- Dazu hat sie die Anzahl der Radfahrer zählen lassen, diese zudem befragt, aber auch Fußgänger interviewt.
- Im Ergebnis kommen viele Pluspunkte zusammen, unter anderem sind mehr Radfahrer unterwegs. Aber es gibt auch Minuszeichen.
Nicht nur die Umwandlung der Rüttenscheider Straße in eine Fahrradstraße sorgt für Diskussionsstoff, auch über die Fahrradachsen zwischen Südviertel und Frohnhausen sowie Steele und Zollverein wird debattiert. Nun legt die Stadt die Ergebnisse von Zählungen und Befragungen zu beiden Trassen vor. Die Bilanz enthält aber nicht nur positive Werte.
Rund mehr als ein Drittel Radfahrer auf der Strecke unterwegs
Auf der Achse A (Südviertel-Frohnhausen) sind danach deutlich mehr Radfahrer unterwegs, meist handelt es sich um gut ein Drittel. Bei der Achse C (Steele-Zollverein) ist das Ergebnis nicht so einheitlich. Die Erhebungen erfolgten an insgesamt fünf Zählstellen und jeweils im Juni 2019 und Juni 2021. Die Daten im Einzelnen zu A: Keplerstraße (2019: 326, 2021: 586), Gemarkenstraße (744/1078), Witteringstraße 668/1082). Auf der Strecke C wurde an der Theobaldstraße in Katernberg gezählt. Dort hat sich mit 414 Radlern in diesem Jahr gegenüber 176 in 2019 die Anzahl sogar mehr als verdoppelt. An der anderen Messstelle Eckenbergstraße in Kray sieht das Ergebnis eher mau aus. Denn dort sank die Zahl der Radfahrer, wenn auch nur geringfügig. Statt 164 waren es nur 160.
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Zusätzliche Fahrradbügel
Nach Ansicht des ADFC sollte es auf beiden Achsen noch weitere Beschilderungen geben, damit alle Verkehrsteilnehmer darauf hinzuweisen, dass es sich um Fahrradstraßen handelt.Darüber hinaus sollten auch gerade in an den Abbiegungen in Kreuzungsbereichen noch zusätzliche Fahrradbügel aufgestellt werden. Das hat nach Worten von Sehnke mehrere Vorteile. Radfahrer haben Gelegenheit, ihr Rad abzustellen, an den Orten haben Autofahrer keine Möglichkeit mehr, ihren Pkw zu parken und schließlich behindern die abgestellten Wagen auch nicht die Sicht der Verkehrsteilnehmer.
Nun hat die Verwaltung aber nicht nur Zählungen vorgenommen, sondern auch Radfahrer und Fußgänger befragt und auch das wieder einmal vorher (insgesamt 254 Interviewpartner) und einmal nach der Umwandlung (217 Befragte). Die Auswertung zeigt, so die Stadt, dass die Achsen A und C von rund 40 Prozent der Radfahrer mit sehr gut und gut beurteilt werden. Vor der Inbetriebnahme hätten lediglich 20 Prozent der Radler ein solches Urteil abgegeben. Ähnlich verhalte es sich bei der Frage nach der „gefühlten Sicherheit“. Auch hier gebe es einen Anstieg von 20 auf 40 Prozent bei den Fahrern, die „eher sicher“ oder „sicher“ als Antwort gaben.
ADFC sieht Nachbesserungsbedarf auf der Strecke zwischen Steele und Zollverein
Zufrieden zeigen sich auch die Fußgänger. Bei der Befragung bewerteten circa 62 Prozent ihre Situation nach der Inbetriebnahme der Fahrradstraßenachsen als gut bis sehr gut, zuvor lag der Wert bei etwa 40 Prozent. Die Passanten wurden aber auch danach gefragt, ob sie sich sicher fühlen. Hier allerdings gibt es ein – wenn auch eher kleines – Minuszeichen. Bevor die Fahrradachsen umgesetzt wurden, fühlten sich rund 75 Prozent der Fußgänger sicher, seitdem die Achsen eingerichtet sind, sank dieser Wert auf 70 Prozent.
Für die Achse C gebe es auch noch deutlichen Nachbesserungsbedarf, sagt der ADFC-Vorsitzende Mirco Sehnke. Der große Nachteil bestehe darin, dass es sich nicht um eine durchgehende Verbindung handele, beispielsweise im Bereich Steele und am Barbarossaplatz in Stoppenberg. Auf der Achse A gebe es wohl noch immer das Problem der Markttage auf der Gemarkenstraße in Holsterhausen. Dort käme es zu Konflikten zwischen Besuchern und Radfahrern, die zu den Zeiten auf andere Strecke ausweichen sollten.