Essen. Endlich wieder Kultur: „Kunstbaden“-Erfinderin Jelena Ivanovic plant Open-Air-Projekt in Borbeck. Was Gäste in der ehemaligen Box-Arena erwartet.
In den 1950er Jahren wurde in der Borbecker Dubois-Arena noch geboxt. In diesem Sommer werden sich die Tänzer, Sänger und Musiker der Stadt nach monatelangem Lockdown hier mit Energie und Spielfreude gegen den von manchen schon befürchteten Corona-K.o. stemmen. „Mach Ma ….. Sommer“ heißt das Projekt, das dem Kulturleben der Stadt endlich wieder auf die Beine helfen will.
Ort mit wechselvoller Geschichte
Die Dubois-Arena ist nach dem früheren Boxer und ersten Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer Ernst Dubois benannt. Bei der Eröffnung im August 1950 verfolgten rund 20.000 Zuschauer die Kämpfe der Deutschen Amateurbox-Meisterschaften. Boxgrößen wie Bubi Scholz, Peter Müller und Archie Moore traten hier in den ersten Jahren zum Wettkampf an.
Ende der 1960er Jahre begann die wechselvolle Zeit der Dubois-Arena. Gleich mehrfach wurde die einstige Wettkampfstätte wegen baulicher Mängel geschlossen und wiedereröffnet. Mitte der 1990er Jahre erlebte die Freiluft-Arena nach Umbau und Sanierung die Wiedereröffnung als Amphitheater. Von der kreisrunden Tribüne blieb allerdings nur noch ein Halbkreis.
Nicht nur das Schönebecker Jugendblasorchester hat die Arena als Auftrittsort genutzt. Zuletzt machte auch das Oberhausener Theater an der Niebuhrg die einstige Boxkampfstätte zum Freilufttheater.
All jenen, die die Arena vis-à-vis von Schloß Borbeck noch nicht in Augenschein genommen haben, wird es beim ersten Besuch wohl so ergehen wie Jelena Ivanovic und Markus Stollenwerk, die die Dubois-Arena vor einem Jahr eher durch Zufall entdeckt haben – und staunten: „Sowas steht in Essen!“ Ein bisschen versteckt hinter hohen Hecken und in der über 70-jährigen Geschichte schon mehrfach geschlossen und wieder neu genutzt, wartet die einst größte Freiluft-Arena Deutschlands heute in verkleinerter Form auf eine Wiedererweckung. Boxkämpfe, Konzerte, Open Air Theater und Kinderkarneval haben hier in den vergangenen Jahrzehnten schon stattgefunden. Ab Juli soll es wieder von allem geben – Kindertheater, Konzerte, Chormusik, Tanz. Vorstellungen sind sowohl wochentags wie an den Wochenenden geplant – und das den gesamten Juli über.
Die EMG unterstützt das Projekt
Für das ehrgeizige Unternehmen hat die Essener Kulturmanagerin Jelena Ivanovic bereits Unterstützung von Stadt und Bund bekommen. Unter anderem fließen Mittel des Förderprogramms „Neustart Kultur“ in die Produktionen. Bei Fragen der Infrastruktur, Logistik, Sicherheit und beim Hygienekonzept gibt es Unterstützung der Essen Marketing GmbH (EMG).
„Mach Ma . . . Sommer“ ist damit das, was die Politik zuletzt sogar per Ratsentscheid auf den Weg hat bringen wollen. Eine Veranstaltungsreihe, die der Essener Kulturszene wieder Hoffnung geben soll – und Auftrittsmöglichkeiten. „Es geht uns darum, einen Ort zu schaffen, an dem wir trotz Corona spielen können“, sagt Jelena Ivanovic. Das Sommerfestival sei auch ein Signal an die Politik, „dass Kulturveranstaltungen differenzierter gedacht werden müssen“, findet Markus Stollenwerk. Derzeit gebe es nur die Varianten „zu oder auf. Doch so gehen uns die Leute von der Stange. Wir müssen etwas machen, damit Kultur wieder verlässlich stattfinden kann“, sagt Stollenwerk.
„Mach Ma“, dachte sich also Jelena Ivanovic, die mit der Reihe „Kunstbaden“ im Grugapark längst eine erfolgreiche Kultur-Marke etabliert hat. Von der Bespielung der Dubois-Arena hat sie schon im vergangenen Mai geträumt, als noch keiner ahnen konnte, dass die Kultur ein Jahr später immer noch ohne Auftrittsmöglichkeiten sein würde.
Bühne für Solokünstler und Ensembles
Die Bespielung der Arena sorgt dabei freilich für größere Herausforderungen. Absperrungen müssen her, Sanitäranlagen aufgebaut, Ein- und Auslass unter Corona-Schutzauflagen geregelt werden. Auch wenn je nach Lage der Pandemie mit ausreichend Abstand wohl nur rund 300 Plätze im großzügigen Halbrund der Arena besetzt werden dürften. Dort sollen Essener Solokünstler und Ensembles der freien Szene ebenso ihren Auftritt haben wie Künstler der Essener Theater und Philharmonie. Die Resonanz aller Beteiligten sei extrem positiv gewesen, berichtet Jelena Ivanovic.
Sommer also muss es werden, am liebsten schön lang und herrlich lau. Denn das „Mach Ma . . . Sommer“-Team hat sich viel vorgenommen. Ein eigenes Kinderstück wird fürs Nachmittagsprogramm produziert, dazu soll ein fünftägiges Kindermusikfestival auch die jungen Besucher abholen. An den Wochenenden warten Tanz, Theater und Musikprogramme aufs Publikum. Auf das Open-Air-Angebot dürften viele gewartet haben. Das komplette Programm soll in Kürze vorgestellt werden.